Einen wunderschönen Sonntag an alle Zauberer und Hexen!

Ein großes fettes Danke an alle Teilnehmer - es sind zahlreiche Eulen angekommen und jede Geschichte hatte seinen besonderen Reiz. Kaum zu glauben, dass fast 30 Einsendungen in unsere Eulerei geflogen sind! Umso schwerer fiel es uns, sich letztendlich für einen Gewinner oder eine Gewinnerin festzulegen, da alle Geschichten toll geschrieben waren und einen im Januar wieder in weihnactliche Stimmung gebracht haben.

Damit die Bewertung der Geschichten möglichst fair ablaufen konnte, hat sich auch dieses Mal wieder eine Jury zusammengetan, bestehend aus: Gabriel Nightmare, Sacajawea Lipici, Malia Caskey und Lars Luminus. Jede Geschichte wurde in 5 Kategorien bewertet mit einer Punktzahl von 0 (Troll) bis 10 (Ohnegleichen) - die Kategorien sahen diesmal wie folgt aus:

 

Kreativität - Wie kreativ ist der Kerngedanke der Geschichte?
Realismus - Verhalten sich die Charaktere ihrem Alter entsprechend? Könnte das so in der magischen Welt passieren?
Aufbau - Ist die Handlung logisch aufgebaut? GIbt es evtl. zu viele Gedankensprünge oder ist es schwer, der Geschichte zu folgen?
Schreibstil - Ist der Text angenehm zu lesen? Gibt es Wiederholungen? Wie ist der Satzbau?
Persönlich - Persönliches Bauchgefühl

 

Anhand der gegebenen Punkte konnte jede Geschichte somit auf 200 Punkte kommen!

Aufgrund zahlreicher Einsendungen, haben wir uns dazu entschieden, auch dem 2. und 3. Platz eine Kleinigkeit zukommen zu lassen, in Form von je 500 bzw. 300 Galleonen.
Der Übersicht halber teilen wir unseren Beitrag in 3 Teile auf, damit jede Geschichte in Ruhe durchgelesen werden kann. Doch davor wollen wir euch die Plätze 10 - 4 zeigen:

 

Platz 10 Einsendung 13 – 166 Pkt. Maggie Mapplethorne
Platz 9 Einsendung 25 - 170 Pkt. Lisatin Naharis
Platz 8 Einsendung 12- 173 Pkt. Legdrasil Valfenor
Platz 7 Einsendung 8 – 175 Pkt. Mimi Peverell
Platz 6 Einsendung 15 – 175 Pkt. Lilie Lameria
Platz 5 Einsendung 26 - 178 Pkt. Firiel Moonshadow
Platz 4 Einsendung 7 – 181 Pkt. Serena Volmary

 

Weitere Platzierungen können privat bei Lars Luminus nachgefragt werden!

Doch nun wollen wir endlich Geschichten lesen! Den Anfang macht Platz 3, eine Geschichte von Rubina SilverravenHerzlichen Glückwunsch zu deiner Platzierung und den 300 Galleonen!

 


 

PLATZ 3 - RUBINA SILVERRAVEN:

 

Es war Weihnachten auf Hogwarts geworden. Die letzten drei Tage hatte es geschneit, als hätte sich das Wetter für den bisher eher warmen Winter entschuldigen wollen. Doch die wenigsten Schüler interessierten sich gerade für den Neuschnee, der ihnen hier auf Hogwarts sonst so viel Freude bereitete. Sie waren alle mit Packen beschäftigt, denn wie jedes Jahr fuhren die meisten der Schüler über die Feiertage nach Hause.
"Ich freue mich schon auf mein kleines Brüderchen. Ich habe ihn zuletzt in den Sommerferien gesehen", ertönte es von Feli aufgeregt. Im Zimmer 6 herrschte rege Geschäftigkeit. Feli, Frieda, Pat und Neisha, würden genauso wie Rubina selbst nach Hause fahren. Es war ein merkwürdiges Gefühl das erste Mal Weihnachten ohne einen von ihnen zu feiern. Die letzten drei Jahre, hatte sie Weihnachten immer bei oder mit einem von ihnen verbracht. Im ersten Jahr hatte sie Pat zu sich nach Hause eingeladen, im zweiten Jahr war die gesamte Rabenbande bei Leg eingeladen gewesen und im vergangenen Jahr war Frieda ihre Gastgeberin gewesen. Doch in diesem Jahr hatte sich - zumindest waren sich Rubina und Annie, ihre Großmutter, einig gewesen - ein Weihnachtswunder ereignet: Sylvia Silverraven, Rubina's Mutter, hatte sie um ein gemeinsames Weihnachten gebeten. Alleine, selbst ohne Annie!
Nicht nur, dass alleine der Umstand, dass sie ihre eigene Mutter ausgeladen hatte, schon höchst ungewöhnlich war. Normalerweise ließ Sylvia keine Gelegenheit aus sich als sorgende Tochter zu profilieren, obwohl Annie selbst ihr immer wieder bestätigt hatte es ginge ihr gut und sie bräuchte keine Hilfe. 'Ich bin zwar alt, aber nicht scheintot!', hatte ihre Großmutter immer gesagt. Und Rubina hatte ihr da zustimmen müssen. Annie sorgte sich doch fast alleine um ihre Enkelin und das Haus.
Aber noch merkwürdiger war, dass Sylvia anscheinend vergessen hatte, dass Rubina magische Fähigkeiten besaß. Sie selbst war zwar ebenfalls eine Hexe, aber seit dem Unfall ihres Mannes, bei dem er verstorben ist, verfluchte sie alles, was auch nur ansatzweise mit Magie zu tun hat. Sie hatte sogar ihren eigenen Eltern verboten zu zaubern, ihrer eigenen Tochter hatte sie erzählt, dass das alles Hirngespinste wären und sogar noch daran festhalten, als Rubina den Einladungsbrief aus Hogwarts in den Händen hielt. Und auch sonst hatte sich Rubina bei sich in der Heimat immer unwohl gefühlt. Dass ihre ehemaligen Klassenkameraden aus der Grundschule sie merkwürdig gefunden und sie deswegen gemieden hatten, war ihr mittlerweile egal. Wahrscheinlich hatten die anderen Kinder nur Angst vor ihr gehabt, weil sie mehr gewusst und gekonnt hatte, als sie alle. Einmal hatte die Dunkelhaarige es sogar zustande gebracht einen Vogel inmitten des Klassenzimmers zu beschwören, auch wenn sie nicht genau gewusst hatte, wie sie das vollbracht hatte. Ihre Lehrerin hatte es für einen Scherz gehalten und kein großes Fass deswegen aufgemacht. 'Rubina, Vögel gehören in Freiheit, nicht in Gefangenschaft, ja?', mit den Worten hatte sie es dabei belassen. Doch die anderen Kinder, hatten sie seitdem nur noch als 'Hexe' bezeichnet und waren ihr von da an aus dem Weg gegangen. Und ihre Mutter Zuhause hatte ihr dann noch den Rest gegeben. Es war die schlimmste Standpauke gewesen, die Rubina in ihrem Leben bekommen hatte. Irgendwann hatte die Dunkelhaarige ihrer Mutter nicht mehr zugehört und sich weinend in ihr Zimmer zurückgezogen. Drei Tage lang. Und ihre Großeltern waren die einzigen gewesen, die sich um sie gesorgt hatten. Sylvia hatte kein Mitleid gehabt, was immer wieder für heftigen Streit zwischen Annie und Sylvia gesorgt hatte. 'Mensch Sylvia! Sie ist deine Tochter, was hast du anderes erwartet?!' 'Warum kann sie nicht einfach ein normales Kind sein?' 'Sei doch froh, dass sie ist, wie wir.' 'Aber ich will das nicht!' 'Jacob hat sie geliebt, wie sie ist!'.
Bei dem Gedanken wischte sich Rubina eine Träne von den Wangen. Schnell schaute sie aus dem Fenster, sodass keiner ihrer Freundinnen auffallen würde, was mit ihr los war. Aber glücklicherweise waren sie alle mit ihren Koffern beschäftigt.
Ihre Mutter hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie lieber ein normales Kind gehabt hätte. Als dann auch noch die Kinder in der Schule anfingen sie zu ärgern, indem sie behaupteten sie hätte wahrscheinlich ihren Vater getötet, war die einzige, die ihr nicht helfen wollte Sylvia. Ihre Großeltern hatten sich größte Mühe gegeben ihr zu helfen, doch auch sie waren ohne Magie ziemlich machtlos. Also begannen sie dafür zu sorgen, dass sie die beste Kindheit bekommen sollte. All ihre schönen Erinnerungen hatte sie mit ihren Großeltern: die Nächte unter dem Sternenhimmel, geheime Magieübungsstunden im Keller und lange Tage am Strand.
"Alles in Ordnung mit dir?", holte eine ihr sehr vertraute Stimme sie zurück ins hier und jetzt. Es war Pat, die neben Leg ihre beste Freundin war und deswegen selbstverständlich über alles Bescheid wusste. Sie hatte es den beiden nach dem Jahresabschlussball im zweiten Schuljahr erzählt. Vorher waren sie bereits ein enges Gespann gewesen. Aber Rubina hatte den Eindruck, dass sie seitdem ein unzertrennliches Dreier-Gespann waren. Pat legte den Kopf schief und sah Rubina eindringlich an, als diese nicht sofort antwortete. „Ist es wegen Sylvia?“, fragte die Blondine nun leise, damit die anderen nichts davon mitbekamen. Rubina nickte stumm. Sie wusste noch immer nicht, ob sie sich freuen sollte, dass ihre Mutter endlich eine Bindung zu ihr aufbauen wollte, oder doch eher befürchten sollte, dass sich über Weihnachten eine Katastrophe ereignen würde. Ihre Mutter war bisher immer für eine Überraschung gut gewesen.
Pat umarmte sie und flüsterte ihr zu: „Das wird schon. Ich glaube sie will alles wieder gut machen, was sie bisher versäumt hat.“ Die Worte der zierlichen Hexe waren wirklich tröstlich, und langsam glaubte die Dunkelhaarige die Worte. Gerade noch war sie unentschlossen gewesen, und jetzt freute sie sich förmlich auf das Treffen. Aber ihre Freunde, nein ihre bessere Familie, würden ihr trotzdem fehlen! „Danke, Pat“, mit den Worten entließ sie ihre Freundin aus der Umarmung, damit sie weiter ihren Koffer packen könnte.
Im nächsten Moment sprang ihr Pat vor Schreck quasi in die Arme. Auch die anderen drei hatten sich nun umgewandt und starrten in Richtung des Fensters, wo Rubina und Pat noch immer standen. „Mensch Leg, du hast Pat fast zu Tode erschreckt!“, lachte die Dunkelhaarige nun, als die die Gestalt auf dem Besen vor ihrem Fenster erkannt hatte. Frieda kam schnell herangeeilt und öffnete das Fenster. „Leg, das ist so typisch von dir!“, sagte die Rothaarige gespielt empört und schüttelte den Kopf. „Na, glaubt ihr ich verschwinde einfach so, ohne mich von euch zu verabschieden?“, nun war es Leg, der auf beleidigt tat.
Natürlich wäre er nicht einfach so in die Weihnachtsferien aufgebrochen ohne sich von ihnen zu verabschieden! Grinsend schritt nun auch Rubina ans Fenster und umarmte den jungen Adler. Es war noch immer ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass sie sie alle erst im neuen Jahr wiedersehen würde. „Versprich mir, dass du mir schreibst!“, flüsterte die Dunkelhaarige ihrem besten Freund zu und drücke ihm unbemerkt ein kleines, blau eingepacktes Geschenk in die Hand. Dieses Jahr würden alle dasselbe bekommen: Sie hatte einen Kettenanhänger mit einem blauen Glasanhänger gebastelt. Eigentlich hatte sie vor ihnen allen erst Weihnachten die Geschenke zu zuschicken. Da sie Ceres, ihren schwarzen Waldkauz, nur ungern durch ganz Großbritannien jagen wollte, hatte sie sich entschieden ihnen die Geschenke aufs Bett zu legen, damit sie sie öffnen könnten, wenn sie zurück kamen. Bei Leg hätte die die Gelegenheit nicht, darum bekam er es als einziger vorher. „Natürlich!“, gab Leg leise zurück und umarmte sie noch mal etwas fester.
Nachdem sich nun alle von ihm verabschiedet hatten, lehnte sich der Blonde entspannt zurück: „Bist du fertig, Frieda? Dann fliege ich uns direkt zum Bahnhof.“ Die beiden würden Weihnachten wenigstens zusammen verbringen und einen kleinen Stich versetzte es Rubina schon. Doch nur wieso? Schnell schob sie den Gedanken beiseite, als Frieda vor ihr stand und sie umarmte. „Ich wünsche dir schöne Feiertage mit deiner Mutter. Du weißt, dass wir hinterher einen ausführlichen Bericht verlangen?“, lächelte die Rothaarige und rief dann Leg zu: „Warte unten auf mich! Ich komme sofort!“ Rubina grinste. Es war zu erwarten gewesen, dass ihre Freundin nicht auf den Besen steigen würde, nachdem Leg und Bella für ihre Aktion eine Strafarbeit aufgebrummt bekommen hatten. Ich wäre aufgestiegen, dachte die Dunkelhaarige und schüttelte amüsiert den Kopf, als Frieda dann mit ihrem Gepäck beladen das Zimmer verließ.
„Ihr habt noch 20 Minuten bis der Hogwartsexpress abfährt, beeilt euch lieber.“, bemerkte Leg und schaute zu Feli, Pat und Neisha, die genau wie er mit dem Zug fahren würden. „Rubi, bestell Grüße an deine Mutter!“, mit den Worten verabschiedete sich der junge Adler und winkte zum Abschied. Neisha schloss das Fenster und wandte sich an die anderen beiden: „Leg hat Recht, wir sollten uns wirklich beeilen... Mein Vater holt mich gleich ab, dann fliegen wir wieder nach Nordamerika ins Reservat. Seid ihr denn auch so weit?“, wollte die Halbindianerin nun wissen. Pat grinste nur leicht und deutete auf ihren gepackten Koffer. Feli hingegen schien noch etwas mit ihrem Gepäck zu kämpfen. „Ich kriege den Koffer einfach nicht zu! Verdammtes Ding!“, fluchte Feli, während sie auf dem Koffer sitzend versuchte die Schnallen zu schließen. Kurz fragte sich Rubina, ob Felicitas je Frieden mit ihrem Koffer schließen würde, doch aktuell sah das nicht danach aus. Pat und Neisha eilten Feli zu Hilfe und setzten sich nun ebenfalls auf den Koffer, während Rubina ihrer Freundin mit den Schnallen half. „Danke, sonst würde ich wahrscheinlich noch morgen Früh hier sitzen“, lachte Feli verlegen. Jetzt, wo die anderen drei auch fertig waren, hieß es für Rubina erneut Abschied zu nehmen. Sie umarmten einander, wünschten sich gegenseitig frohe Weihnachten, bestellten Grüße an die Eltern und versprachen sich einander zu schreiben. Hastig verschwanden die drei dann durch die Tür.
Nun saß Rubina alleine in Zimmer Nummer 6. Sylvia würde sie erst morgen früh abholen kommen, da sie aktuell noch einen wichtigen Termin mit der Kanzlei hatte. Die Dunkelhaarige seufzte. Was sollte die den restlichen Tag alleine nur machen? Alle waren sie auf dem Weg zu ihren Familien. Und hatten sie hier alleine gelassen. Natürlich hatten sie das nicht absichtlich, aber trotzdem fühlte sich die junge Ravenclaw elend.
Plötzlich schnurrte Merlin, ihr kleiner roter Kater, um ihre Beine. „Na, mein Kleiner? Willst du kuscheln?“, lachte Rubina und hob die Pelzkugel, wie Leg ihn oft nannte, auf ihren Schoß, wo er sich direkt zusammenrollte. Sein Schnurren wirkte, wie immer, sehr beruhigend auf Rubina, die ihn gedankenverloren hinter den Ohren kraulte. Doch nach einiger Zeit verstummte auch Merlin. Er war eingeschlafen, nur seine Pfoten zuckten ab und zu im Traum. Ob er wohl Mäuse jagt?, fragte sie sich amüsiert und ließ sich nun nach hinten auf das Bett fallen. Merlin beirrte das Ganze überhaupt nicht, er schlief einfach weiter.
Dann bemerkte Rubina unter ihrem Kopf einen Brief. Annie’s Brief! Den habe ich ganz vergessen!, neugierig riss sie den Umschlag auf. Es offenbarte sich ein blaues Pergament, wie Annie es immer nutze. Darauf erkannte die junge Ravenclaw die schnörkelige Schrift ihrer Großmutter:
Liebe Rubina, meine Kleine!
Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass ich Weihnachten nicht mit euch verbringen kann. Aber du weißt ja, dass Sylvia mich ausgeladen hat, damit ihr Weihnachten alleine verbringen könnt. Keine Sorge, ich habe dich nicht vergessen! Ich werde dir Weihnachten mein Geschenk schicken. Ich respektiere zwar Sylvias Wunsch euch alleine zu lassen, aber ich lasse mir nicht verbieten meiner Lieblingsenkelin etwas zu schenken!

Rubina grinste, als sie die ersten Worte ihrer Großmutter las. Natürlich war sie ihre Lieblingsenkelin, sie hatte ja auch sonst keine anderen. Noch immer grinsend las Rubina weiter: Ich verbringe die Feiertage bei einer Freundin von mir, die in Frankreich wohnt. Ich bin also bestens versorgt. Und wenn Zuhause etwas schief laufen sollte, schick mir einfach Ceres vorbei, dann werde ich dich persönlich abholen und wir machen dann Weihnachtsurlaub in Frankreich. Klingt das nicht nach einer schönen Alternative?
Aber versprich mir, dass du Sylvia erst eine Chance gibst. Sie scheint es wirklich Ernst zu meinen!
Ich wünsche euch beiden frohe Weihnachten zusammen! Lasst von euch hören!
In Liebe, Annie

Rubina schluckte schwer. Sie hatte bis zuletzt gehofft Annie würde ihre Mutter noch überreden können doch noch ein gemeinsames Weihnachten als Familie, oder besser gesagt, was noch von ihrer Familie übrig war, zu verbringen. Die junge Hexe seufzte und drehte sich vorsichtig auf die Seite, damit die Pelzkugel nicht aufgeschreckt wurde.
Sie malte sich bereits die angeregten Gespräche zwischen sich und ihrer Mutter aus, die meist aus langem Schweigen bestanden. Aber vielleicht würde es ja tatsächlich ein Weihnachtswunder werden? Vielleicht hatte Annie ja auch Recht und Sylvia wollte wirklich alles nachholen, was sie bisher versäumt hatte. Immerhin hatte sie ihrer Tochter zu ihrem 15. Geburtstag nicht nur eine Karte geschickt, sondern ihr auch ein Geschenk gemacht. Und das war wirklich schön gewesen, auch wenn Rubina bereits ein Omniglas besaß. Aber immerhin hatte sie sich Gedanken gemacht und das rechnete die junge Hexe ihrer Mutter hoch an!
Um nicht weiter untätig auf ihrem Bett zu liegen, nahm sich die Dunkelhaarige nun die Tasche neben ihrem Bett, in der sie die Geschenke für ihre Freunde verstaut hatte. Für sie alle hatte sie einen Kettenanhänger bestehend aus einer blauen Glaskugel gebastelt. Und diese hatte sie von ihrer Großmutter so verzaubern lassen, dass, wenn man die Kugel berührte, das Bild aus dem Muggelkundeunterricht erschien, das sie in einem ihrer ersten Jahre hier auf Hogwarts gemacht hatten. Behutsam legte sie jeweils ein kleines Päckchen auf die Betten von Feli, Neisha, Pat und Frieda. Leg hatte seins eben bekommen und für Moussa hatte Rubina auf das Einpacken verzichtet. Er feierte mit seiner Muslimischen Familie kein Weihnachten, so würde sie es ihm im neuen Jahr einfach so schenken.
Plötzlich vernahm die junge Ravenclaw ein leises Klicken. Verwirrt schaute sie sich um, doch woher es kam, konnte sie nicht genau ermitteln. Dann entdeckte sie Ceres, der sich dicht vor das Fenster quetschte. „Was machst du denn hier?“, fragte sie ihn und öffnete das Fenster, um ihn herein zu lassen. Sofort flog der schwarze Waldkauz auf ihre Schulter und ließ den Umschlag, den er im Schnabel getragen hatte, in ihre Hände fallen. Er war von Sylvia…
Rubina’s Herz begann wie wild zu klopfen, mit zittrigen Händen öffnete sie vorsichtig den Umschlag, während sie fieberhaft überlegte, was nur darin stehen könnte. Der Brief war kurz, anscheinend hatte ihre Mutter ihn in Eile verfasst:
Rubina, Liebes,
es tut mir Leid, dass du es so von mir erfahren musst, aber mir sind wichtige Dinge dazwischen gekommen. Unser gemeinsames Weihnachten muss ausfallen. Auf der Rückseite findest du die Adresse von Annies Freundin in Frankreich, vielleicht möchtest du mit ihnen Weihnachten verbringen?
Es tut mir wirklich Leid, Schatz. Ich wünsche euch frohe Weihnachten.
Ich habe dich lieb, Sylvia.

Fassungslos starrte die Dunkelhaarige auf den Brief. Sie las ihn ein weiteres Mal, konnte die Worte aber noch immer nicht fassen. Erst beim dritten Lesen verstand Rubina, dass ihre Mutter sie gerade einfach so versetzt hatte. Wütend zerknüllte sie das Pergament und warf es aus dem geöffneten Fenster. Ceres flatterte vor Schreck auf und floh aus dem Fenster in Richtung Eulerei. Der Waldkauz tat ihr leid, er konnte ja nichts dafür, dass er ihr diese Nachricht hatte überbringen müssen. Die junge Hexe trat ans Fenster und schaute über die Ländereien. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. War sie nun wütend oder traurig? Rubina wusste es nicht genau, wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Die Welt da draußen verschwamm vor ihre Augen, Tränen rollten ihr über die Wangen und tropften auf das Fensterbrett.
Rubina wusste nicht genau, wie lange sie weinend am Fenster gestanden hatte, als Merlin ihr schnurrend um die Beine strich. Der Pfützte auf dem Fensterbrett zu urteilen, musste das aber wohl eine ganze Weile gewesen sein. Hastig wischte die Dunkelhaarige die Pfütze mit dem Ärmel ihres Umhangs auf und schloss das Fenster.
Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht? Ist Sylvia jetzt wieder eingefallen, dass ich magische Kräfte habe und hat dann doch spontan entschlossen, dass sie keine Lust auf eine Freakshow hat? Und jetzt kann ich Weihnachten nicht mal mit Annie verbringen. Ihre Freundin hat bestimmt keine Lust mich über Weihnachten noch zusätzlich zu versorgen. Und ich hatte wirklich gedacht, dass mit uns würde endlich was werden..., schossen ihr die Gedanken durch den Kopf. Seufzend ließ sich die junge Ravenclaw auf ihr Bett sinken. Wäre ich doch nur mit meinen Freunden mitgegangen. Dann hätte ich jetzt glücklichere Weihnachten, als fast ganz alleine hier auf Hogwarts zu verbringen. Mit Leg hätte ich sicher was erlebt. Und bei Feli hätte ich ihren kleinen Bruder endlich kennenlernen können. Oder ich wäre mit zu Pat gegangen, das wären sicherlich auch schöne und ruhige Tage gewesen... Aber jetzt ist es zu spät! Nächstes Jahr plane ich gar nicht erst nach Hause zu fahren! Es führt doch zu nichts! Sylvia will Weihnachten sowieso nicht mit mir verbringen. Nun rollte sich die junge Hexe auf ihrem Bett zusammen und fiel wenig später in einen leichten, traumlosen Schlaf. Das Erlebte war eindeutig eine Nummer zu viel gewesen.

Unterdessen hatten ihre Freunde im Hogwartsexpress viel Spaß. "Hey, Feli bringst du dein magisches Taschenmesser auch nach den Ferien wieder mit? Ich habe eine ganz tolle Idee, was wir als Rabenbande damit machen könnten!", verschwörerisch grinste der junge Adler das Mädchen an, die anscheinend sofort verstand, worauf er hinaus wollte. "Natürlich, Leg! Wo denkst du hin?", gab Feli zur Antwort. Mustafa, der junge Ägypter, sah seine Freunde nur besorgt an. Und auch Frieda schien nicht ganz überzeugt zu sein. "Ich frage besser nicht, was ihr vorhabt, oder?", wollte diese vorsichtig wissen. Das Schweigen ihrer beiden Freunde schien als Antwort jedoch zu genügen. "Ein Wunder, dass wir bei unseren ganzen Taten bisher nur eine Strafarbeit machen mussten", kommentierte Moussa wahrscheinlich, um an die Vernunft der beiden zu appellieren. "Hast du denn eine bessere Idee für unsere nächste Aktion?", fragte Leg nun und lehnte sich interessiert nach vorne. Moussa hingegen stammelte etwas unverständliches vor sich her, als sie plötzlich ein lautes klackendes Geräusch aus Richtung der Fenster vernahmen. Erschreckt wandten sich die Freunde um und entdeckten eine kleine, braune Eule, die noch immer versuchte durch den schmalen Spalt zu kommen, den das gekippte Oberlicht im Zugabteil ließ. "Wir müssen ihr helfen!", rief Pat und versuchte dem kleinen Tier zu helfen, doch so richtig traute sie sich nicht. "Ich will ihr doch nicht wehtun...", bemerkte Pat, als sie ihre Versuche aufgab. "Lass' mich mal", Frieda war aufgestanden und hatte die Eule so gepackt, dass diese nicht mehr mit den Flügeln flattern konnte. "So müsste es gehen", kommentierte Mustafa, der gespannt zuschaute. Als Frieda die Eule dann endlich durch den Spalt bugsiert hatte, stöhnten die fünf erleichert auf. "Hey, die Eule trägt einen Brief am Fuß!", bemerkte Leg und befreite die Eule von dem kleinen aufgerollten Pergament. Es war an ihn adressiert. "Es ist für mich", verkündete der junge Adler erstaunt und rollte es nun hastig auf. Laut las er vor: 
Legrasil, mein Lieber,
wundere dich nicht, dass ich dir schreibe. Ich wusste nicht, an wen ich sonst hätte schreiben sollen.
Meine Tochter hat Rubina zu Weihnachten sitzen lassen. Ich hoffe die Eule erreicht dich noch rechtzeitig, sodass du sie über die Feiertage mit zu euch nehmen kannst. Ich komme hier nicht so schnell aus Frankreich weg.
Sie hatte so viele Hoffnungen auf dieses Weihnachtsfest, bitte sorgt dafür, dass sie doch noch ein schönes erlebt.
Annie

Pat sog scharf die Luft ein, als Leg geendet hatte. Die übrigen drei sahen eher verwirrt drein, aber sie konnten auch nicht so viel wissen, wie er und Pat. "Das klingt ja grauenvoll!", Mustafa war der erste, der seine Stimme wieder gefunden hatte. "Rubi sitzt jetzt ganz alleine auf Hogwarts?! Das können wir doch nicht zulassen!", schaltete sich Feli ein. Pat nickte heftig, ebenso Frieda, die noch immer Annies Eule im Arm hielt.
"Ich finde wir sollten zurück nach Hogwarts!", entschied Leg. Er holte ein Stück Pergament hervor und schrieb hastig die Worte 'Vielen Danke Annie, wir werden uns darum kümmern!' darauf. Dann nahm er Feli die kleine Eule ab und schickte sie gleich wieder los. "Und wie hast du vor nach Hogwarts zurück zu kommen?", wollte Moussa wissen, er schien Leg mit seinem Plan nicht ganz folgen zu können. Auch Frieda gab zu bedenken: "Wir sitzen im Hogwartsexpress... Den können wir nicht mal eben wenden lassen, geschweige denn auch nur anhalten". Kurz herrschte Stille in dem Zugabteil. Die fünf Freunde sahen einander schweigend an. Jeder überlegte für sich fieberhaft, wie sie Legs Entschluss am Besten in die Tat umsetzten könnten. "Und, wenn wir Rubi in der nächsten Woche nachreisen lassen?", schlug der junge Ägypter achselzuckend vor, eine bessere Idee hatte er nicht. "Aber das verbringt sie die Feiertage ja trotzdem alleine auf Hogwarts...", gab Pat zu bedenken. Damit war die Idee verworfen.
"fliegen müsste man können...", flüsterte Feli verzweifelt und ließ sich wieder auf ihren Platz fallen. "Warte! Was hast du gesagt?", fragte Leg sofort, was Feli erschrocken zusammen zucken ließ. "Bitte?", fragte sie verwirrt. "Du hast doch gerade was von fliegen gesagt!", half der junge Adler seiner Freundin auf die Sprünge, die nur verwirrt nickte. Mustafa schien zu begreifen und grinste Leg breit an. "Na, dann haben wir doch die Lösung!", verkündete Leg, doch Pat und Feli begiffen noch immer nichts. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie nicht im Quidditchteam waren. Frieda erbamte sich die beiden Unwissenden nun auch einzuweihen: "Leg will mit dem Besen die Strecke zuückfliegen. Lange sind wir noch nicht unterwegs, also wäre es zumindest nicht unmöglich. Aber..." Noch bevor die Rothaarige zuende gesprochen hatte fragte Leg: "Was aber?" "...Feli und Pat können weder fliegen, noch besitzen sie einen Besen", fuhr die junge Hexe ruhig fort, als wäre nichts gewesen. Leg schaute nun ziemlich bedröppelt drein, daran hatte er nicht gedacht. Und was sollten sie nun tun?
"Wie wäre es denn, wenn Leg und ich jeweils einen auf dem Besen mitnehmen?", bei Moussas Vorschlag hellte sich Legs Miene schlagartig wieder auf. Feli und Pat nickten, fast im Chor antworteten sie: "Das klingt nach einem Plan!" Doch Frieda, die Stimme der Vernunft in der Rabenbande, gab noch eines zu bedenken: "Und unser Gepäck?". Wieder schauten alle enttäuscht, nur Leg grinste sie alle breit an. "Wenn du so breit grinst, hast du eine Idee, lass hören!", forderte Feli ihn grinsend auf. "Ich denke, wenn wir unser Gepäck in meiner magisch vergrößerten Tasche verstauen, sollte das kein Problem mehr darstellen, oder?", triumphierend grinste der Blonde, er wusste, dass er damit die letzten Zweifel beseitigt hatte und sie so nun doch zu Rubina aufbrechen könnten.
Schnell herrschte geschäftiges Treiben im Zugabteil. Alle sammelte ihre Gepäckstücke zusammen und verstauten sie ins Leg Tasche, wobei die meisten noch immer erstaunt darüber waren, wieviel dort hineinpasste. Als Feli dann auch die Katzentransportbox mit Djanges in Leg Tasche verstaut hatte, wirkte das Abteil sehr leer. "Fast so, als wären wir nie hier gewesen", bemerkte Moussa und hielt seinen Nimbus 2001 fest in der Hand. Neben ihm standen Leg mit seinem Feuerblitz und Frieda mit ihrem Kometen, alle drei waren sie aufbruchbereit. "Ich schlage vor, dass du Feli bei dir mitnimmst, ich nehme dann Pat.", erklärte Leg, was der junge Ägypter stumm nickend bestätigte.
"Ich will ja kein Spielverderber sein...Aber wie sollen wir hier rauskommen? Und dann am besten auch so, dass wir vernünftig auf unsere Besen steigen können?", wieder war es Frieda, die einen sehr vernünftigen Einwand hervorbrachte. Alle sahen sie Leg an, der mitten im Abteil stand und nun nachdenklich seinen Feuerblitz von einer in die andere Hand gleiten ließ. Der junge Adler wandte sich dann um und schaute zum Fenster, wo sie eben Annies Eule herausgezogen hatten. Wenn für sie der Spalt schon zu schmal gewesen war, brauchten sie es wohl kaum versuchen. Doch dann schien der Junge eine Blitzidee zu haben: Er lehnte seinen Feuerblitz gegen das Fenster und huschte an seinen Freunden vorbei, hinaus aus dem Abteil und lief den Gang ein Stück entlang, blieb kurz stehen, schaute unter die Decke und kehrte freudestrahlend zurück.
Da seine Freunde ihn bei seiner Rückkehr nur fragend anschauten, musste Legdrasil seine 'Erkundung' erklären: "Ich habe geschaut, ob wir eventuell auf das Dach klettern könnten. Über die Luken sollte das gut zu schaffen sein." "Ich bin aber nicht stark genug, mich da herauf zu ziehen...", bemerkte Pat etwas zurückhaltend, doch Leg beruhigte sie sofort: "Keine Sorge. Ich werde als erster hochklettern. Dann gebt ihr mir eure Besen rauf und ich helfe euch hinauf auf's Dach."
Danach ging alles Recht schnell. Leg war, mit etwas Unterstützung von Mustafa, aufs Dach geklettert und hatte ihre Besen so platziert, dass sie während der Zugfahrt nicht einfach so hinunter rutschen konnten. Dann erst zog er Pat, Feli, Frieda und Moussa nacheinander hinauf. Sogleich wehte ihnen der Fahrtwind entgegen und die fünf hatten große Mühe sich aufrecht zu halten. Das würden sie aber nicht mehr lange müssen. Er reichte Frieda ihren Kometen. Die Rothaarige schwang sich sofort auf ihren Besen und erhob sich in die Lüfte. In sicherer Entfernung flog sie neben dem Waggon her, damit sie ihre Freunde nicht aus den Augen verlor. Als nächster waren Mustafa und Feli dran: Der junge Ägypter stand, den Besen fest im Griff auf dem Dach des Waggons, Feli hinter ihm klammerte sich an ihm fest. Mit einem Ruck stieß sich der Junge ab und schwebte kurz in der Luft, ehe er ein wenig absackte. Feli klammerte sich noch fester an ihn, doch er hatte bereits die Kontrolle wieder gefunden und flog nun neben Frieda her. "Nichts passiert! Ich war nur erst etwas überrascht wegen des ungewohnt hohen Gewichts", entschuldigte sich Mustafa grinsend. "Hey! Ich bin gar nicht so dick!", rief Feli und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Über ihren Ärger hatte sie ganz vergessen sich an Mustafa fest zu halten. Als sie das bemerkte, geriet die Blondine ins straucheln und wäre fast nach hinten über gekippt. Im letzten Moment bekam sie jedoch Moussas Kaputze zu fassen und hielt sich daran fest. Pat, die noch immer mit Leg auf dem Waggon stand hielt sich die Augen zu. Leg neben ihr zuckte und wollte schon auf seinen Besen springen, um den beiden zur Hilfe zu eilen, doch Frieda war schneller. Der junge Ägypter war mittlerweile im Gesicht blau angelaufen und versuchte einhändig seinen Kragen in die andere Richtung zu ziehen. Als Frieda ihrer Freundin Feli half sich wieder richtig auf den Besen setzen zu können, ließ die von Mustafas Kaputze ab und er konnte kräftig durchatmen. "Du hättest mich fast erwürgt!", beschwerte sich der junge Adler bei seiner 'Mitfahrerin'. "Tut mir leid", nuschelte Feli betrübt. Aber er konnte ihr nicht lange böse sein. "Mir auch. Ich wollte nicht, dass du denkst du wärest dick..." Nun brach Schweigen aus.
Jetzt fehlten nur noch Pat und Leg, die noch immer auf dem Waggon standen. Pat beäugte den Besen kritisch. Fliegen war nie ihre große Stärke gewesen, doch seit ihrem Absturz bei Leg in den Sommerferien, bei dem sie nahezu senkrecht in Richtung Erde gerast war, hatte sie zusätzlich noch Angst vor dem Fliegen. Kreidebleich schaute sie nun zu ihrem besten Freund.
"Keine Sorge Pat. Ich lasse dich nicht fallen. Vertraust du mir?", aufmunternd lächelte er ihr zu. Pat wirkte noch nicht wirklich überzeugt, rang sich dennoch ein Lächeln ab und nickte leicht. Dann stieg sie hinter Leg über den Besen, kniff die Augen zusammen und krallte sich förmlich in seinem Mantel fest. Mit einem kräftigen Stoß erhoben sich die beiden in die Luft und Leg hielt seinen Feuerblitz mühelos ruhig in der Luft. "Fliegen wir schon?", fragte Pat vorsichtig mit zittriger Stimme. Frieda, Feli und Mustafa tauschten amüsierte Blicke aus, doch es war Leg, der sie von ihrer Ungewissheit erlöste: "Ja, wir fliegen schon. Aber keine Angst, dir kann nichts passieren!" Vorsichtig öffnete die zierliche Hexe ihre Augen und krallte sich noch fester ins Legs Mantel: "Na, dann lasst uns lieber sofort aufbrechen!".
Die beiden übernahmen die Spitze, dich gefolgt von Moussa mit Feli und Frieda. Nacheinander flogen sie gut einen Meter über den Schienen in der Richtung, aus der die gekommen waren. Sie hatten beschlossen, dass es sinnvoll wäre, wenn sie einfach dem Verlauf der Strecke folgen würden. So stießen sie zwangsläufig auf den Bahnhof, von wo aus es nicht mehr weit zum Schloss wäre. Das Schluffen des Hogwartsexpresses wurde hinter ihnen immer leiser, bis das Geräusch ganz verschwunden war.


Irgendetwas hämmerte laut vor die Tür, zumindest dachte das Rubina, als sie von einem lauten Geräusch aus ihrem Schlaf gerissen wurde. Rasch setzte sich die Dunkelhaarige auf, rieb sich die Augen und sah sich im Raum um. "Ja?", fragte sie laut, doch es antwortete ihr keiner. Hatte sie denn nicht jemanden an die Tür klopfen hören? Da ertönte das Geräusch erneut; das Geräusch kam vom Fenster. Da es draußen bereits Dunkel geworden war, erkannte sie nur eine große Dunkle Gestalt vor ihrem Fenster. Was bei Merlins Bart klopfte an ihr Fenster? Als die junge Hexe aber näher ans Fenster trat, erkannte sie, dass es nicht eine große Gestalt war, sondern drei oder vier kleinere. Nun verstand Rubina nichts mehr, öffnete das Fenster aber trotzdem.
Als sie erkannte, wer vor ihrem Fenster schwebte, verschlug es ihr die Sprache. Feli, Pat, Frieda, Mustafa und Leg grinsten sie breit an und riefen: "Überraschung!". Und wie sie das war!
"Wie?... Ihr...Warum?", stammelte die Dunkelhaarige und Mustafa erklärte ihr dann, was passiert war: "Deine Großmutter hat Leg eine Eule geschickt, als sie erfahren hat, dass du Weihnachten wahrscheinlich alleine verbringen musst. Also bat sie ihn dir schöne Feiertage zu bescheren. Da wir aber schon im Hogwartsexpress unterwegs waren, haben wir kurzerhand beschlossen zurück zu fliegen und Weihnachten mit dir zu verbringen". Da war es, das schiefe Grinsen des Ägypters, welches ihr so sehr gefiel. Seine Gute Laune war immer ansteckend. "Genau. Wir würden dich doch nicht ganz alleine hier hocken lassen", schaltete sich Leg ein und flog noch ein Stück näher an das Fenster heran. Pat kletterte eifrig vom Besen und stieg durch das Fenster. Ihre Erleichterung darüber wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, war ihr deutlich anzumerken.
Rubina stand noch immer sprachlos vor dem Fenster. Wieder rollten ihr Tränen über die Wangen, aber diesmal nicht, weil sie wütend oder traurig war, sondern aus Freude. Ihre Freunde hatten ihr gerade das Beste Weihnachtsgeschenk gemacht, was sie hätte bekommen können. Wie sehr hatte sie sich gerade noch gewünscht einer von ihnen wäre hier. Und jetzt waren sie alle hier! Alle zusammen! Und es wäre das erste Mal, dass sie alle zusammen Weihnachten verbringen würden.
Inzwischen waren auch Frieda, Feli und Mustafa durch das Fenster geklettert, als Rubina ihre Sprache wieder fand: "Ich kann es noch immer nicht ganz glauben, dass ihr wirklich hier seid!" Nun breitete sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Leg, der gerade als letzter durch das Fenster geklettert war, kam auf sie zu und umarmte sie: "Doch wird sind hier. Wir sind kein Traum. Und wir werden auch nicht wieder verschwinden." Ihre Freunde nickten alle, um Legdrasils Worte zu unterstützen.
Wie beruhigend diese Worte doch für die Dunkelhaarige waren. "Ich liebe euch. Wisst ihr das eigentlich? Ihr seid alle verrückt, dass ihr das für mich gemacht habt. Aber ich bin froh, dass ihr hier seid. Ich bin froh, dass wir uns alle kennengelernt haben und so gute Freunde geworden sind.", brachte sie noch immer unter leichten Tränen hervor. "Rabenbandenknuddeln!", rief Frieda und die fünf stürzten sich nahezu gleichzeitig auf Rubina.
Glücklich ließ sich die Dunkelhaarige von ihren Freunden umarmen und knuddeln. Ihr Freundschaft, die sie mit ihrer gefährlichen Aktion unter Beweis gestellt hatten, war wirklich das schönste Weihnachtsgeschenk.
"Wollen wir uns in den Gemeinschaftsraum vor den Kamin setzen und ihr erzählt mir die Geschichte noch einmal ausführlich?", schlug Rubina vor, als sie gerade ein wenig Luft vom Rabenbandenknuddeln hatte.
"Viel mehr, als wir eben erzählt haben, gibt es auch nicht zu berichten. Aber wir können das gerne noch dramatischer ausschmücken", bei seiner letzten Bemerkung streckte Leg seiner besten Freundin die Zunge heraus. Rubina nahm ihm das aber nicht übel, sie wusste ja, wie es das meinte. "Von mir aus könnt ihr mir das auch im Detail vorspielen", lachte die Dunkelhaarige nun und wartete auf eine Reaktion der anderen. "Ouh ja, Kaminparty klingt toll", stimmten Feli und Frieda freudig ein. "Dann treffen wir uns in fünf Minuten unten am Kamin?", schlug Leg vor und alle stimmten zu.
Nachdem die Ravenclaws alle ihr Gepäck wieder auf ihre Zimmer gebracht hatten, sammelten sie sich vor dem Kamin. Rubina hatte in der Zwischenzeit zwei Kannen Kakao aufgetrieben und verteilte das süße Getränk an ihre Freunde, ebenso, wie die Dose Plätzchen, die die Dunkelhaarige von Neisha geschenkt bekommen hatte.
Frieda und Feli begannen mit einer ausführlicheren und ausgeschmückten Variante ihres kleinen Abenteuers während Legdrasil, Pat, Moussa und Rubina es sich aneinander gekuschelt vor dem Kamin gemütlich gemacht hatten und der Geschichte der beiden Mädchen lauschten.
Rubina schaute glücklich in die Runde. All ihre Freunde schienen glücklich zu sein: ihre Gesichter strahlten förmlich vor Glück. Die junge Hexe war sich sicher: Sie wollte gerade nirgends lieber sein, als hier mit ihren Freunden und glückliche Weihnachtstage verbringen.

 

// Hier eine kleine Erklärung zur Geschichte:
Die Geschichte beruht wirklich auf IG-Beziehungen der Charaktere und ist auf deren Hintergrundgeschichte abgestimmt. Das ist auch der Grund, wieso Rubina ihre Mutter mit ihrem Vornamen anspricht. Die beiden pflegen ein eher angespanntes Verhältnis, was in der Geschichte allerdings auch erklärt wird. 'Annie' ist zum einen der Spitzname von Hannah Silverraven (Rubinas Großmutter), mit dem sie sich bei Rubinas Freunden auch vorgestellt hat, als diese in den Sommerferien zwischen Jahr 2 und 3 bei ihnen eingeladen waren. Zum anderen die Kurzform von Granny, wie Rubina sie als kleines Kind angesprochen hat, bei der es dann auch letztendlich geblieben ist.

 

 

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