Hallo zusammen!
Hier sind wieder die Märchenjungs Dawson , Drystan & Maverick!

Sicherlich stand jede*r von uns schon einmal vor der Überlegung, welchen Weg er oder sie im Leben einschlagen sollte, um ein Ziel zu erreichen. Oft ist es gar nicht so leicht sich zu entscheiden, da man für gewöhnlich keinen Blick in die Zukunft werfen kann. Den leichten Weg zu gehen erscheint oftmals verlockend, doch erreicht man sein Ziel nicht eher durch Anstrengung? Und ist dies am Ende nicht erfüllender, wenn man es geschafft hat? Manchmal wird einem die Entscheidung jedoch einfach abgenommen. Und wenn das Glück einem in den Schoß fällt, so sollte man es annehmen können, nicht wahr? Im heutigen Märchen geht es ebenfalls um Wege und um ein großes Ziel!
 
Und nun Bühne frei für das fünfzehnte Märchen, das wir euch präsentieren dürfen:
(KHM 63), ein Text von den Brüdern Grimm
Die Drei Federn
Hier kommt das Trimagische Team im Dialog!
*rennt hier ganz aufgeregt durch*
Okay Leute, haltet euch fest! Ich glaub, ich hab Drystans Lieblingsmärchen gefunden! Seid ihr bereit? Habt ihr festen Halt?
Trommelwirbel
Die DREI Federn! Drei! Drys! Das ist DEINE Zahl!
*hebt eine Augenbraue und grinst*
Soso. Ja, die magische Zahl Drei… Klingt vom Titel her schon vielversprechend.
Ist es auch! Also legt die Füße hoch und macht’s euch gemütlich!
*räuspert sich und schlägt sein Muggelmärchenbuch auf, während er seine Brille auf die Nase befördert*
Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, davon waren zwei klug und gescheit, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig und hieß nur der Dummling. Als der König alt und schwach war und an sein nahendes Ende dachte, wusste er nicht, welcher von seinen Söhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen:
 
"Zieht aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König sein."
Der Mann steht mit einem Bein im Grab und wünscht sich einen Teppich? Als ob er nicht andere Sorgen hätte!
Und nicht einmal magisch wie in arabischen Märchen soll er sein.
Offensichtlich nicht. Vielleicht hat er sein Vermögen nicht ordentlich zusammengehalten und musste einen Teil seines Besitzes veräußern?
Es könnte ja auch sein, dass er insgeheim Schulden hatte? An dieser Stelle: Vorsicht Kinder, haltet euch von nicht gewinnbaren Wetten und Glücksspielen fern!
Möglicherweise schämt er sich nun für eine karge, unästhetische Inneneinrichtung. Aber ich habe gehört, dass Menschen ab einem gewissen Alter wunderlich werden können.
Wunderlich trifft’s ganz gut! Passend zu dem Vorschlag, den der Alte den Dreien machte! Denn damit es keinen Streit unter ihnen gab, führte er sie vor sein Schloss, blies drei Federn in die Luft und sprach:
 
"Wie die fliegen, so sollt ihr ziehen."

Die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber geradeaus, und flog nicht weit, sondern fiel bald zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere ging links, und sie lachten den Dummling aus, der bei der dritten Feder, da, wo sie niedergefallen war, bleiben musste. Der Dummling setzte sich nieder und war traurig. Da bemerkte er auf einmal, dass neben der Feder eine Falltür lag. Er hob sie in die Höhe, fand eine Treppe und stieg hinab. Da kam er vor eine andere Tür, klopfte an und hörte, wie es inwendig rief:
 
"Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hutzelbeins Hündchen,
Hutzel hin und her,
lass geschwind sehen, wer draußen wär."

Die Tür tat sich auf, und er sah eine große dicke Itsche sitzen und rings um sie eine Menge kleiner Itschen.
*richtet sich etwas argwöhnisch die Brille*
Was bei Merlins meterlangen, weißen Bart ist denn eine Itsche?
Eine Itsche ist eine Kröte!
Und sie kann sogar sprechen! Ob die wohl verwandelt wurde?
Woah! Oder sie ist ein Animagus! Das wär doch mal eine ordentliche Wendung, wenn sich die Kröte in eine Hexe verwandeln würde! In so eine hübsche, wisst ihr? Mit dunklen, langen, leicht gewellten Haar und stechend grünen Augen, die einem das Gefühl verleihen, seine Seele preiszugeben, wenn man ihren Blick nur erwidert! Und mit ganz zarten, weichen Gesichtszügen, wie bei einer Fee! Aber natür-
Mavi…
Hast du etwa an einem Amortentia genippt?
*blickt besorgt zu Dawson*
Wäre nicht das erste Mal, dass hier Pralinen mit Liebestrankfüllung im Umlauf sind!
Oder er hat sich auf natürlichem Weg verliebt.
*zuckt mit den Schultern*
Aha!?
*grinst breit*
So ein Quatsch…
*räuspert sich und rückt sich etwas unwohl in seinem Sessel hin und her, ehe er fortfährt*
Die dicke Itsche jedenfalls fragte, was sein Begehren wäre. Er antwortete:
 
"Ich hätte gerne den schönsten und feinsten Teppich."

Da rief sie einer Jungen zu und sprach:
 
"Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hutzelbeins Hündchen,
Hutzel hin und her,
bring mir die große Schachtel her."

Die junge Itsche holte die Schachtel und die dicke Itsche machte sie auf und gab dem Dummling einen Teppich daraus, so schön und so fein, wie oben auf der Erde keiner konnte gewebt werden. Da dankte er ihr und stieg wieder hinauf.
Diese Ober-Itsche wollte keine Gegenleistung dafür?
Die plant doch sicher noch was!
Wie holt eine Kröte eigentlich eine Schachtel, wenn sie auf ihren vier Beinen hüpft?
Mit dem Maul?
Und wie öffnet sie diese wohl?
Wenn es ein verzauberte Kröten waren, dann konnten die mit Sicherheit auch ihre vorderen Füßchen als Hände nutzen! Aber das können wir auch der Fantasie unseres fleißigen Mitlesers überlassen!
*senkt wieder den Blick aufs Buch*
Die beiden anderen hatten aber ihren jüngsten Bruder für so albern gehalten, dass sie glaubten, er würde gar nichts finden und aufbringen.
 
"Was sollen wir uns mit Suchen groß Mühe geben?",

sprachen sie, nahmen dem ersten besten Schäfersweib, das ihnen begegnete, die groben Tücher vom Leib und trugen sie dem König heim. Zu derselben Zeit kam auch der Dummling zurück und brachte seinen schönen Teppich und als der König den sah, staunte er und sprach:
 
"Wenn es dem Recht nach gehen soll, so gehört dem jüngsten das Königreich."
Klingt ganz danach, als wäre der König über diesen Ausgang nicht sehr begeistert. Aber genau genommen hat sich der Jüngste auch keine Mühe gegeben, sondern hatte einfach Glück und war neugierig sowie mutig genug, um sich anzuschauen, wohin diese Falltür führte.
Das musste aber eine ordentliche Prise Glück gewesen sein! Es hätte ja auch Merlin weiß was hinter dem Holz lauern können! Ein riesiger, dreiköpfiger Hund zum Beispiel, der es liebt, andere vollzusabbern!
So wie die zwei anderen - nun rein sinnlich gesprochen - die ihrem Vater keine Ruhe ließen und sprachen, unmöglich könnte der Dummling, dem es in allen Dingen an Verstand fehlte, König werden, und baten ihn, er möchte eine neue Bedingung machen. Da sagte der Vater:
 
"Der soll das Reich erben, der mir den schönsten Ring bringt!",

führte die drei Brüder hinaus und blies drei Federn in die Luft, denen sie nachgehen sollten. Die zwei ältesten zogen wieder nach Osten und Westen und für den Dummling flog die Feder geradeaus und fiel neben der Erdtüre nieder.
Soll man nicht aus Fehlern lernen?
Mir scheint auch, dass der Dummling diese Bezeichnung zu Unrecht trägt.
Ganz eurer Meinung, Jungs! Auch, wenn der Dummling leichtsinnig scheint, so sind die beiden Brüder einfach nur schlechte Verlierer, die ihre Niederlage nicht akzeptieren wollen! Jedenfalls… stieg er wieder hinab zu der dicken Itsche und sagte ihr, dass er den schönsten Ring brauchte. Sie ließ sich gleich ihre große Schachtel holen und gab ihm daraus einen Ring, der glänzte von Edelsteinen und war so schön, dass ihn kein Goldschmied auf der Erde hätte machen können. Die zwei ältesten lachten über den Dummling, der einen goldenen Ring suchen wollte, gaben sich gar keine Mühe, sondern schlugen einem alten Wagenring die Nägel aus und brachten ihn dem König. Als aber der Dummling seinen goldenen Ring vorzeigte, so sprach der Vater abermals:
 
"Ihm gehört das Reich."
Na also, nun klingt der König schon überzeugter. Und die Brüder könnten echt als ‘Faullinge’ bezeichnet werden.
Das hört sich nach einem magischen Tierwesen an.
Oh ja! Und wenn man von einem Faulling gestochen wird, dann ist man plötzlich ganz träge.
*zwinkert und grinst schief*
Wir werden bestimmt auch noch erfahren, dass von nichts auch nichts kommt!
*liest schnell weiter, um mehr zu herauszubekommen*
Die zwei ältesten ließen nicht ab, den König zu quälen, bis er noch eine dritte Bedingung machte und den Ausspruch tat, der sollte das Reich haben, der die schönste Frau heimbrächte. Die drei Federn blies er nochmals in die Luft und sie flogen wie die vorherigen Male.
Da ging der Dummling ohne weiteres hinab zu der dicken Itsche und sprach:
 
"Ich soll die schönste Frau heimbringen." - "Ei!"

antwortete die Itsche:
 
"Die schönste Frau! Die ist nicht gleich zur Hand, aber du sollst sie doch haben."

Sie gab ihm eine ausgehöhlte gelbe Rübe mit sechs Mäuschen bespannt. Da sprach der Dummling ganz traurig:
 
"Was soll ich damit anfangen?"

Die Itsche antwortete:
 
"Setze nur eine von meinen kleinen Itschen hinein."

Da griff er auf Geratewohl eine aus dem Kreis und setzte sie in die gelbe Kutsche, aber kaum saß sie darin, so wurde sie zu einem wunderschönen Fräulein, die Rübe zur Kutsche, und die sechs Mäuschen zu Pferden.
Ähm… er befindet sich immer noch in einem Raum unter der Erde, richtig? Und da passt plötzlich eine Kutsche rein? Klingt mir stark danach, als wäre ein Ausdehnungszauber eingesetzt worden. Doch wie kommt die Kutsche mit den Pferden denn durch die Öffnung der Falltür?
Irgendwie hat das doch etwas von Cinderella. Nur ohne Romantik, wenn er die erstbeste Kröte wählt. Und geküsst hat er sie ja nicht, wenn ich da an die typische Erlösung durch den Kuss der wahren Liebe im Märchen denke.
An Froschkönig erinnert es mich auch. Nur in der weiblichen Variante und andersherum. Davon abgesehen wissen wir aus dem Verwandlungsunterricht, dass es nicht möglich ist, ein Tier in einen wirklichen Menschen zu verwandeln und umgekehrt.
Ohhhh, stimmt! Ich erkenne auch gewisse Parallelen! Dann ist die dicke Kröte also sozusagen die “gute Fee” und eine der Jüngsten “der verwandelte Prinz”! Ob es wohl auch noch…
*überfliegt kurz die darauffolgenden Zeilen*
Ohhh! Ohohoho… Ohoo!
Was ist?
Was steht da?!
Hehe...
Mavi!
Da küsste er sie, jagte mit den Pferden davon und brachte sie zu dem König!
Das ist ja wirklich in der falschen Reihenfolge!
Und sie ist in Wahrheit eine Kröte!
Es geht noch weiter…! Seine Brüder kamen nach, die hatten sich gar keine Mühe gegeben, eine schöne Frau zu suchen, sondern die ersten besten Bauernweiber mitgenommen. Als der König sie erblickte, sprach er:
 
"Dem Jüngsten gehört das Reich nach meinem Tod."

Aber die zwei ältesten betäubten die Ohren des Königs aufs neue mit ihrem Geschrei:
 
"Wir könnens nicht zugeben, dass der Dummling König wird!"

und verlangten, der sollte den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen könnte, der da mitten in dem Saal hing.
Ist das wieder so ein zweifelhaftes Dekorationsobjekt?
Ich kanns mir auch nicht wirklich vorstellen… Irgendwie hat mein Kopf einen Kronleuchter vor Augen… Vielleicht ja sowas ähnlich? Die Brüder jedenfalls dachten sich:
 
"Die Bauernweiber können das wohl, die sind stark genug, aber das zarte Fräulein springt sich tot."
Bei Merlin, von so einem zukünftigen König träumt man doch, der den Tod seiner Untertanen billigend in Kauf nimmt. Tz! Aber was rede ich, man braucht sich nur anzuschauen, was aktuell um uns herum geschieht.
Aber es wird Zeit, dass der alte König abgelöst wird, wenn der in seinen Entscheidungen so schwankt.
*nickt betroffen*
Und der alte, senile König gab das auch noch zu. Da sprangen die zwei Bauernweiber, sprangen auch durch den Ring, waren aber so plump, dass sie fielen und ihre groben Arme und Beine entzwei brachen. Darauf sprang das schöne Fräulein, das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang so leicht hindurch wie ein Reh und aller Widerspruch musste aufhören. Also erhielt er die Krone und hat lange in Weisheit geherrscht.
Autsch! Und niemand fühlte sich weiter für die beiden verletzten Frauen verantwortlich, was? Heiratete der weise Dummling nun dieses Krötenmädchen? Oder kehrte es wieder in das unterirdische Reich zurück zu seiner Krötenmutter?
I-Ich… Das steht-
*wendet das Buch und blättert überfordert hin und her*
Die Kröte steht übrigens für Glück, Reinheit, Fruchtbarkeit und Metamorphose. Alle diese Attribute werden in diesem Märchen dargestellt. Und habt ihr’s bemerkt? Wir hatten hier sogar dreimal die Zahl Drei: drei Federn, drei Brüder, drei Aufgaben.
Und die gemeinen Brüder wurden gar nicht bestraft!
Ja, damit hätte ich am Ende nun schon gerechnet. Aber Misserfolg ist oft Strafe genug. Das Märchen lässt leider ein paar Fragen offen.
Oh! Ohhh! Haltet euch nochmal fest, Leute! Jetzt kommt wieder DER Spruch des Tages:
 
Der Kluge ärgert sich über die Dummheiten, der Weise belächelt sie
– Curt Goetz

Und damit, meine lieben Freunde…
*nimmt ganz seriös die Brille von seiner Nase und klappt sie zu*
Schließen wir unsere Märchenstunde für heute ab.
Ende gut, alles gut.
*fasst sich ans Herz*
Du hast es erfasst, Dawsi… Du hast es erfasst...
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Worin lag wohl die Weisheit des Dummlings, der zum König wurde? Ganz nach dem Motto “Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah”, fand er alles, wonach er gesucht hatte, quasi direkt vor seinen Füßen. Dabei musste er sich nicht einmal anstrengen, doch der Jüngste begriff, wie hilfreich seine Entdeckungen von der Falltür und der Kröte waren. Ebenso erkannte er den Wert der Gaben, die ihm das hilfreiche Tier ohne Gegenleistung überreichte. Doch welche Moral soll uns vermittelt werden?
 
Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!

Und keine Panik - wir sind noch ausreichend genug versorgt mit euren Märchenvorschlägen, weshalb ihr dieses Mal keine Vorschläge abzugeben braucht! Wer jedoch extra darauf gewartet hat, uns diese wieder mitzuteilen, kann uns Dreien gerne eine Eule mit der dazugehörigen Märchenidee hinterlassen!
 
Somit verabschiedet sich das Trimagische Team für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.