Hallo zusammen,

hier sind wieder die Märchenjungs Dawson , Drystan & Maverick. Ihr erinnert euch doch sicher, dass wir in der letzten Ausgabe ein Grimm-Märchen vorgestellt haben, richtig? Dort hatten wir uns mit Rapunzel in den luftigen Höhen ihres Turm-Gefängnisses befunden. Heute jedoch nehmen wir euch mit auf eine Reise ins völlige Gegenteil! Wir werden klein - Klitzeklein!

Und nun Bühne frei für das vierte Märchen, das wir euch präsentieren dürfen: “Däumelinchen”, von Hans Christian Andersen (1805 - 1875).
Däumelinchen
Bühne frei für das Trimagische Team im Dialog!
„Quivit! Quivit!“, zwitscherte das Vögelein. „Quivit, quivit!“, sang es einerlei. „Quivit, qui-“
*klonk*
Ouch?!
Hör auf mit dem Mist und fang endlich an!
Du hast doch echt einen Vogel!
So einen kleinen gelben, ich habs gesehen!
*reibt sich die Beule*
So ein Quatsch! Das bildet ihr euch doch nur ein, aber na gut!
*räuspert sich*
Also... Es lebte einmal eine Frau, die sich seit langem nichts sehnlicher wünschte, als ein kleines Kind. Aus diesem Grund ging sie zu einer Hexe und suchte dort nach Rat. Diese half ihr in Form eines kleinen Gerstenkornes, welches die Frau pflanzen und gut pflegen sollte.
Sicher, dass das ein Muggelmärchen ist? Klingt ein bisschen nach dem Kräuterkundeunterricht.
Sowas ähnliches hatten wir doch auch bei Rapunzel. Der sehnlichste Wunsch nach einem Kind und was Essbarem.
*prustet los*
Wasn? Ist doch wahr!
Was Essbarem also… Hast du zufällig Hunger, Dawson? *grinst*
Nun… Selbstverständlich kam sie der Aufforderung nach und steckte so viel Fürsorge und Liebe in das heranwachsende Pflänzchen hinein, sodass es prächtig gedeihte und zu einer wunderschönen Tulpe heranwuchs. Und dann – eines Tages – küsste sie voller Bewunderung die zarten Blütenblätter, die fest einer Knospe gleich geschlossen waren, welche sich mit einem Mal öffneten und ein winziges Mädchen – gerade mal einen halben Daumen groß – enthüllten. Dadurch, dass sie so klitzeklein war, nannte die Muggelfrau das Kind Däumelinchen.
Die Herleitung des Namens macht zumindest Sinn. Aber Moment mal, Tulpe? Wie soll aus einem Gerstenkorn denn eine Blume werden?
Das ist ein verzauberter Gerstenkorn! Deshalb kann der das!
Und das Kind? Ist es ein Pflanzenwesen? Ein Muggel ist es ja schon mal nicht, aber auf jeden Fall was Magisches!
Oh, gute Frage! Vielleicht finden wir das ja heraus… *liest mal weiter*
Damit Däumelinchen einen Platz zum Schlafen hatte, bastelte ihr die Frau ein Bett aus einer Walnussschale, mit Veilchenblättern als Matratze und einem Rosenblatt als Decke. Damit ihr nie langweilig wurde, konnte sie über den Tag mit Hilfe eines Tulpenblattes in einem See, in Form eines mit Wasser gefüllten Tellers, spielen.
Also ich finde ja, das mit dem Bett klingt nicht schlecht, aber den ganzen Tag auf einem Blatt in einem Teller voll Wasser schwimmen, stelle ich mir doch sehr langweilig vor.
Wenn sie wenigstens zaubern könnte… Mit Wasser lässt sich ja einiges anstell- Ich meine... Ausprobieren.
Wenn es etwas ist, das du gerne tust, dann stört es dich auch nicht, es täglich zu tun. Das ist wie bei mir mit dem Zeichnen! Ich zeichne zum Beispiel immer richt-
Oh nein… Es geht wieder los…
Mavi!
Ja okay! Jedenfalls…
Die Zeit verging und Däumelinchens Schönheit blieb natürlich nicht unbeachtet. Eines Nachts wurde sie ohne ihres Wissens von einer alten Kröte entführt, die veranlasste, Däumelinchen zur Braut ihres hässlichen Sohnes zu machen. Und damit sie nicht fliehen konnte, setzten die Kröten sie auf ein Rosenblatt, welches einer Insel glich – ringsherum Wasser. Als sie am nächsten Morgen erwachte und sich ihrer Lage bewusst wurde, fing sie bitterlich an zu weinen.
Ein sehr genügsames Mädchen… aber wie bitte? Eine Kröte entführt sie, um sie zwangsverheiraten zu können? Ich dachte irgendwie, sowas gäbe es höchstens noch bei sehr traditionellen Reinblüterfamilien. Zwangsehen oder arrangierte Ehen, meine ich. Aber scheint auch bei Muggeln ein Thema zu sein.
Nur, dass es eine Kröte war, die das Mädchen entführt hatte und kein Muggel.
Das macht die Sache noch schräger!
Und vor allem gruselig! Ich würde richtig Schiss bekommen und vermutlich kein einziges Wort mehr herausbringen können! Stellt euch das vor - Ein stummer Mavi!
Ein Traum…
Der nie in Erfüllung gehen wird...
*hat die beiden nicht gehört* Glücklicherweise sollen dieses Weinen auch die Fische gehört haben, woraufhin sie voller Entzückung beschlossen, dem kleinen Mädchen zu helfen und ihr die Flucht ermöglichen. Mit dieser Flucht wurden ihr die Tore zur Freiheit geöffnet und offenbarten den ganzen Sommer lang viele Abenteuer und auch neue Freundschaften mit Schmetterlingen, Käfern und kleinen Vögeln. Als die Monate jedoch kälter wurden und sich die Jahreszeit dem Winter neigte, war unser Däumelinchen fast dem Tode geweiht, hätte sie eine liebevolle Feldmaus nicht bei sich aufgenommen und versorgt. Natürlich verlangte die Feldmaus auch etwas im Gegenzug, sodass unser Däumelinchen ihr Stübchen fegte und Geschichten erzählte.
Nun ja, ist auch nicht verwerflich, oder? Geben und Nehmen, klingt doch fair.
Ja, das finde ich auch! Hauptsache unser Däumelinchen hat es warm und genug zu essen.
Das stimmt! Allerdings kennen einige von uns das sicherlich auch. Egal, wie weit wir von anderen weg wohnen - wir haben immer einen gewissen Nachbarn, der ab und zu auf ein Tässchen Tee oder Kaffee vorbeikommt. So war es auch mit der Feldmaus, deren hochnäsiger Nachbar, der Maulwurf, von all den Dingen, die Däumelinchen so sehr über der Erde liebte, die pure Abneigung hegte. Mit der Zeit verliebte sich jedoch der Maulwurf in unser Däumelinchen und zeigte ihr sogar seine Gänge unter der Erde, in welchem sich eine vermeintlich tote Schwalbe befand. Aus Mitgefühl schlich sich das Mädchen in der Nacht zur Schwalbe und deckte sie zu, damit sie wenigstens im Warmen ruhen konnte, entdeckte dann jedoch, dass das Vögelchen noch lebte. Und wie wir sie mittlerweile ja kennenlernen durften, pflegte sie die Schwalbe natürlich den Winter über gesund.
Das ist ja ein tolles erstes Date… Und ‘Komm in die Gänge, ich will dir meine Vogel-Sammlung zeigen’ ist als Anmachspruch sicher nicht so berauschend. Wobei Mavi sicher einige seeehr interessante Vögel zu bieten hätte. Interessant und verstörend.
Pff, ach komm! Du bist doch nur neidisch!
*schmunzelt belustigt*
Erst im Frühling hielt der Maulwurf dann um ihre Hand an und da sie sehr an der Feldmaus hing, auch aufgrund der Dankbarkeit ihr gegenüber, arbeite sie den ganzen Sommer an ihrer Aus-... Aus… Steuer...? Was ist denn... Drys, du Lexikon. Du weißt doch bestimmt, was eine Aussteuer ist, oder?
Wieso werde ich in letzter Zeit so oft mit dem Thema ‘Heirat’ konfrontiert? Ich bin erst 15 und hab mich damit echt noch nicht beschäftigt!
Mimimimi! Los, Streber-Modus an!
*seufzt*
Die Aussteuer wird auch als ‘Mitgift’ bezeichnet und wurde früher von der Braut als Vermögen mit in die Ehe gebracht, soviel weiß ich über diese Tradition. Da wurden Schränke und Truhen mit allem möglichen Kram vollgestopft. Meine Oma hat furchtbar hässliche Geschirr-Erbstücke. Ab und zu lässt sie dann mal ‘aus Versehen’ etwas davon fallen...
Okaaay... Also zusammengefasst: Etwas, was eine Frau mit in die Ehe einbringt, richtig?
Na ja, also… Jaaa... Richtig.
Danke, Drys! Dann geht’s weiter!
Die Hochzeit der "glücklichen Verlobten" sollte dann im Herbst stattfinden. Merlin sei Dank traf sie dann jedoch wieder auf die liebe Schwalbe, die sie gesund gepflegt hatte. Diese hatte Däumelinchen in ihr Herz geschlossen und war so dankbar gewesen, dass sie ihr anbot, sie mit sich in die warmen Länder zu nehmen – zu all den Blumen, Schmetterlingen und Vögeln, die das winzige Mädchen so sehr liebte.
Stelle ich mir schon witzig vor, auf einem Vogel oder Schmetterling zu reiten. Nur nicht, wenn ich dafür immer so klein sein müsste.
Klein zu sein hat sicher so manche Vorteile. Denk da mal dran, wie schön man Gespräche belauschen könnte.
Dafür gibt’s auch Langziehohren.
Aber die sind doch viel auffälliger!
Wo Mavi recht hat…
Aber nicht, wenn man sie geschickt einsetzt!
*sieht zu Dawson*
*sieht zu Mavi*
*hört die beiden zeitgleich seufzen*
*fährt schnell fort*
Um das ganze Glück selbstverständlich abzurunden, begegnete sie - endlich am Ziel ihrer Reise angekommen – in einer Blume einem geflügelten Prinzen, der genauso winzig wie sie selbst war.
Wow ein geflügelter Prinz auch noch! So viel Glück ist doch kaum möglich.
*prustet los, weil er gerade diesen Levi Lightwood vor Augen hat - in einem Feenkostüm*
Ja! Und dieser war so entzückt über ihre Schönheit, dass er sie bat, seine Frau zu werden und ohne zu zögern willigte sie ein. Kurz darauf folgte eine wunderschöne Hochzeit und viele brachten Unmengen an Geschenke für das neue Königspaar, darunter auch Flügel einer großen Fliege, sodass Däumelinchen nun zusammen mit ihrem neuen Gemahl, als auch den anderen winzigen Menschlein fliegen konnte. Zusammen mit dem Paar an Flügeln, schenkte der Prinz ihr den Namen 'Maja', der im Endeffekt so viel schöner klang, als Däumelinchen...
*räuspert sich*
Ende.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Schönheit ist ein großes Thema im heutigen Märchen. Eine tolle Optik reicht aus, um als Person von jedem begehrt zu werden und perfekt zum Heiraten zu sein. Zudem ist Däumelinchen bescheiden, hilfsbereit und kann sich nur mit Hilfe von Freunden aus ihrer verzwickten Lage retten. Eine mögliche Deutung wäre: Däumelinchen ist auch symbolisch eine kleine Frau in einer kleinen Welt.
Erst, als der Prinz ihr Flügel verleiht und ihr einen richtigen Namen gibt, kann sie wirklich frei sein, ist aufgewertet und kann das Bodenständige verlassen - ihren Horizont erweitern.
Kann dieses Frauenbild noch aktuell sein? Oder wünschenswert? Zählen Schönheit und Zurückhaltung mehr als alles andere? Möglicherweise hat auch der Autor Hans Christian Andersen selbst etwas aus seinem Leben in dieser Geschichte verarbeitet. Er blieb unverheiratet und es gibt Vermutungen, dass er homosexuell war. Vielleicht hätte er sich selbst gerne aus allen Zwängen befreit und wäre am liebsten mit dem Feenprinzen davongeflogen? Welche Message will uns das Märchen vermitteln?
Das Tolle an Märchen ist, dass jede*r etwas anderes für sich herausziehen kann und es viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten gibt. Was meint ihr?

Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!

Nicht vergessen - nutzt wieder die Chance, die Wahl des nächsten Märchens mitzugestalten!
Bis einschließlich dem 08.11.2020 habt ihr die Zeit euch dafür zu entscheiden!
 
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Somit verabschiedet sich das Trimagische Team für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.