Soooo, wen haben wir denn heute zu Gast, D? Mal schauen, wer als nächstes auf der Liste steht… ah ja, Blair Chadwick aus dem Hause Hufflepuff. Und da ist sie ja schon. Schön, dass du hier bist, setz dich zu uns.
*lächelt das Mädchen freundlich an*
Herzlich willkommen auf unserer Märchencouch!
*macht etwas Platz für den Gast*
Danke für die nette Einladung, ihr Zwei!
*winkelt eifrig und räuspert sich*
Lehnt euch zurück, es wird eine spannende Geschichte, versprochen! Also: Es war einmal eine Familie, die einen Sohn mit einer Glückshaut bekam und man sagte, dass er in seinem 14. Lebensjahr die Tochter des Königs heiraten werde.
Na, das sind ja rosige Aussichten für den Jungen. Aber zunächst sollten wir erklären, was eine Glückshaut ist.
Den Begriff hab ich auch noch nicht gehört. Ich bin sehr gespannt, was uns da erwartet.
*zückt seinen Zauberstab und lässt ein Wörterbuch herbeischweben, um darin zu blättern*
Nun, für das Wort ‚Glückshaut‘ sagt man heute wohl eher ‚Glückshaube‘. Dieses Phänomen tritt auf, wenn ein Kind mit der Fruchtblase über dem Kopf oder dem Gesicht geboren wurde. Im Volksglauben sollte dies Glück bringen, sodass die Glückshaut sogar getrocknet und aufbewahrt wurde. Manchen wurde sie zum Schutz sogar in die Kleidung genäht.
Leider war es früher ja oft so, dass Kinder bereits für eine Hochzeit verpflichtet wurden, ohne selbst entscheiden zu können. Die Gründe dafür waren meist Geld oder Macht
Ja, wirklich herzzerreißend, was früher so los war. Aber weiter im Geschehen: Als der König eines Tages als Unbekannter im Dorf fragte, was es neues gibt und von dem besonderen Jungen erfuhr, ging er zu seiner Familie und bot viel Gold für ihn. Die Eltern des Kindes willigten in den Handel ein und gaben dem fremden Mann ihren Sohn. Der König legte das Kind in eine Schachtel und ließ es den Fluss hinunter treiben. Zum Glück überlebte der Junge und die Schachtel kam unbeschadet an einem Ufer an, an dem ein Mahlbursche diese entdeckte und sie mit in die Mühle nahm. Der Junge wurde freudig begrüßt und sogar dort aufgezogen.
Das klingt für mich ganz so, als wollte der König um jeden Preis verhindern, dass seine Tochter jemanden heiratet, der nicht adelig ist. Auch heftig, dass die Eltern ihren Sohn einfach verkaufen. Ihre Not muss wohl groß gewesen sein. Mahlbursche ist auch ein eher veralteter Begriff für einen jungen Angestellten in der Mühle, vermute ich.
Also, bei dem Kind in der Schachtel musste ich kurz an eine biblische Geschichte denken, aber ja, ich denke auch, der König führt was im Schilde. Es ist schon heftig, dass früher Kinder einfach verkauft wurden. Das können wir uns heute so gar nicht vorstellen und erlaubt ist das ja auch nicht.
Wohl wahr. Früher war das aber wohl öfter der Fall gewesen. Na ja, als der Junge das 14. Lebensjahr erreicht hatte, kam der König in die Mühle und fragte die Familie, ob es ihr Kind sei. Ziemlich komische Frage, meiner Meinung nach. Die Müllersleute sagten die Wahrheit und erklärten dem König, dass sie den Jungen am Ufer in einer Schachtel gefunden und aufgenommen hatten. Der König erinnerte sich, wie er den Jungen abgesetzt hatte. Er bot dem Glückskind Gold dafür, dass er einen Brief zur Königin überbringt. Ich muss sagen, schlaue Idee von ihm. In den Brief schrieb der König, dass der Junge, sobald er mit dem Brief im Schloss ankommt, getötet und begraben werden soll.
Der König ist ja richtig besessen von der Idee, ihn zu killen und zieht auch noch andere in diese niedere Tat mit hinein.
Was hat denn der König bitte für ein Problem mit dem Kind? Nur weil es ein Glückskind ist, gleich morden zu wollen, ist eine ziemlich heftige Reaktion.
Vielleicht der Aberglaube?
Er will seine Tochter einfach nicht an diesen Burschen hergeben.
Der Junge machte sich jedenfalls auf den Weg zur Königin, verlief sich aber im Wald. Zu seinem Glück entdeckte er allerdings eine Hütte, in der Licht brannte, und ging hinein. Die Frau, die er im Haus vorfand, warnte ihn vor dem Bleiben, da das Haus Räubern gehörte. Doch der Junge war mutig und legte sich hin und schlief ein.
*zieht eine Augenbraue nach oben*
Mutig? In meinen Augen ist das alles andere als klug.
Oh wow, also mutig finde ich das auch nicht. Eher dumm und lebensmüde, aber so langsam ergibt das mit dem Glückskind Sinn.
Wartet ab! Es gibt eine Wendung! Als die Räuber dann zurück in die Hütte kamen, bemerkten sie den Jungen und den Brief, den er bei sich trug. Sie lasen sich diesen durch und empfanden Mitleid für ihn, was sie dazu brachte, den Brief zu zerreißen und einen neuen zu schreiben. Also sind Räuber nicht automatisch immer schlecht. Sie schrieben, im Namen des Königs, dass der Junge mit der Königstochter vermählt werden sollte.
*grinst breit*
Ha! Ein großartiger Streich! Von Räubern hätte ich nicht erwartet, dass diese Mitleid empfinden und den Jungen retten wollen. Zuerst dachte ich ja, dass es echt mies gelaufen ist für unser ‘Glückskind’. Was für eine unerwartete Kehrtwende!
Immerhin haben die Räuber ein Gewissen und tun dem Jungen nichts Dummes an. Das Märchen scheint noch richtig spannend zu werden. Ich bin gespannt, wie die Königin auf den Brief reagiert. Also wenn sie schlau ist und die Handschrift von ihrem Mann kennt, sollte sie merken, dass da was faul ist, aber wir werden sehen.
Wir reden hier von einem Märchen. Logik ist da wenig vertreten.
*grinst*
Nachdem der Junge bei der Königin wohlbehalten ankam, überbrachte er den Brief und *ZACK* wurde er kurzerhand mit der Königstochter vermählt. Als der König ins Schloss zurückkehrte und erfuhr, dass sich die Weissagung erfüllt hatte, sagte er dem Glückskind zornig, dass seine Tochter nicht so einfach zu haben wäre. Um sie als Frau zu behalten, sollte er drei goldene Haare des Teufels bringen.
Oh Merlin, dieser König ist echt lästig! Eine Unverschämtheit, dass er nach der Heirat noch immer versucht, den jungen Mann loszuwerden. Das ist nun übrigens der dritte Versuch, habt ihr’s gemerkt?
Dass der König es einfach nicht gut sein lassen kann. Das arme Kind hat doch nichts verbrochen und kann doch nichts dafür, dass es ein Glückskind ist. Ja D, deine Lieblingszahl haben wir gleich doppelt in einem Märchen entdecken dürfen.
Glückskind machte sich dann auf den Weg zum Teufel und blieb drei Tage lang weg. In diesen drei Tagen traf er auf drei verschiedene Torwächter, vor großen Städten. Er sagte ihnen, dass er alles wüsste und so stellten die Torwächter ihm folgende Fragen: Warum hat der Weinbrunnen aufgehört zu quellen? Warum trägt der Baum mit den goldenen Äpfeln nicht einmal mehr Blätter? Warum fährt der Fährmann immer über den Fluss hin und her und wird nicht abgelöst? Das Glückskind versprach ihnen die Antwort zu geben, sobald es wieder zurück sei und alle Torwachen ließen es passieren.
*lacht*
Nicht ihr Ernst? Da kann ja jeder behaupten, die Antwort zu kennen und wird in die Stadt gelassen. Die machen ihren Job nicht gerade gut. Und nun kommt die magische Zahl Drei wirklich geballt!
Na, der Abschnitt lässt doch dein Herz erblühen, D! So oft kommt da die Drei vor. Ich frage mich ja, woher das Kind weiß wo man den Teufel findet. Klar in der Hölle, aber gibt es da einfach einen Eingang irgendwo hier, von dem wir nichts wissen? Sowas wüsste ich nicht.
Vielleicht wussten die Leute damals, wo sich die Hölle befand? Irgendwie hat er es auf jeden Fall geschafft in die Hölle zu kommen. Dann traf das Glückskind die Ellermutter. Diese fragte er nicht nur die Fragen der Torwächter, sondern auch nach den drei goldenen Haaren des Teufels. Die Ellermutter verwandelte den Jungen in eine kleine Ameise und versteckte ihn in der Rockfalte.
Ellermutter? Dieses Wort habe ich auch noch nie gehört, aber das schlaue Buch liegt ja bereit.
*blättert*
Ah, hier. ‘Eller’ ist eine mundartliche Form aus dem Niederdeutschen von ‘Älter’, also handelt es sich dabei um eine Großmutter. Man kann auch ‘Eldermutter’ sagen. Das Pendant dazu ist der ‘Eldervater’, also der Opa.
Also das Wort hab ich bisher auch noch nicht gehört, aber danke D für diese Erklärung! Schon spannend, dass die Ellermutter offensichtlich zaubern kann und das wohl auch noch richtig gut, wenn sie das Kind in eine Ameise verwandeln kann.
Als der Teufel zurückkehrte und sich erschöpft in den Schoß seiner Ellermutter legte, schlief er bald darauf ein. Sicher wegen der harten Arbeit, die er jeden Tag verrichtete. Die Ellermutter fing damit an, ihm die Haare herauszuzupfen. Sobald er davon wach wurde, sagte sie ihm, dass sie schlecht geträumt habe. Sobald er neugierig nach ihren Träumen nachhakte, fing sie an die Fragen der Torwächter als Träume zu erzählen und der Teufel gab ihr all die Antworten
Wundert mich ja, dass die Großmutter des Teufels eine so nette Person ist. Wäre das dann nicht auch eine Teufelin? Sie verfügt jedenfalls nicht nur über Magie und ein gutes Herz, sondern ist auch sehr clever, wie sie ihrem Enkel die Antworten entlockt.
Oh, also sie die sehr alte Mutter des Teufels? Naja irgendwie hat ja jeder eine Mutter, also muss der Teufel auch eine haben. Ist dennoch die Frage wie jemand so böse werden kann wenn er eine Mutter hat die so gut im Herzen ist.
*schaut etwas schockiert*
Nun, eine Mutter kann einem Kind nie ‘Nein’ sagen, oder? So kam das Glückskind an alle Antworten und die drei goldenen Haare des Teufels, Jackpot! Am nächsten Tag, als der Teufel fort war, verwandelte die Ellermutter das Glückskind wieder in einen Menschen. Auf der Rückreise gab das Glückskind allen Torwächtern die Antworten auf ihre Fragen. Von jedem Torwächter erhielt das Glückskind zwei Esel bepackt mit Gold als Dank. Als es am Abend zurück im Schloss des Königs ankam und dem König die drei goldenen Haare des Teufels brachte, war dieser sehr erstaunt. Der König fragte das Glückskind, woher es noch die bepackten Esel habe und das Glückskind schickte ihn daraufhin zum Fährmann. Als der König dort ankam, ließ der Fährmann ihn hin und her rudern, ohne jemals abgelöst zu werden.
Ah, das ist ein alter Trick, der mir schon öfters in der Literatur begegnet ist. Manchmal ist der Fährmann eine verfluchte Seele oder dergleichen, die ihre Schuld begleichen muss und dazu verdammt ist, ewig auf dem Fluss oder im Totenreich zu dienen. Sobald jemand auf ihn hereinfällt und ihn ablöst, geht das Schicksal auf den neuen Fährmann über, bis er seinerseits einen Dummen findet, dem er diesen Fluch weitergeben kann.
Da hoffen wir doch mal, dass der König aus dieser Sache gelernt hat. Somit heißt es auch hier wieder Ende gut, alles gut!
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’