// Fortsetzung zu: https://worldofpotter.de/blog/09f14617-0341-4a36-8c07-89fc4dc63e50/gewinnspiel-ich-wuensche-mir-gewinner-teil-1-platz-3

 

Ein langes Bad-Gateway-Warten später können wir euch endlich den 1. Platz vorstellen~

Wir gratulieren Felicitas Dain, sie konnte sich ganz knapp mit nur 3 Punkten Unterschied den 1. Platz sichern, sie wird die magische Welt fortan als Animagus bereichern.
Nochmal ein großes Danke an alle Teilnehmer - ich hoffe, dass alle anderen Teinehmer nicht zu traurig sind, dass sie nicht gewonnen haben - es werden sich noch viele Möglichkeiten ergeben, bei denen ihr einen besonderne Gegenstand oder einen besonderen Status gewinnen könnt! Diese Wettbewerbe werden regelmäßig und in kürzeren Abständen erscheinen, haltet also die Augen offen!
Doch jetzt lasst euch verzaubern und taucht kurz wieder in die Weihnachtsstimmung ein:

 


 

PLATZ 1 - FELICITAS DAIN

 

Vorwort:

Dies ist eine kleine magische Adaptation an Charles Dickens „A Christmas Carol“. Charaktere können hier eventuell anders dargestellt sein und Ereignisse in unterschiedlicher Reihenfolge auftauchen oder weggelassen sein. Das liegt daran, dass ich nicht nur eine sture Nacherzählung machen wollte :) Umgedichtet wurde das Ganze mit WoP Charakteren, die alle ihr Einverständnis gegeben haben, in der Form aufzutauchen!

Viel Spaß!

 

Ebenezer Scrooge – Felicitas Dain

Geist der vergangenen Weihnacht – Frieda Regensdorf

Geist der gegenwärtigen Weihnacht – Neisha O‘Brian

Geist der zukünftigen Weihnacht – „Unbekannt“

Jacob Marley – Pat Black

Bob Cratchit – Legdrasil Valfenor

Mrs. Cratchit – Rubina Silverraven

Tim Cratchit (Squib) – Daniel Dain (Bruder von Felicitas; NPC)

Fred Scrooge – Mustafa Said

 

A magical Christmas Carol – Teil I: Pat Blacks Prophezeiung

 

Pat Black war tot. Der Tagesprophet hatte diese Meldung bereits vor sieben Weihnachten heraus gegeben. In einer kleinen Ecke der fünften Seite war diese Nachricht erschienen. Die Mitinhaberin und -gründerin von „Blacks und Dains Warenhaus“ war in der Nacht entschlafen. Der wohl einzige Mensch, der wirklich um Pat getrauert hatte, dürfte Felicitas Dain gewesen sein.

Felicitas war eine alte, verbitterte Hexe geworden. Vielleicht war sie das bereits vor dem Tode Pats gewesen, doch nach dem Verlust ihrer Geschäftspartnerin und einzigen Freundin war Felicitas nur noch unausstehlicher geworden. Profit und Geiz hatte die beiden verbunden und sie führte dieses Vermächtnis nun mit aller Härte fort. Dies bekam vor allem Legdrasil – von Freunden auch Leg genannt – Valfenor, Buchhalter und einzig verbliebener Angestellter zu spüren.

Und hier setzt nun unsere Geschichte an: An einem verschneiten und eiskalten Tag, einen Abend vor dem Weihnachtsfest …

 

Felicitas drängte sich durch die Menschenmassen. Sie verachtete ihren überflüssigen Konsum. Gesichter, rot vor Kälte und Aufregung, kamen ihr entgegen, doch sie kannte keines davon und wollte es auch nicht. Im Grunde wollte sie nur zurück in ihr Haus.

„Eine Spende für einen Obdachlosen?“, wurde sie gefragt. Diese ganzen Bettler waren eine Plage und die Hexe ging mit wehendem Umhang einfach an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

„Dieses ganze Gesindel …“, murmelte sie gerade vor sich hin, als jemand sie an der Schulter berührte. Am liebsten hätte sie ihren Zauberstab gezückt, doch konnte es auch ein Muggel sein. Daher drehte sie sich lediglich um.

„Was wollen Sie?“, schnauzte sie den Mann an, der hinter ihr stand, die Augen angsterfüllt. Neben ihm stand ein weiterer, ansehnlicher Mann in einem gepflegten Umhang: Zauberer wie es aussah.

„Wir waren gerade an Ihrem Haus, Miss Dain, doch waren Sie nicht zu Hause. Wir wollten um eine Spende für die Armen bitten, weil wir dachten, dass-“, begann der Mann, der sie auch berührt hatte.

„Dass was? Dass ich ein Lager für Almosen bin? Diese Menschen hätten es alle zu etwas bringen können! Gibt es nicht genug Armenhäuser, gibt es kein Zaubereiministerium, das in der Lage ist, für diese Menschen zu sorgen?!“, giftete die Hexe und drängte sich an den beiden Herren vorbei.

 

Kaum dass sie endlich ihr Haus betreten hatte, war auch schon der Gedanke an die beiden Spendensammler vergessen. Gerade hatte sie den Umhang abgelegt, da schossen grüne Flammen in ihrem Kamin empor. Sie verdrehte die Augen. Ihr Neffe Mustafa war ein wirklicher Nichtsnutz und seine geheuchelten Einladungen konnte er sich sparen.

„Tante Felicitas! Gut, dass ich dich hier noch antreffe“, kam es vom Kamin und die Angesprochene trat an die Flammen. Dort war das Gesicht ihres Neffen zu sehen.

„Nein“, nahm sie jegliche Frage vorweg. „Ich habe kein Interesse, mit euch ein Fest zu feiern. Das ist doch alles Firlefanz!“, fügte sie brüsk hinzu und zückte ihren Zauberstab.

Gerade als Mustafa noch etwas sagen wollte, hatte sie die Flammen mit einem „Aguamenti“ gelöscht und so den ungebetenen Gast aus ihrem Kamin vertrieben.

Mit eben jenem Zauberstab entzündete sie die Kerzen im Haus und stieg die Treppen empor. Das Alter machte ihr langsam zu schaffen, doch gab es zum Glück Magie, die ihr half. Als sie oben angekommen war, ließ sie sich in ihrem Wohnzimmer in den alten, durchgesessenen Sessel nieder und nahm sich eine Decke. Kamine konnten sich abnutzen und das kostete Geld – und Geld wurde nicht verschenkt.

 

Felicitas Dain hatte es sich gemütlich gemacht, als sie zum zweiten Mal an diesem Tag aufschreckte – und diesmal konnte sie es sich nicht nur eingebildet haben. Das leere Gemälde an einer Wand des Salons war plötzlich nicht mehr ganz so leer, wie sie es sich gewünscht hätte. Eine Gestalt war darin aufgetaucht und es gab nur einen Menschen, der Zugang zu diesem Gemälde hatte.

Die blasse Gestalt von Pat war im Rahmen aufgetaucht, die traurigen Augen auf die einzige Freundin gerichtet. Ihre Gestalt war über und über mit etwas behangen, was man für Ketten halten konnte, doch was sich bei näherem Hinsehen aus Fesseln aus Galleonen, Sickeln und Knuts herausstellte. Anscheinend war ihr der gesamte Inhalt ihres Verlieses bei Gringotts umgehangen worden.

„Felicitaaaaas“, hauchte sie aus dem Rahmen heraus. Die Angesprochene war aufgesprungen und hatte den Zauberstab auf das Gemälde gerichtet, jederzeit bereit, es samt der Wand in die Luft zu jagen, Geld hin oder her.

„Pat was…? Was soll das?!“, fragte Felicitas entgeistert.

„Hallo Felicitas. Schön dich wieder zu sehen nach all der Zeit. Ich bin gekommen, weil ich dich warnen wollte! Ich habe zu sehr an dem Geld geklammert, obwohl es doch im Grunde nichts Vergänglicheres gibt“, antwortete sie.

„Und warum hast du dir sieben Jahre Zeit gelassen, mich einmal zu besuchen?“, warf die einstige Freundin ihr vor.

„Ach Felicitas – ich war so voller Scham, dass ich nicht weiter gehen konnte. Das Geld kettet mich auch noch nach meinem Leben an eine Existenz, aus der ich nicht mehr entfliehen kann und ich möchte nicht, dass es dir irgendwann auch so ergeht“, brachte Pat mit flehender Stimme hervor.

„Pf … Das Geld ist keine Kette, das Geld ist ein Schatz. Wer schickt dich, dass du solch einen Unsinn erzählst?!“, entgegnete die ergraute Hexe barsch.

Mit trauriger Miene blickte Pat sie an. „Die Geister schicken mich. Du wirst heute Nacht von drei von ihnen Besuch erhalten. Höre ihnen achtsam zu – denn deine Ketten werden länger und schwerer sein, als meine es je waren und du wirst nie die andere Seite sehen können“, prophezeite der Geist ihr.

Felicitas schüttelte vehement den Kopf über solch einen Unsinn. Gerade wollte sie Pat sagen, was genau sie von diesem Besuch und dem Gesagten hielt, da war der geisterhafte Schemen schon wieder in der Dunkelheit verblasst. Nachdenklich lehnte sie sich zurück, doch dann zuckte sie die Schultern. Geister konnten den Lebenden nichts anhaben. Humbug war das. Alles Humbug.

 

 

Teil II: Der erste „Geist“

 

Sie war in ihrem Sessel eingeschlafen, während die Kerzen herunter gebrannt waren. Es war eine Minute vor Mitternacht und noch lag sie in einem seligen, traumlosen Schlaf. Doch der Zeiger der großen Standuhr schlug mit einem Mal auf Mitternacht um und nun sollte es auch mit dem Schlaf von Felicitas Dain vorbei sein.

Leise schlich ein ungebetener Gast durch den Raum – so leise, wie nur Geister und solche es konnten, die Magie verwendeten. Man wusste beim Ansehen nicht, ob es sich um eine junge Frau mit feuerrotem Haar, oder um eine alte Greisin mit grauer Mähne hielt. Die Augen schienen einem einen Streich zu spielen, das merkte auch Felicitas, deren Augen sich öffneten, als ein kalter Atemzug ihr Gesicht streifte.

Mit einem spitzen Schrei fuhr sie hoch und feuerte reflexartig einige Flüche auf die Erscheinung ab. Da sie keine sonderlich gute Hexe war und die Besucherin keine feste Materie zu besitzen schien, gingen lediglich zwei Vasen zu Bruch.

„Wer zur Hölle sind sie?!“, rief sie entgeistert. Ob die Muggel nebenan aufwachen würden war ihr herzlich egal.

„Ich, meine Liebe“, sagte die Fremde und verbeugte sich, „bin der Geist der vergangenen Weihnacht. Aber die meisten sagen Frieda zu mir.“

„Der Geist der- aber … Ich dachte Geister sind nur Menschen, die nicht mit dem Leben abschließen konnten?“, fragte Felicitas irritiert. Der Schlaf war sofort von der alten Hexe gefallen.

„Jaja, ich weiß, der Name ist ein wenig irreführend. Ich bin immerwährend – daher fand ich die Bezeichnung sehr passend. Außerdem bin ich hier, um dich auf eine kleine Reise mitzunehmen“, kündigte der selbsternannte Geist an und von Zauberhand schwebte ein Denkarium näher. Felicitas machte einen Schritt zurück, den Zauberstab abwehrend von sich gestreckt.

„Du kannst den Erinnerungen nicht entkommen. Sie sind hier drin und warten auf dich“, verkündete die geisterhafte Gestalt, die sich selbst den Namen Frieda gegeben hatte.

„Nein, nein, nein!“, wehrte Felicitas sich panisch, doch das Denkarium schwebte auf sie zu, kam immer näher an das Gesicht der sich wegdrehenden Hexe. Sie konnte nicht verhindern, dass die kühle Oberfläche ihre Haut berührte und sie in die Tiefen der Erinnerungen zog.

 

Nachdem sie in die wirbelnde Dunkelheit gesogen worden war, wurde sie sogleich auch wieder ausgespuckt. Felicitas brauchte keine Sekunde, um zu erkennen, dass sie wieder in Hogwarts war. Der Turm der Ravenclaws war ein wunderbar vertrauter Anblick. Er war festlich mit Tannenzweigen und magischem Schnee geschmückt. Ein Grammophon spielte leise Weihnachtsmusik.

Der Raum war leer, bis auf eine kleine Gestalt mit blonden Haaren. Das Mädchen mochte gerade einmal elf sein. Felicitas ging auf ihr jüngeres Ich zu, mit ausgestreckten Armen, als ob sie ihre jüngere Version gerne in den Arm schließen würde. Sie hatte immer noch diese funkelnden, blau-grünen Augen und die kleine Stupsnase, auch wenn ihre Haare grau und ihr Gesicht faltig war.

Seufzend legte das Mädchen ein Buch über Verwandlung weg. „Ich kann das doch alles eh nicht“, murmelte sie leise und sah aus dem Fenster. „I wish me a merry christmas“, sang die Schülerin leise und traurig vor sich hin. Felicitas erinnerte sich: Ihre Eltern wollten sie nicht an Weihnachten bei sich haben, seit sie von der Sache mit der Magie erfahren hatten.

„Ja, Sie waren kein beneidenswertes Kind, Miss Dain“, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund und Felicitas drehte sich zu ihr um. „Aber kommen Sie, wir müssen weiter. Wir haben schließlich nicht die ganze Weihnacht Zeit“, forderte sie die alte Hexe zwinkernd auf.

„Aber ich …“, begann diese und wandte sich mit sehnsüchtigem Blick an ihr altes Ich. Tränen waren ihr in die Augen gestiegen, während die kleine Schülerin ihre Sachen zusammen packte.

„Sie können nichts für sie tun. Das ist die Vergangenheit“, versuchte Frieda sie zu beschwichtigen und nahm fast freundschaftlich ihre Hand.

Felicitas nickte und ließ sich weiter ziehen, hindurch durch einen Strudel aus Farben und Erinnerungen.

 

Als sie wieder zum Halt kamen, war es erneut Weihnachten. Sie waren in einem kleinen Hinterzimmer von Flourish & Blotts. Dämmriges Licht erhellte einen geschrumpften Weihnachtsbaum, um den ein paar Feen flatterten und Glitzer auf seine Zweige streuten. Daneben saß eine ältere Felicitas. Die Haare hatte sie sich kurz geschnitten und sie trug abgetragene Gewänder. Gerade hatte sie die Jahreszahlen beendet.

„Sie haben hier ihre Ausbildung gemacht?“, fragte Frieda neben ihr und sah sich in dem Hinterzimmer um.

„Ja, das habe ich. Das war mein letztes Weihnachten hier, bevor ich mein eigenes Warenhaus für magische Versandartikel gegründet habe“, erzählte Felicitas geistesabwesend. Sie wusste, was gleich kommen würde. Sie hasste Weihnachten und jedes Weihnachten das sie erlebt hatte, hatte es nicht wirklich besser gemacht.

„Sind Sie hier alleine?“, fragte Frieda gerade, als eine weitere Person den Raum betrat. Die Hexe war ebenfalls so klein wie Felicitas und hatte dunkelblonde Haare. Sie schienen ungefähr im gleichen Alter zu sein.

„Wolltest du nicht mit deinem Verlobten feiern?“, fragte Pat, die bereits damals Felicitas‘ Kollegin war.

„Zeit ist Geld, Pat. Alles Andere … nun, ich wohne jetzt wohl alleine. Da kann ich auch Überstunden machen“, antwortete Felicitas brüsk und eine peinliche Pause entstand.

Frieda sah die alte Ausgabe der Hexe an, in deren Augen Tränen schimmerten. „Oh, entschuldigen Sie. Das wusste ich nicht, ich wollte nicht so taktlos sein“, entschuldigte sie sich kleinlaut. Die alte Hexe winkte ab. Sie hatte ihre Lippen fest aufeinander gepresst.

„Es musste so sein – und jetzt bringen Sie mich fort von hier, das hat doch alles keinen Zweck“, befahl sie barsch. Frieda warf der alten Hexe noch einen mitleidigen Blick zu. Dann legte sie ihren alten und zugleich jungen Hände auf den Arm der Anderen.

 

Dunkelheit umgab sie erneut. Felicitas hatte das Gefühl, aufzutauchen. Als sie durch die Oberfläche der Erinnerungen gestoßen war, fand sie sich in ihrem Wohnzimmer wieder. Sie blickte sich um und merkte, dass sie immer noch ihren Zauberstab in der Hand hielt.

„Lumos“, rief sie und blickte sich hektisch um. Doch Frieda schien so plötzlich verschwunden, wie sie gekommen war und mit ihr das Denkarium. Sie war wieder alleine mit ihren Gedanken und Erinnerungen.

 

Teil III: Der zweite „Geist“

 

Als ob sie aus dem Wasser auftauchen würde, schnappte sie nach Luft, als sie den Salon um sich herum erkannte. „Frieda, was-“, begann sie ihre Frage, doch die rothaarige Erscheinung war verschwunden. Verwundert ließ sich Felicitas in ihren durchgesessenen Sessel fallen. Die Luft war kalt und auch wenn es ihren Prinzipien widersprach, so machte sie sich ein Feuer, indem sie mit dem Zauberstab schnippte.

Gedankenverloren starrte sie in die Flammen, die nur langsam den Raum erwärmten. Diese Begegnung war … abgefahren. So hatte sie sich nicht mehr gefühlt, seit ihr gesagt worden war, dass sie eine Hexe sei. Sie spürte, wie Trauer in ihr aufstieg, als sie daran dachte. Doch diese bekämpfte sie ganz schnell.

Für Trauer und Melancholie war noch nie viel Platz in ihrem Leben gewesen. Daran würde das eben Gesehene nichts ändern. Die Zeit war nun einmal, wie sie war. Sie hatte ihre große Liebe vielleicht aufgegeben, aber trotzdem ein gutes Leben führen können. Heutzutage würde doch sowieso jede zweite Ehe geschieden.

Lange konnte Felicitas auch nicht Trübsal blasen oder ihren Gedanken nachhängen. Denn gerade hatte sie die Augen geschlossen (in der Hoffnung, dass der ganze Spuk endlich vorbei wäre) als das Geräusch knarzender Dielen sie wieder hochschrecken ließ.

 

Vor ihr stand ein junges Mädchen. Sie hatte mandelförmige Augen und markante Wangenknochen. Ihre braunen Haare hatte sie zu Zöpfen geflochten und sie trug indianisch aussehende Kleidung. In der einen Hand hielt sie einen Korb, in der anderen ihren Zauberstab.

„Ach Mist, ich habe wohl verlernt, mich wie ein echter Indianer anzuschleichen. Darf ich vorstellen? Neisha, Geist der gegenwärtigen Weihnacht und in ein paar Tagen wohl ein Geist der vergangenen“, sie seufzte und machte eine schwungvolle Verbeugung, wobei der Korbinhalt fast hinaus gefallen wäre. Es schien sich hierbei um Kekse zu handeln, wie es scheint.

„F-Felicitas“, stellte sich die verdatterte Hexe knapp vor. Sie war ein wenig tiefer in ihren Sessel gesunken und hatte den Zauberstab gehoben. „Wie sind Sie alle hier hinein gekommen? Und was wollen Sie von mir? Wer spielt mir diesen unsagbar peinlichen Streich?“, fragte sie nun, den Zauberstab abwehrend ausgestreckt.

Neisha seufzte erneut. „Nehmen Sie den Zauberstab runter, Miss Dain. Ich tue Ihnen doch nichts. Wir sind alle hier um zu helfen – und Geister können keine Türen abhalten, das wissen Sie doch“, meinte sie nur kopfschüttelnd. Felicitas dachte gar nicht daran. Als ob sie die Gedanken hätte lesen können, holte Neisha eine kleine Flasche hervor.

„Was-“, brachte Felicitas gerade noch hervor, bevor sie ein Tropfen der Flüssigkeit aus der Flasche traf. Er berührte ihre Haut und sofort merkte sie, wie ihr ganzer Körper sich entspannte. Sie wollte irgendetwas Gemeines dem selbsternannten Geist (denn die Geister, die sie kannte, waren durchsichtig und Neisha schien aus Fleisch und Blut zu sein) entgegen werfen, doch mit einem Mal verschwand dieser Wille. Sie wurde einfach friedlicher.

„Was ist das?“, setzte sie erneut an und diesmal brachte sie ihre Frage auch zu Ende.

„Ein Trank des Friedens. Sehr simpel herzustellen, doch unglaublich wirksam. Vor allem, weil es meine Aufgabe ist, ein friedliches Fest zu bereiten“, erklärte die junge Frau und hielt dann der Anderen den Korb mit Keksen unter die Nase. „Wollen Sie einen?“

Misstrauisch nahm Felicitas einen der Kekse hinaus und biss hinein. Mit dem Bissen legte sich jedoch das Misstrauen, denn sie waren einfach köstlich! Himmlisch! Sie war kein Mensch, der Lob verschenkte, doch hierfür musste sie anerkennend nicken.

„Auch eine meiner Fertigkeiten. Der Geist der Weihnacht ist auch für das Essen zuständig. Glauben Sie mir, das geht auf die Figur! Nun, dafür bin ich leider nicht nur hier … Auch ich möchte Sie auf eine kurze Reise entführen. Kommen Sie her“, sprach sie und der Befehl hörte sich aus ihrem Mund eher wie eine Bitte an.

Dieser kam Feli auch nach. Ächzend erhob sie sich wieder von ihrem Stuhl und trat hinüber zu Neisha. Diese schwang ihren Zauberstab und malte mit einem silbernen Schweif ein großes Viereck in die Luft. Dieser Rahmen blieb kurz in der Luft schweben. Dann schien sich das Bild förmlich abzulösen, bis eine Art Fenster mitten aus dem Nichts entstand. Die alte Hexe spürte, wie ihr der Unterkiefer fast herunter geklappt wäre. So ein Meisterwerk der Verwandlung und Zauberkunst hatte sie schon lange nicht mehr gesehen.

„Blicken Sie hindurch … Dies ist die Weihnacht in diesem Jahr“, forderte die Indianerin Felicitas auf, die durch das Fenster hindurch in das Wohnzimmer eines scheinbar fremden blickte.

Erst als sie näher trat, erkannte sie, dass es sich um Leg Valfenor handeln musste. Ihre Augen waren im Alter nicht besser geworden und sie hatte sich nie sonderlich für ihre Angestellten interessiert. Er saß am Tisch mit einer dunkelhaarigen Frau und einem Kind. Dieses hatte blonde Haare, wie der Vater und eine Stupsnase – aus welcher Linie auch immer er sie bekommen hatte.

„Rubina, magst du noch etwas von den Kartoffeln geben?“, fragte Legdrasil seine Frau, die ihm eine Schale reichte. Mit Entsetzen stellte Felicitas fest, dass es wohl das Einzige war, das auf dem Tisch stand.

„Daniel, du musst etwas essen“, forderte derweil die Mutter das Kind auf. Dies blickte jedoch traurig und fing dann an, zu husten. Schnell sprangen die Eltern auf und hielten ihren Sohn, der sich immer weiter in den Husten hinein steigerte. Felicitas blickte entsetzt zur Seite, hin zu Neisha.

„Kann man dem Jungen denn nichts geben? Einen Stärkungstrank oder etwas Heilsames gegen diesen Husten?“, fragte sie.

„Er ist ein Squib. Bei Squibs funktionieren die Tränke nicht, sie könnten die Krankheit sogar noch schlimmer machen und gegen seine Krankheit gibt es in der Muggelwelt eine Therapie, die aber sehr teuer ist“, erklärte Neisha.

Felicitas sah erneut durch das Fenster. Der Husten des Kindes hatte sich beruhigt und die Eltern saßen wieder am Tisch. „Er hat nicht mehr viel Zeit, nicht wahr?“, meinte sie dann und spürte, wie in ihr ein Gefühl wuchs, das sich als Mitleid beschreiben konnte. Neisha schüttelte den Kopf.

„Dies wird wahrscheinlich sein letztes Weihnachten sein, so hart es auch klingen mag“, bestätigte der Geist. „Doch haben Sie nicht selbst zu seinem Vater gesagt, das er auch hätte härter arbeiten können, als er Ihnen von der Krankheit des Sohnes erzählt hat?“

Die alte Hexe blieb stumm. Sie wollte nicht darauf antworten. Erst jetzt sah sie, welches Todesurteil sie damals gefällt hatte. Gerade in diesem Augenblick erhob Legdrasil sein Glas. „Auf uns beide – und meine Chefin, denn heute ist Weihnachten und an Weihnachten soll man verzeihen“, verkündete er und stieß mit seiner Frau an.

 

Das Bild verschwand und ein neues Wohnzimmer tauchte auf. Ein großer Tisch war zu sehen und einige arabisch aussehende Menschen saßen darum herum. Es musste eine Familienfeier bei ihrem Neffen Mustafa sein, dessen Vater zwar aus Ägypten stammte, aber samt Sohn zum Christentum konvertiert war.

„Wollte deine Tante Felicitas nicht kommen?“, fragte eine Frau, die sich gerade etwas auf den Teller lud.

„Nein wollte sie nicht. Aber was soll man schon machen? Ich bin immerhin so nett und frage sie jedes Jahr. Diesmal hat sie mich jedoch mit einem Aguamenti aus dem Kamin vertrieben, ich weiß nicht, ob ich mir das noch einmal antue“, meinte Mustafa.

„Moussa, warum kümmerst du dich denn noch um die alte Schachtel? Niemand in ganz London kann sie leiden“, seufzte einer der Männer. Er setzte eine ernste Miene auf und meinte dann mit verstellter, hoher Stimme: „Was ein Humbug! Also wirklich! Schaffe, Schaffe, Häusle baue!“

Die ganze Runde brach in schallendes Gelächter aus, was Felicitas Schames- und Wuttränen in die Augen steigen ließ. Das also dachten die Anderen von ihr? Das war es, was man über sie erzählte? Sie hätte sich gewünscht, dass man mehr Respekt vor ihr hätte.

Sie blickte zu Neisha, die nickte. Das Fenster verschwand. „Unwissenheit und Mangel beherrschen diese Welt, denn man lässt sie gewähren, Miss Dain. Das muss nicht für alle Ewigkeit so sein, merken Sie sich das“, sprach sie kryptisch bevor sie, wie ein wahrer Geist, ins Nichts verblasste.

Teil IV: Der letzte „Geist“

 

Felicitas machte sich gar nicht mehr die Mühe, sich in ihren Sessel zu setzen. Es würden wohl noch mehr kommen, das hatte sie im Gefühl. Daher blieb sie lauernd stehen, den Zauberstab ausgestreckt. Gedanken schwirrten durch ihren Kopf und sie spürte, dass die Begebenheit in ihr etwas verändert hatte, das sie gar nicht verändert haben wollte. Das Herz in ihrer Brust sollte nicht tauen, doch bei dem Gedanken an den kleinen Daniel verspürte sie Mitleid und Reue, den Vater in seiner Bitte damals so abgewiesen zu haben.

Das Feuer erlosch hinter ihr und es wurde wieder kalt im Raum. Sie fröstelte ein wenig, sich immer noch umsehend. Die Kälte hatte sich viel schneller als gewöhnlich ausgebreitet und sie ging in eine Angriffshaltung. Sie hatte nie viel Glück empfunden, doch nun war es ihr, als ob auch das letzte bisschen Freude aus ihrem alten Körper gesaugt würde.

Sie blickte zur Tür, wo eine schwarze, hohe Gestalt in einem Kapuzenmantel schwebte. Ihr rasselnder Atem war das einzige Geräusch, das sie verraten hatte. Ein Geruch nach Moder und Verwesung schlug Felicitas entgegen und sie hielt sich schützend den Umhang vor den Mund. Ein Dementor war also das, was sie erwartet hatte. Wofür hatte sie diese Strafe verdient? Wem hatte sie so viel Leid zugefügt?

Der Dementor glitt näher. Felicitas hatte noch nie in ihrem Leben einen Patronus gewirkt und wusste, dass sie ihn – Auge in Auge mit diesem furchtbaren Wesen – nun auch nicht mehr zustande kriegen würde. Das Ungeheuer streckte die verwesten Arme aus. Doch schob er nicht seine Kapuze zurück, wie sie es erwartet hatte, sondern berührte mit den kalten, toten Fingern ihre Stirn. Blut wich aus ihrem Kopf und sie spürte, wie sie in Ohnmacht fiel.

 

Träumte sie? Sie wusste es nicht genau. Es war, als ob sie durch die Straßen Londons wandeln würde. Sie ging die Straße hinab, in der sie wohnte. Menschen zu ihren Seiten tuschelten. Sie konnte hören, wie jemand sagte „Die muss da schon Tage drin gelegen haben, bevor es jemand gemerkt hat“.

Verwirrt blickte sie sich um. Am Ende der Straße sah sie, wie jemand etwas versteigerte. Sie konnte es nicht genau erkennen, denn alles fühlte sich so merkwürdig an als ob sie die Welt durch einen Schleier betrachten würde. Geräuschfetzen drangen an ihr Ohr. „Eine alte Wanduhr – zum ersten, zum zweiten ...“ - „Jemand hat wohl das Laken von ihrem Totenbett geklaut, hast du das gehört?“ - „Hat sie überhaupt Verwandte?“

Eine Ahnung beschlich Felicitas, doch wollte sie es nicht wahrhaben, was hier gerade geschah. Schnee fiel auf die Menschen, die sich um die Versteigerung eines Hausstandes drängten. Je näher sie dem jedoch kam, desto weiter entfernte sie sich, hatte sie das Gefühl. Mit letzter Kraft versuchte sie das Geschehen zu erfassen, doch dann wurde sie auch schon weiter gesogen.

 

Diesmal war der Schleier gehoben. Sie sah wieder klar und deutlich. Ihre Füße berührten kalten Steinboden und Felicitas erkannte, dass sie im Inneren einer Kirche stand. Kerzen flackerten, während sie zwischen den leeren Reihen entlang schritt.

Der ganze Raum war wie ausgestorben, bis auf einen einsamen Pfarrer, der vorne stand, über einen Sarg gebeugt.  Felicitas ging auf ihn zu, bis sie neben ihm stand. Ein ungutes Gefühl beschlich sie und sie weigerte sich, in den Sarg hineinzublicken.

„Was eine Schande. Aber nun gut. Dann brauche ich jetzt auch keine Rede zu halten. Ruhe in Frieden“, sprach der Pfarrer schlicht, bekreuzigte sich und ging. Entsetzt sah Felicitas ihm hinterher. So einen würdelosen Tod hatte niemand verdient.

Ihr Blick fiel in den Sarg. Sie hatte es die ganze Zeit geahnt, schon seit sie durch die Straße gegangen war. Ihr eigener Körper lag dort. Die runzligen Lippen fest zusammen gepresst und die Augen geschlossen. Ihre Haut war fahl und die faltigen Hände lagen übereinander. Man hatte ihr ein schmuckloses, schwarzes Kleid angezogen.

Langsam streckte Felicitas ihre Finger aus. Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals, als sie sich selbst so dort liegen sah: Tot und einsam. Noch viel verlassener, als sie es zu Lebzeiten war, denn erst im Tod erkannte man wohl, ob man den Menschen etwas bedeutete. Sie schluckte schwer und ihre Lippen, ja ihr ganzes Kinn bebte. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurück halten, die über ihr Gesicht flossen. Sie bereute inständig, wie sie ihr Leben gelebt hatte. Es war die Sorte Reue, die auch eine Seele wieder zusammen fügen konnte und die einen dabei gleichzeitig fast um den Verstand brachte.

Doch noch bevor sie ihr Gesicht berühren konnte, schlug der Sargdeckel zu und mit einem Ruck wurde sie in Dunkel geschleudert, zurück in die Gegenwart.

 

Sie stolperte einige Schritte rückwärts. Dort, wo der Dementor sie berührt hatte, fühlte sich die Stirn kalt und nass an. Der Zauberstab in ihren Händen zitterte. Das Wesen schwebte dort, ungerührt von den Ereignissen und scheinbar der Welt entrückt. Für Dementoren liefen die Dinge anders, sie folgten einer anderen Ordnung und die bestand aus Verzweiflung.

Felicitas erkannte, dass sie selbst diesen Dementor hervor gebracht hatte, aus der Armut und der Herzlosigkeit, die sie gesät und gefördert hatte. Nur würde sich ihre Schöpfung gegen sie selbst wenden, das spürte sie. Wie in Zeitlupe hob die Kapuzengestalt ihre Hände, hin zu dem Stofffetzen, der das grauenhafte Gesicht dieser Geschöpfe verbarg.

Felicitas dachte zurück. Wann war sie je einmal wirklich glücklich gewesen? Nicht etwa, weil ihre Habgier Früchte getragen hatte, sondern einfach so. Fieberhaft suchte sie in ihrem Gedächtnis, während die Kapuze Millimeter um Millimeter nach oben geschoben wurde … Der Brief! Sie erinnerte sich an den Brief aus Hogwarts, der ihr den Eintritt in die einst wunderbare und glänzende Welt gewährt hatte.

Sie ließ sich in die Erinnerungen daran fallen und spürte, wie Glück sie durchströmte. Felicitas war damals so fasziniert gewesen, lebendig und voller Ideen. Dieses Gefühl bekam sie wieder. Sie war wieder jung und sprühte vor Tatendrang über.

„Expecto Patronum“, rief sie. Silbriges Licht strömte aus ihrer Spitze, was den Dementor zwar irritierte, ihn aber nicht in seinem Tun stoppte. „Expecto Patronum“, sagte sie noch einmal, angespornt von ihrem ersten Versuch.

Da geschah es: Ein Tier brach aus der Spitze hervor und flog mit einem Kreischen auf den Dementor zu, der sofort zurück wich. Seine Hände ließen von der Kapuze ab und der Vogel drang weiter auf ihn ein, sodass das Ungeheuer keine andere Möglichkeit hatte, zu verschwinden.

 

Als er fort war, flatterte der Rabe zurück auf Felicitas‘ Schulter und ließ sich dort nieder. Erschöpft von den Ereignissen der Nacht rutschte sie an der Wand herunter, gegen die sie vorhin gestolpert war und blieb dort sitzen, bald von Schlaf umhüllt.

 

Teil V: Weihnacht

 

Sie erwachte von den Strahlen der Sonne. Erst war sie ein wenig desorientiert, dass sie nicht in ihrem Bett oder ihrem Sessel war. Doch dann fielen ihr die Geschehnisse der letzten Nacht wieder ein.

So schnell sie konnte, rappelte sie sich auf und stürzte zum Fenster. Ein neuer Morgen war angebrochen! Hatte der ganze Spuk wirklich nur eine Nacht gedauert? Felicitas hatte das Gefühl, ein neues Leben bekommen zu haben. Sie trug noch die Kleidung von gestern und warf sich einen Mantel über, bevor sie auf die Straße stürzte.

„Welcher Tag ist heute, Sir?“, fragte sie den erstbesten Menschen, der ihr entgegen kam.

„Der Fünfundzwanzigste, Ma‘am“, antwortete der Mann erstaunt. Die alte Frau blickte hoch und erkannte ihn von gestern: Er hatte Spenden gesammelt. Hastig griff sie in ihre Tasche und bekam einige Sickel und Galleonen zu fassen. Sie drückte ihm das Geld in die Hand.

„Hier nehmen Sie das. Entschuldigen Sie mein unmögliches Verhalten gestern“, rief sie und drehte auch schon wieder um. Sie ließ den verdatterten Zauberer zurück, um wieder ins Haus zu eilen.

Dort zog sie sich in Windeseile um. Außerdem gab es noch einen Scheck zu unterschreiben. Über die Jahre und aufgrund ihrer Zinsen belief sich ihr Vermögen auf einige tausend Galleonen. Davon würde sie nicht mehr alles ausgeben können, denn eine Prasserei wollte sie nun auch nicht anfangen.

Sie disapparierte, sobald sie sich ihren Festumhang über geworfen hatte und kaum dass die Tinte auf dem Scheck für die Gringottsbank getrocknet war. Felicitas hatte gar nicht gewusst, dass noch so viel Elan in ihren alten Knochen steckte und auch das trug dazu bei, dass sie sich einfach freute, diesen Weihnachtstag erleben zu können.

Das Haus der Valfenors lag in einem ärmlichen Teil der Stadt. Sie klopfte an die Tür, denn eine Klingel schien es nicht zu geben. Sie hörte eilige Schritte im Flur und wie der Riegel zurück geschoben wurde.

Leg öffnete ihr. Das Grinsen auf seinem Gesicht fror etwas ein, als er seine Chefin vor der Tür stehen sah. Sie konnte sehen, dass er das Schlimmste befürchtete. Früher hätte sie dies gefreut, jetzt wusste sie aber, dass Angst zu verbreiten nur zu Einsamkeit führte. Denn auch sie war schlussendlich ein Mensch und hatte ein Herz.

„Ich wollte Ihnen persönlich gerne frohe Weihnachten wünschen“, begann sie und Leg zog eine Augenbraue hoch. Sie lächelte schwach. „Außerdem wollte ich Ihnen das geben. Die Zeit reicht vielleicht nicht um davon einen Braten zu kaufen, aber ich denke, es wird für die Behandlung Ihres Sohnes reichen“, erklärte sie und drückte ihrem verdutzten Angestellten das Pergament in die Hand, das ihn berechtigte, eintausend Galleonen von ihrem Konto abzuheben.

Vorsichtig sah der Zauberer auf das Dokument hinab. Bei dem Blick auf die Summe klappte ihm der Mund auf und er schien sprachlos zu sein. „Frohe … Weihnachten“, brachte er hervor.

„Ich erwarte Sie dann morgen pünktlich im Warenhaus!“, meinte Felicitas fröhlich, bevor sie hinzufügte: „Ich denke, wir sollten dann auch noch einmal über Ihre Arbeitszeiten sprechen – Sie können doch bestimmt etwas Entlastung brauchen. Aber keine Sorge, das werde ich nicht von Ihrem Gehalt abziehen!“

Mit diesen Worten ließ sie den überforderten Leg an der Eingangstür stehen, während seine Frau zu ihm trat, um zu sehen, was gerade passiert war. Sie winkte den beiden zu und disapparierte dann weiter. Schließlich war sie nicht ganz alleine auf dieser Welt.

 

„Tante Felicitas?!“, meinte ein ungläubiger Mustafa, als er der alten Hexe die Tür öffnete.
„Frohe Weihnachten, mein Neffe! Ich hoffe, die Einladung gilt heute auch noch?“, fragte Felicitas und hielt ihm ein großes Geschenk hin, dass sie in letzter Sekunde noch in der Winkelgasse erstanden hatte.

„Sicher doch! Komm rein, wir freuen uns, dass du doch noch kommen konntest!“, rief er aus und umarmte seine Tante, bevor sie das Haus betrat, das bereits nach Plätzchen und Weihnachtsgans, nach Kerzen, Zimt und Orangen duftete und voller Lieder der Weihnacht war.

 

Wir sehen also, Felicitas Dain war besser als ihr Wort,

der kleine Daniel wurde wieder gesund,

euch eine gesegnete Weihnacht – und gehet mit Gott.