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Wir sprinten weiter zum 2. Platz ~

Herzlichen Glückwunsch Mia McCarry zum 2. Platz und dem damit eingehenden Erhalt von 500 Galleonen!

 


 

PLATZ 2 - MIA MCCARRY

 

Eine Weihnachtsgeschichte - Die Geister die mich riefen

 

Das stetige Gemurmel der noch anwesenden Schüler ausblendend, starrte Mia missmutig aus den gewaltigen Buntglasfenstern der großen Halle. Sie hatte die Stirn an das kühle Glas gedrückt und beobachtete, wie die letzten Boote sich auf den Weg zum Bahnhof machten, von wo aus ihre Mitschüler sich in die Winterferien begeben würden. Unauffällig und lautlos stahl sich eine einzige Träne über ihre rosigen Wangen, während sie darüber nachdachte, dass auch ihre Schwester und ihr Cousin in diesem Augenblick in die Winterferien aufbrachen - ohne sie.
Natürlich war dieser Umstand ihre eigene Entscheidung gewesen, doch das hinderte sie nicht daran, von einer Welle der Einsamkeit überrollt zu werden. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Das konnte sie in diesem Moment noch nicht beantworten. Zu viele Gedanken umkreisten die Sinne der kleinen Schlange und zu viele Emotionen wirkten in diesem Augenblick auf sie ein. Ihr Körper begann leicht zu beben und nun konnte sie auch die Schluchzer nicht mehr unterdrücken.

“Mia?” Ein leichtes Zupfen an ihrem Umhang ließ die Slytherin aufschrecken. Nicht unweit von ihr entfernt standen drei Gesichter, deren Mimik sich zu einem besorgten Ausdruck verzogen hatte. “Ellie, Elay, Luke”, begrüßte sie ihre Lieblingslöwen und wischte sich verstohlen die Tränchen von ihren Wangen.
“Was macht ihr denn hier?”, fragte sie mit tränenerstickter Stimme und räusperte sich. Die besorgten Blicke ihrer Freunde zu sehen, vermochte ihr in diesem Augenblick nicht unbedingt zu helfen. Die Kleinste der drei Löwen, Ellie, kletterte zu Mia auf den Fenstersims und schlang die Arme um deren Hals. “Nicht weinen”, flüsterte sie und sah besorgt in deren Gesicht. “Ich habe doch gar nicht geweint”, erwiderte Mia und lächelte ein hohles Lächeln, während sie Ellie eine Strähne aus ihrem Gesicht schob. “Es ist alles in Ordnung, wirklich”, erklärte sie und erhob sich von ihrem Fenstersims. “Ich bin nur etwas müde, das ist alles.” Mit diesen Worten kehrte sie ihren Freunden den Rücken zu und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum der Schlangen.

 

Ihre Freunde, die ihr nunmal nicht in den Gemeinschaftsraum von Slytherin folgen konnten, blieben zurück und warfen sich unsichere Blicke zu. “Jedes Jahr das Gleiche”, murmelte Elay und sah missmutig zu seinen Füßen herab. “Jedes Jahr verzieht sie sich in ihr Schlafzimmer und frisst alles in sich hinein.” Auch ihr Freund, Luke, sah ihr wehleidig hinterher. “Und wie jedes Jahr sitzen wir hier und können nichts daran ändern.” Seufzend ließ er sich im Schneidersitz auf den Boden nieder und wandte ebenfalls den Blick ab. Nachdenklich kniff Ellie die Augen zusammen und starrte ihre beiden Freunde an. “Sagt mal, weshalb ist Mia eigentlich jedes Jahr so geknickt?”, fragte sie und sah zwischen den beiden hin und her. Elay zuckte bloß mit den Schultern. “Sie hat im ersten Jahr ihren Vater verloren. Vielleicht vermisst sie ihn?” Ellie verzog das Gesicht. “Aber gerade dann sollte sie sich doch in der Weihnachtszeit nicht zurückziehen! Das ist das Fest der Liebe und der Freundschaft! Weihnachten bedeutet doch nichts anderes, als dass man all den Kummer und die Sorgen des vergangen Jahres für eine kurze Zeit vergisst und sich nur noch auf die konzentriert, die dieses Jahr zu etwas Besonderem gemacht haben!” Sie suchte die Blicke der beiden, suchte nach Anzeichen darauf, dass diese ihr Recht gaben. Doch sie sahen einfach weiter missmutig zu Boden. Wütend sprang Ellie auf ihre Beine und pirschte nachdenklich im Kreis. “Ellie, das bringt doch nichts”, sagte Luke und hielt sie am Ärmel fest. Ellie wirbelte herum und sah zwischen Luke und Elay hin und her. “Elay! Du bist Journalist! Ich bin eine Bücherelfe. Und Luke, du kennst Mia besser als jeder Andere! Uns wird ja wohl etwas einfallen ihr zu helfen! Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich persönlich ertrage den Gedanken nicht zu wissen das jemand, der mir unfassbar wichtig ist, in diesem Augenblick einsam in ihrem Zimmer sitzt und leidet, während wir Essen in uns reinschaufeln und uns über ein Fest freuen, in dem das Hauptthema Liebe ist!” Überrascht von Ellies Ausbruch sahen Luke und Elay erst sich selbst und anschließend Ellie an. “Also schön”, sagte Luke und rappelte sich auf. “Wie lautet der Plan?”


Die drei Löwen setzten nachdenkliche Mienen auf und zermarterten ihre Köpfe. “Schöne Erinnerungen”, murmelte Elay, während Ellie ihren Blick durch die große Halle schweifen ließ. Die zwölf hochgradigen Weihnachtsbäume standen bereits geschmückt verteilt in der großen Halle. Die aus Stechpalmen gefertigten Girlanden zierten die sonst kahlen Wände des Saals und die grünen, roten und weißen Farben der Weihnacht erfassten den gesamten Raum und verliehen ihm somit den Ausdruck einer Weihnachtsgeschichte. “Weihnachtsgeschichte”, murmelte Ellie, während Elay die Schulleiterin, Miss Devinus, erblickte, die mit einer Tasse heißer Schokolade durch die Halle schritt. “Erinnerungen”, wiederholte er leise währenddessen Luke die anwesenden Geister der großen Halle beobachtete. Ein Geistesblitz vermochte die drei Löwen im gleichen Moment zu treffen, denn sogleich ertönte ein “Ich habs!” aus ihren Mündern. Sie sahen sich einen Augenblick lang überrascht an und brachen sogleich in schallendes Gelächter aus. “Das wird das beste Weihnachtsfest aller Zeiten!”, verkündete Ellie, während Luke und Elay ihr wild nickend zustimmten.


21:45, vier Tage bis Weihnachten
Im Gemeinschaftsraum der Slytherins hatte Mia es sich mit ihrer Kuscheldecke auf der Fensterbank ihres Schlafsaals gemütlich gemacht. Sie schaute auf das trübe Nass des Sees hinaus und beobachtete das Seegras, welches gelegentlich von Böen ergriffen wurde und wild tanzte. Flügelschläge ließen die junge Schlange hochfahren. Eine winzige Zwergeule landete schwer atmend und mit bebender Brust auf dem Schoß der Slytherin. “Deus?”, fragte sie verwundert und entnahm dem Schnabel der Kanincheneule den zerknitterten Brief. Sorgsam faltete sie diesen auseinander und las die folgenden Zeilen:

 

Wenn du lachst, lacht die Welt mit dir;

Stets hilfst du anderen, ganz ohne Gier.

Einsam warst du in den Stunden der Liebe,

so gibt es von uns nun ein paar Hiebe.
 

An zweiter Stelle stellst du dich,

bist stets gütig, treu und auch herzlich.

Doch zu welchem Preis, das fragen wir,

drum fassten wir es auf Papier.
 

Wer nicht hören will muss fühlen,

ja, wir wollen dich nicht belügen.

Gefangener deiner Gefühle, niemals frei,

drum schicken wir dir drei Geister vorbei.
 

Um Einse des kommenden Morgen,

wird der erste Geist für Stimmung sorgen.

Mach dich bereit, denn nun liegt es an ihm,

dich der Selbstsucht zu erziehn’.

 

Vollkommen verwirrt legte Mia den Brief beiseite und schüttelte den Kopf. Offenbar versuchte irgendjemand, ihr einen bösen Streich zu spielen. Seufzend erhob sie sich und legte sich erschöpft in ihr Bett. Zu diesem Zeitpunkt hätten sie und ihr Vater schon mit dem Backen der Plätzchen angefangen. Sie schloss die Augen und sank in einen unruhigen Schlaf.

01:00 Uhr, drei Tage bis Weihnachten.
Die antike Holzuhr des Gemeinschaftsraumes verkündete mit lauten Klängen die Stunde der noch tiefen Nacht. Von den Schlägen geweckt, öffnete Mia ihre Augen einen Spalt breit, genau in dem Moment, als ein helles Licht ihren Schlafsaal erhellte. Markerschütterndes Geheul riss sie aus ihrer schläfrigen Trance und beförderte sie aus dem Bett. Eine Gestalt, so durchsichtig wie fahl, blickte auf Mia herab und jammerte mit jedem Atemzug. Ihre Kleidung glich der Uniform Hogwarts’ und ihr aschfahles Gesicht strahlte eine unfassbar tiefe Traurigkeit aus. “Myrte?”, fragte die kleine Schlange und trat näher an die schwebende Gestalt heran. “Die maulende Myrte?” Beim Klang Mias’ Stimme löste das Gespenst sich aus ihrer Starre und flog in einem Bogen vor Mias Füße.
“Augenblick”, setzte Mia an und starrte durch die dicken Brillengläser des jungen Geistes. “Bist du etwa der erste Geist, von dem in dem eigenartigen Gedicht erzählt wurde?”, fragte sie und sah das tote Mädchen ungläubig an. Myrte schluchzte.
“Das bin ich!”, verkündete sie unter heftigem Gejammer. “Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht!”
“Der Geist der-”, setzte sie an, ehe ihr etwas schlagartig bewusst wurde. “Nein, stopp. Soll das hier ein schlechter Verschnitt der Weihnachtsgeschichte werden?”, fragte sie und starrte die untote Ravenclawschülerin verstört an. “Bin ich Scrooge?”
Doch Myrte beachtete sie nicht. “Ich zeige dir deine Vergangenheit. Folge mir.” Mit diesen Worten drehte sie sich um und entschwand durch eine Wand. Mia blieb reglos stehen und starrte etwas unbeholfen auf die Stelle, durch die Myrte entschwunden war. Im gleichen Moment kehrte diese durch die Tür des Schlafsaales zurück.
“Hoppla, entschuldige, hab vergessen das du nicht durch Wände fliegen kannst”, entschuldigte sie sich und brach somit ihren offensichtlich auswendig gelernten Monolog. Sie räusperte sich und deutete auf die Tür. “Folge mir”, wiederholte sie und wartete, bis Mia laut seufzend die Tür öffnete und Myrte kurzerhand folgte.

Der Geist führte Mia durch ein Stockwerk. “Nun stelle dir vor-”, setzte diese an und deutete mit einem Arm in Richtung der Wände des Korridors- “dass du einen Raum suchst, der eigens für dich angefertigt wurde. Eine Stube so weihnachtlich, dass sie dich in die Stunden deiner Kindheit zurückversetzt”, bat Myrte sie und Mia stellte sich das Wohnzimmer vor, in dem sie und ihr Vater ihre Weihnachtsfeste gefeiert hatten. Sie schritt drei Mal an der Wand vorbei und schon erschien die Tür zum Raum der Wünsche. “Da rein?”, fragte sie an Myrte gewandt, die bloß nickte. Scharf ausatmend drehte die Slytherinschülerin an dem Türknauf der Eichenholztür und trat in die Stube.
Sofort fühlte sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt. An einer Stelle des Raumes prasselte ein warmes Kaminfeuer, über dessen Sims zwei Socken hingen. Ein bunt verzierter Weihnachtsbaum stand nicht unweit entfernt von zwei Sofas, auf denen weiche Kuscheldecken und Kissen ausgebreitet lagen. Der Raum roch nach Zimt, frisch gebackenen Plätzchen und Tannenharz. Mia spürte, wie Tränen sich in ihren Augen sammelten. Doch ehe sie vollends in Tränen ausbrechen konnte, entdeckte sie etwas auf dem großen Esszimmertisch, das ihre Aufmerksamkeit auf sie zog. Überrascht zog sie die Luft ein.
“Ist das ein-?”, setzte sie an, als Myrte sie unterbrach. “Nicht ein. Das. Das Denkarium von Hogwarts, ja.” Mit diesen Worten führte sie Mia an den Rand der großen, flachen Steinschale und deutete auf eine kleine Phiole, in der eine Art silberner Faden eingebettet war. “Du musst sie da reinschütten”, erklärte Myrte und deutete auf die Oberfläche des Denkariums. Vollkommen gefesselt vom Anblick des mythischen mit Runen besetzten Objektes, zog Mia eine Augenbraue hoch und kippte nach dem Öffnen der Phiole deren Inhalt in die Schale. Wie sie es in ihren Geschichtsbüchern gelesen hatte, führte sie anschließend ihre Nase an die Oberfläche und ließ die darauffolgenden Szenen auf sie einwirken.

 

Dunkle Nebelschleier umhüllten Mia und verwandelten sich mit jeder verstrichenen Sekunde in eine massivere Form, deren Anblick warme Erinnerungen in ihr wach riefen. Mia spürte, wie sie in die Szene hineingeworfen wurde und rutschte unbeholfen aus einem lodernden Kamin heraus. Während sie sich aufrappelte und sich darüber im Klaren wurde, dass sie gerade durch ein offenes Feuer gerauscht war, drang ein helles Kinderlachen in ihre Ohren. Überrascht sah sie auf und erblickte ein kleines, goldschöpfiges Mädchen, das unter einer Kuscheldecke begraben auf dem Sofa saß und deren Löckchen mit jedem Lachen aufgeregt umherwippten. Neben dem Mädchen saß ein hochgewachsener, schwarzhaariger Mann, auf dessen Schoß sich ein riesiges Märchenbuch befand. Er erzählte dem Mädchen gerade die unglaublichsten Geschichten, von einem Mädchen mit gläsernem Schuh, einer Prinzessin die ewig schlief und einem Mädchen, deren Haar so lang war wie ein Turm. Auf dem Kaffeetisch stand eine Schale frisch gebackener Plätzchen, deren Duft die gesamte Stube erfüllte. “Vater”, flüsterte Mia und bedeckte vor Schreck ihren Mund mit ihrer Hand. Sie wusste natürlich. dass es sich bloß um eine Erinnerung handelte. Und doch konnte sie nicht anders, sie musste es versuchen, musste versuchen ihren Vater zu berühren, sicher zu stellen, dass er lebte, atmete und nicht wieder verschwand, sobald sie den Blick von ihm nahm. Sie streckte ihre Hand aus und fasste durch ihn hindurch. Natürlich, dies war nur eine Erinnerung. “Mia”, ertönte in diesem Moment die warme, tiefe Stimme ihres Vaters. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und sah ihren Vater verwirrt an. Tatsächlich hatte er natürlich ihr jüngeres Ich angesprochen doch es war, als richtete er das Wort an sie selbst.
Die kleinere Mia war mit einem halben Lächeln auf dem Lippen neben ihrem Vater in einen ruhigen Schlaf gesunken. *Wach auf*, schrie sie innerlich ihre jüngere Version an. *Du hast ihn nicht mehr lange, hör ihm zu!* Doch die kleine Mia schlief und atmete dabei friedlich und geborgen, ihren Kopf auf dem Schoß ihres Vaters gebettet. Dieser strich ihr behutsam über die blonden Löckchen.
“Weißt du Mia”, setzte er an, obgleich das Mädchen ihn nicht hören mochte, “ich werde vermutlich nicht immer auf dich aufpassen und dich beschützen können.” Nun wurde Mia hellhörig und hockte sich mit gespitzten Ohren vor ihren Vater. “Aber egal was auch passiert, ich werde immer an deiner Seite bleiben, über dich wachen und für dich da sein. Du bist ein starkes Mädchen und ich möchte dass du weißt, wie unfassbar stolz ich auf dich bin.”

Wieder brach Mia in Tränen aus, doch dieses Mal huschte ihr auch ein leichtes Lächeln über die Lippen. Ihr Vater war immer da gewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte und nun hatte sie das Gefühl, dass er auch nach seinem Tod immer noch an ihrer Seite war.
Langsam huschten die Schatten und Nebelschleier wieder durch das Bild und zogen Mia zurück in die Realität. Als sie den Kopf aus der Schale nahm und mit feuchten Augen zu Myrte aufsah, wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie ihren Vater erneut niemals wieder sehen würde. “Nein!”, schrie sie und klammerte sich an das Denkarium, versuchte wieder einzutauchen und sah doch nichts als das trübe Wasser, das darin trieb. “Ich muss zurück!”, brüllte sie noch lauter und versuchte auf Myrte einzuhämmern, doch ihre Schläge drangen durch sie durch. “Ich muss zurück”, wiederholte sie mit leiser Stimme und sank kraftlos zu Boden. Myrte kniete sich vor Mia.
“Weißt du, als ich mein Leben verloren und gesehen habe, wie sie meinen Körper wegtragen, da hab ich genauso reagiert wie du”, erklärte Myrte ihr und suchte Mias Blick. “Aber manchmal ist es einfach besser loszulassen.”
Starr vor Trauer und verwirrt durch ihre gemischten Gefühle holte Mia tief Luft. “Du hast recht”, flüsterte sie zu ihrer eigenen Überraschung und sah zu Myrte auf. Hätte man der Slytherin vor Wochen erzählt, dass ausgerechnet die Maulende Myrte ihr einen Ratschlag geben würde, so hätte sie diese Person wohl für verrückt erklärt. Als Mia leicht schmunzelnd den Blick des Geistes standhielt, schenkte auch diese ihr ein wissendes Lächeln. “Komm, es wird Zeit”, sagte diese nur und führte die kleine Schlange zurück in ihren Schlafsaal.

 

Dort angekommen, entdeckte Mia bereits den nächsten Brief. Seufzend hob sie ihn auf und entfaltete ihn sorgfältig, obgleich sie bereits wusste, was darin stehen würde.
 

Dies nun war der erste Streich,

doch der Zweite, folgt sogleich!

Vergangenes hast du nun gesehn‘,

und auch der Gegenwart sollst du nicht widerstehn‘.

 

Der zweite Geist zur selben Stund‘,

bringt dir seine Worte kund.

Um Einse des kommenden Morgen,

wird er dir für Stimmung sorgen.

Die erste Tat war eine Lehre,

auf die der Zweite wiederkehre.

Vergangenes liegt weit zurück,

besuch die Gegenwart, in einem Stück.

 

Fürchte dich nicht, schon bald ist es vorbei,

die Trauer wird dir einerlei.

 

Mit schüttelndem Kopf legte Mia den Brief beiseite. Bis Mitternacht war es noch einige Zeit, allerdings fühlte sie sich nach diesem Erlebnis unfassbar müde, weshalb sie beschloss, bis zu ihrem nächsten Besuch ein wenig zu schlafen. Sie legte sich in ihr Bett und dachte über ihre vergangenen Erlebnisse nach. Ihr Vater hatte versprochen für immer über sie zu wachen. Er war stolz auf sie und hatte sie lieb. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie diese Worte gebraucht hatte. Und so fiel sie in einen tiefen Schlaf.


 

01:00 Uhr, zwei Tage bis Weihnachten.
Erneut riss die verstimmte Uhr des Slytherin Gemeinschaftsraumes die junge Schlange aus ihrem traumlosen Schlaf. Sie fühlte sich weitaus erholter als die Nacht zuvor und wappnete sich somit bereits für den nächsten Besuch. Doch er kam nicht. Gerade da sie sich innerlich vorbereitet hatte, mit allem rechnete und sich bereits ausmalte, was wohl als Nächstes geschehen mochte erschrak sie, als eben gar nichts passierte. Hatte man sie vergessen?
Sie wartete. Zehn Minuten. Fünfzehn Minuten. Fast eine dreiviertel Stunde verstrich, als sie aus dem Nebenzimmer leise eine Stimme vernahm. “..carry”, hörte sie die Stimme rufen. “Mia McCarry!” Rasch sprang sie von ihrem Bett und eilte zur Tür. Vorsichtig öffnete sie diese einen Spalt breit und linste misstrauisch hindurch. Offenbar war die Stimme nicht aus dem Nebenzimmer gekommen, sondern befand sich noch vor dem Eingang zum Gemeinschaftsraum von Slytherin. Etwas unsicher öffnete sie die Tür und erblickte Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, auch bekannt als der Fast Kopflose Nick, der sie mit gerümpfter Nase betrachtete. “Bitte verzeiht mein verspätetes Auftreten Miss McCarry, doch den Gemeinschaftsraum der Schlangen zu betreten liegt nicht in meinem Ermessen”, erklärte er und erinnerte Mia somit daran, dass er der Hausgeist Gryffindors war. “Nun denn, wollen wir?”, fragte er und bat Mia mit einer ausholenden Handgeste, ihm voran zu treten. Mia seufzte nur und begab sich ein weiteres Mal auf den Weg zum Raum der Wünsche.
 

Dieses Mal sollte sie sich ein typisches, englisches Landhaus vorstellen. Welches genau, wusste sie natürlich sofort. Als sie den Raum betrat, hatte sich dieser in eine kleine, mit Backsteinen verzierte Wohnstube verwandelt. Wie auch gestern nahm sie die Phiole mit der gesammelten Erinnerung und kippte sie vorsichtig in das Denkarium. Sofort landete sie unsanft auf einem alten Filzsofa in dem Raum, dessen Ebenbild der Raum der Wünsche dargestellt hatte. Auch hier prasselte ein Kamin, vor welchem zwei Kinder in Mias Alter saßen und verdrießlich in das lodernde Feuer starrten. Natürlich erkannte Mia die beiden Gestalten sofort und setzte sich zwischen diese.


“Wir hätten sie nicht zurücklassen sollen”, erklärte Lucan, Cousin und Klassenkamerad von Mia, gerade. “Meinst du das wüsste ich nicht?”, antwortete Eli, ihre Adoptiv-Schwester schnippisch. “Aber du kennst sie, setzt sie sich etwas in den Kopf, bekommt man sie nicht mehr umgestimmt!”
*Humbug*, dachte Mia und musste bei diesem Ausdruck kichern, ehe der Ernst ihrer Lage ihr schlagartig wieder bewusst wurde. “Aber ganz ehrlich?”, sagte Eli gerade und sah mit feuchten Augen zu Lucan auf. “Wenn sie meint, sie würde das alles auch alleine packen und wir wären ihr nicht gut genug, dann lassen wir sie doch einfach. Ist doch ihre Entscheidung ob sie sich ihrer Familie anvertraut oder lieber allein irgendwo versauert!”
Diese scharfen Worte schnitten durch Mia wie eine Klinge. Hatte ihre Schwester sie gerade aufgegeben? “Eli, nein! Es tut mir Leid, bitte sag nicht so etwas!”, rief Mia und versuchte nach ihrer Schwester zu greifen, doch aufgrund der Erinnerung griff sie lediglich durch diese hindurch. Verzweifelt versuchte sie immer wieder nach ihr zu schnappen, ehe die Erinnerung sich wieder in Nebelschwaden auflöste und Mia zurück in die Realität gerissen wurde.
Vollkommen apathisch blickte sie zu Sir Nicholas auf. “Wieso haben Sie mir das gezeigt? Wieso, nach dem schönen Tag gestern, wieso…?”, wiederholte sie fassungslos. Sir Nicholas sah mit tadelndem Blick auf sie herab.
“Wenn die Zukunft sich nicht ändert, dann sehe ich bald einen leeren Platz vor dem Kamin”, erklärte er und zwirbelte seinen Schnauzbart. “Du wirst deine Schwester schneller verlieren als sie in dein Leben getreten ist wenn du nicht anfängst, dein Verhalten zu ändern.” Mia erstarrte und blickte den Geist aus schockgeweiteten Augen an. Sie würde ihre Schwester verlieren? Sie würde erneut jemanden verlieren?
“Wäre dies eine Geschichte”, setzte Sir Nicholas an und sah nun etwas fürsorglicher auf Mia herab, “so würde ich dir raten, weniger selbstsüchtig zu sein und deine Nächsten zu ehren. Doch in deinem Fall”, er deutete mit seiner durchsichtigen Hand auf ihre Nasenspitze, “möchte ich dass du anfängst, mehr an dich selbst zu denken und weniger Rücksicht auf andere zu nehmen. Andernfalls sehe ich eine Zukunft, die sich nicht ändern lässt.” Mia wusste natürlich, dass Geister nicht in die Zukunft blicken konnten, doch seine Worte trafen sie hart. Erneut kehrte sie in ihren Schlafsaal zurück und verbrachte den Rest des Tages damit, über die Worte des Geistes nachzugrübeln. Es dauerte nicht lange, und der letzte Brief fand seinen Weg zu ihr. Es war ein Heuler.

MIA MCCARRY”, schrie der rote, mit weißen Papierzähnen bestückte Brief.
 

Was einst war, hast du gesehen,

und auch der Gegenwart, konntest du nicht widerstehn‘!

Was also bleibt in dieser Stunde,

ist die Zukunft, mit jeder Sekunde!
 

Als Letzter werde ich dich finden,

und dich an dein Schicksal binden!

Meine Brüder waren gut zu dir,

doch deine Zukunft liegt nicht an mir!
 

Um Einse am kommenden Morgen,

fühlst du dich nicht länger geborgen!
Die schreckliche Wahrheit kommt dann ans Licht,
nimmt sämtliche Hoffnung aus deinem Gesicht!

Fürchte dich, die letzte Stunde läutet nun,
wenn du wirst für immer ruh’n!

 

*Für immer ruh’n?*, dachte Mia und beobachtete, wie der Heuler sich in der Luft zerriss. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich wohl des Todes gefürchtet, doch nach den Geschehnissen des heutigen Tages fühlte sie sich einfach nur noch...leer. Als habe man ihre innere Flamme einfach erstickt.
Wortlos kletterte sie in ihr Bett und deckte sich mit ihrer vertrauten Kuscheldecke zu. Doch die Wärme die von dieser ausstrahlte, vermochte nicht die unendliche Kälte in ihrem Herzen zu stillen, die sich mit rasender Geschwindigkeit in ihr ausbreitete.
 

 

01:00 Uhr, der Tag vor Weihnachten
Als die Uhr des Gemeinschaftsraumes an diesem Morgen ein Mal schlug, war Mia bereits hellwach und erwartete den letzten Geist voll innerer Anspannung.
Anders als die anderen Geister, kündigte dieser sich nicht vorher an. Er erschien still und leise vor Mias Bett und sagte kein Wort.
“Du bist mein letzter Geist? Der, der zukünftigen Weihnacht?”, fragte Mia und suchte den Blick des Geistes, doch dieser blieb stumm. Aufgrund seines blutgetränkten Äußeren erkannte Mia sofort, um wen es sich handelte. Der blutige Baron. Hausgeist von Slytherin. Der wohl angsteinflößendste und gefährlichste Geist von allen. Und dieser würde Mia nun ihre Zukunft zeigen. Auf alles gefasst erhob sie sich aus ihrem Bett. “Ich weiß mittlerweile,  dass ihr Geister mich besuchen kommt um mir zu helfen und um mich auf den richtigen Pfad zu führen, aber blutiger Baron”, sie stellte sich direkt vor ihn. “vor dir fürchte ich mich am meisten. Bitte sprich doch mit mir!” Doch der Baron schwieg nur und zeigte ohne ein Wort  zu der Tür, die aus dem Gemeinschaftsraum führte. “Führ mich”, bat sie ihn. “Wir haben nicht viel Zeit, ich vertraue dir”. Mit diesen Worten schwebte der blutige Baron, ebenso still wie er gekommen war, wieder durch die Tür und Mia folgte ihm - geradewegs in die Tür rein. Mit einem tauben Knall prallte ihr Kopf gegen das massive Holz, ehe sie diese beschämt öffnete und dem Geist folgte.

Dieses Mal führte der Geist sie nicht in den Raum der Wünsche. Sie durchquerten das Schloss, das zu dieser Stunde ebenso ruhig wie düster war. Die Schritte der Slytherin hallten an den kargen Wänden der Korridore wider. Als der blutige Baron sie durch die Eingangstür führte, dämmerte es Mia bereits, wo er sie hinführen würde. Nach kurzer Zeit erreichten sie den Rand des verbotenen Waldes. Das Seltsame daran war jedoch, dass der Wald, je näher sie diesem kamen, immer heller zu lodern schien. Als sie schließlich Halt machten, erkannte Mia, dass sie auf einer beliebten Lichtung standen. Auf dieser hatte jemand mit Steinplatten einen Weg gelegt und einen runden Kreis aus Fackeln abgesteckt. In der Mitte des Kreises befand sich eine Art steinerner Altar, auf welchem das Denkarium ruhte. Zu beiden Seiten des Denkariums standen je zwei Phiolen. In der einen war die silbrige Flüssigkeit, die sie bereits aus ihren früheren Begegnungen mit den Geistern kannte. “Nutze mich”, stand auf einem Zettel, der an dem Hals der Phiole befestigt war. Die andere Phiole besaß eine dunkle, lilane Flüssigkeit, an der “Trink mich” geschrieben stand. Sofort griff Mia zu der Lilanen Phiole, doch der blutige Baron stieß ein tiefes “Nein” aus und deutete auf das Denkarium. Mia schluckte und nahm stattdessen die Phiole mit der Erinnerung. Sie kippte diese in das Becken und führte ihre Nasenspitze behutsam an die Oberfläche des Gefäßes.

 

Eisige Kälte durchstach Mias Körper und ließ sie erschaudern. Irgendetwas an dieser Szene gefiel ihr ganz und gar nicht. Offenbar hatte es sie zurück in die große Halle verschlagen. Diese war nach wie vor weihnachtlich geschmückt, doch etwas war anders. Sie erkannte einige Gesichter, nur das diese wesentlich...älter aussahen, als sie sie in Erinnerung hatte. Sie schritt unsicher durch den Mittelgang des Saales und erschrak, als eine schlanke, zusammengesunkene Figur mit eingefallenem Gesicht auf sie zutrat. Der Blick der Schülerin war vollkommen leer und die blauen Augen waren umrundet von dunklen Augenringen. Einzig die langen, blonden Haare ließen Mia erkennen, dass sie dort sich selbst sah, um einige Jahre älter und um viele Male trauriger. Egal wie sehr sie es auch versuchte, es gelang der kleinen Schlange nicht, den Blick von diesem Schatten ihrer selbst zu nehmen. Schließlich fing sie sich wieder und stellte sich etwas abseits, um zu beobachten, was ihr zukünftiges Ich vorhatte.
Zwei Schüler, die wohl Luke und Elay sein mussten, rempelten sie gerade von beiden Seiten an, sodass die Zukunfts-Mia ins Straucheln geriet. “Schlange”, zischte einer der beiden und Mia sah, wie ihr zukünftiges Ich sich auf die Lippen biss, um nicht zu weinen. Was war bloß geschehen? Wieso verhielten sich ihr bester Freund und der Junge, den sie liebte, so unfassbar kalt ihr gegenüber?
Offenbar sah das Mädchen in diesem Moment ein bekanntes Gesicht, denn ihre ausdruckslosen Augen hatten für einen kurzen Augenblick eine Art Hoffnungsschimmer in sich erweckt.
“Elliemaus”, sagte die ältere Slytherin und Mia erschrak darüber, wie sehr ihre Stimme sich verändert hatte. “Hast du Lust, Weihnachten mit mir in eurem Gemeinschaftsraum zu verbringen?”, fragte sie an das kleinere Mädchen gewandt, dass offenbar ihre Freundin Ellie Carter war. Auch Ellie hatte sich stark verändert. Doch nicht nur äußerlich, auch ihre Miene erschien Mia vollkommen entfremdet. Nun sah dieses Mädchen mit kalten, leeren Augen zu der Zukunfts-Mia auf und sprach mit einer Stimme, die messerscharfen Dolchen gleichkam.

“Kenne ich dich?”

“Nein!”, schrie Mia und taumelte auf die beiden älteren Mädchen zu. Ellie kehrte der zukünftigen Mia gerade den Rücken zu und ließ sie wie einen getretenen Hund inmitten des Ganges stehen. “Ellie, nein!”, wiederholte Mia mit tränenerstickter Stimme. “Bleib bei mir! Verlass mich nicht!” Die ihr nun allzu bekannten Nebelschleier begannen wieder, die Ränder ihres Sichtfeldes einzurahmen. “Nein, nicht jetzt, nicht so!”, flehte Mia, bettelte und versuchte mit aller Kraft, bei Bewusstsein zu bleiben. Doch ehe sie sich versah, befand sie sich wieder auf der Lichtung des verbotenen Waldes. Mit weit aufgerissenen Augen sank Mia auf die Knie und starrte vollkommen regungslos auf das Denkarium. Die Fackeln um sie herum waren erloschen und auch der blutige Baron war verschwunden. Was war bloß geschehen? An welchem Punkt ihres Lebens hatte sie sich so verrannt, dass sich ihre Freunde, ihre Familie und jeder der ihr wichtig war, von ihr abgewandt hatte? Ihr Körper wurde von heftigen Schluchzern durchzogen. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie wusste nicht wie lange sie so verharrte, doch nach einiger Zeit erinnerte sie sich daran, dass noch eine weitere Phiole auf dem Altar stand. “Trink mich”, hatte auf dieser gestanden. Etwas unbeholfen zog sie sich an dem steinernen Tisch hoch und griff mit zittrigen Händen nach dem durchsichtigen Gefäß. Die lilane Flüssigkeit schwappte leicht, als sie die Phiole öffnete. Unter normalen Umständen hätte sie der Aufforderung des Gefäßes niemals Folge geleistet, doch in diesem Augenblick war ihr alles egal. Ihr Körper fühlte sich betäubt an, als habe man sie in Watte gehüllt und jede Hoffnung aus ihrem Inneren erloschen. Sie zögerte nicht und setzte den Rand der Phiole an ihre Lippen. Die Flüssigkeit fühlte sich warm an und zerrann augenblicklich ihre Kehle herab. Keine Minute später spürte sie, wie ihre Beine unter ihr nachgaben und ihr Bewusstsein erneut erlosch.
 

 

01:01 Uhr, Weihnachten
Mit einem tiefen Luftzug setzte Mia sich schlagartig auf. Ein Kratzen in ihrer Kehle ließ sie aufhusten, ehe sie sich darüber im Klaren wurde, was sie soeben getan hatte. Was um Himmels willen hatte sie bloß geritten, aus einer Phiole zu trinken, deren Inhalt sie nicht einmal kannte? Ehe sie sich jedoch ihren Kopf darüber zerbrechen konnte, was sie getan hatte, fiel ihr Blick auf die vielen Lichter, die sich nun auf der Lichtung befanden.
Der Altar war verschwunden und an seiner Stelle stand nun eine große, hölzerne Tafel, auf der eine lange Tischdecke in roten und weißen Farben ausgebreitet lag. Ein Adventskranz, dessen Kerzen im leichten Wind des Waldes flackerten, war auf der Mitte der Tafel platziert worden. Teller, Gläser und Besteck zierten beide Seiten des Ebenholztisches. Truthahn, Gratin und Gemüseschalen verteilten sich nebst Plätzchen und Schokopudding und vollendeten somit den Anblick des Festessens. Neben der Tafel hatte man einen geschmückten Tannenbaum in die Mitte der Lichtung platziert, unter dem bereits ein riesiger Berg an Geschenken darauf wartete ausgepackt zu werden. Lichterketten, Fackeln und Glühwürmchen erhellten die Lichtung und warfen sie in ein warmes, gleißendes Licht.
“Was ist denn hier los?”, flüsterte Mia und sah sich erstaunt um. Wenn sie es nicht besser wüsste, so hätte sie vermutet, in einem eigens für sie angelegten Winterwunderland gelandet zu sein.
“Frohe Weihnachten!”, ertönte ein Chor von Stimmen hinter ihr. Erschrocken wirbelte Mia herum und riss vor Entsetzen den Mund auf. Wo eben noch der blutige Baron auf sie herabgesehen hatte, standen nun all ihre engsten Freunde und Vertrauten. Da war ihr Cousin, Lucan, der neben ihrem Freund Luke stand. Auch Elay hatte sich zu den beiden Jungen gesellt und grinste Mia breit an. Unmittelbar vor ihr stand ihre Schwester, Eli, mit einem großen Geschenk in den Armen und daneben Ellie, die sie kreidebleich ansah.
“Ellie!”, rief Mia und rannte auf die kleine Löwin zu. “Wieso bist du so blass?” Einstimmiges Gelächter umgarnte die junge Schlange wie ein warmes Band der Freundschaft. “Mensch, selbst nach alldem bist du immer noch darauf fixiert, anderen zu helfen”, lachte Ellie und schüttelte den Kopf. “Ich hatte nur etwas Nasenbluten, alles in Ordnung, ehrlich”, antwortet die Gryffindor und lächelte Mia an. “Nasenbluten? Hast du etwa deine Gabe…-?”, setzte Mia an und Ellie verdrehte die Augen. “Wo denkst du denn sind die Erinnerung für das Denkarium an DEINE Kindheit hergekommen? Oder aus DEINER Zukunft?” Ellie lachte. Nun war es an Mia, den Kopf zu schütteln. “Ich verstehe nicht, aber wieso das alles?”, fragte sie und sah ihre Freunde einen nach dem anderen an. “Wieso macht ihr euch diese Mühe?” Ihre Freunde tauschten ein paar Blicke untereinander bis Luke das Wort ergriff.
“Weil wir dich gern haben und du uns unfassbar viel bedeutest. Weihnachten, ist das Fest der Liebe. Du sahst traurig aus also…”, erklärte er und Elay ergriff das Wort. “Also habe ich Miss Devinus darum gebeten, uns das Denkarium zu leihen.” Nun ergriff Ellie das Wort. “Und ich habe mit Miss Harris nach der Weihnachtsgeschichte in der Muggelabteilung gesucht.” Luke grinste. “Und ich habe dann die Geister gefragt, ob sie uns helfen könnten.” Wieder fiel Mias Kinnlade, doch dieses Mal fasste sie sich schneller wieder. “Aber Lucan, Eli, ihr seid doch über Weihnachten gar nicht-”, setzte sie an, als Lucan sie unterbrach. “In Hogwarts? Es ist doch egal wo wir Weihnachten feiern. Weihnachten ist das Fest der Liebe und das feiert man da, wo sein Herz ist.” Nun traten ihre Freunde in einem Halbkreis an sie heran. “Und unsere Herzen sind nunmal bei Dir!” Während ihre Freunde in schallendes Gelächter ausbrachen, kullerten Mia erneut Tränen der Freude über das Gesicht.
“Ihr seid verrückt!”, rief sie und umarmte jeden Einzelnen ihrer Liebsten. “Ich hab euch so verdammt lieb, wisst ihr das eigentlich?” Ihre Freunde erwiderten die Umarmung mit breitem Grinsen und hielten Mia fest in ihren Armen.

Schließlich setzten die Sechs sich an die Tafel, teilten ihr Essen und redeten und lachten die ganze Nacht hindurch. Als die ersten Sonnenstrahlen über die Baumwipfel des verbotenen Waldes traten, sah Mia ihre Freunde ein letztes Mal aus tiefstem Herzen an.
Dieses Weihnachtsfest, so wusste Mia, würde ihnen noch lange in Erinnerung bleiben. Sie versprach, sich mehr um sich selbst und weniger um andere zu kümmern und dabei ihre Freunde stets in Ehren zu halten. Mia hielt ihr Wort und war sogar noch besser. Sie tat nicht nur alles, was sie versprochen hatte, sondern noch mehr. Und auch in Zukunft sagte man, dass Mia und all ihre Freunde, alte wie neue, Weihnachten besser zu feiern wüssten, als jeder andere. Und so endet diese Geschichte mit den Worten Mias:

“Merlin segne jeden von uns”.

 

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