Hallo zusammen!
Hier sind wieder die Märchenjungs Dawson & Drystan
zusammen mit ... Marie Wagner !

Glück und Pech liegen oft nahe beieinander. Ob etwas gelingt oder völlig fehlschlägt, hängt nicht selten von uns selbst ab und welche Entscheidungen wir im Leben treffen, spielen dabei eine große Rolle. Nehmen wir Gameshows als Beispiel. Treffen wir die richtige Wahl, können wir Geld, eine Reise, Sachpreise, manchmal sogar einen ‘Partner’ gewinnen. Dabei wissen wir, tippen wir falsch, bleibt das Drehrad an einer schlechten Position stehen, nehmen wir die falsche Tür, könnten wir leer ausgehen. Jedoch nicht immer ist jemandem das Risiko bewusst, das eingegangen wird, wenn es darum geht, sich zu entscheiden. Auch im Märchen müssen sich die unterschiedlichsten Figuren mehr oder weniger schwierigen Aufgaben stellen, ohne darüber Bescheid zu wissen, welche Folgen ein Fehl- oder Glücksgriff haben kann. Hierbei gilt meist die Regel: Die Rechtschaffenen, Fleißigen, Tugendhaften werden nach einer Zeit der Entbehrung und schlechten Behandlung für ihre Ausdauer und Widerstandskraft letzten Endes belohnt. Auch heute? Seht selbst! Lasst die Show beginnen…
 
Bühne frei für das 47. Märchen, das wir euch präsentieren dürfen:
“Goldmarie und Pechmarie”, ein Märchen von Ludwig Bechstein.
Goldmarie und Pechmarie
Hier kommt das Dynamische Duo im Dialog!
*macht es sich auf der Märchencouch bequem und schaut gespannt zur Tür*
Weißt du, wer unser heutiger Gast ist, D?
*schaut auf seine Liste und grinst breit*
Jetzt schon! Es ist Marie Wagner, ehemals Hufflepuff. Und da kommt sie.
*winkt der jungen Frau*
Herzlich willkommen, Marie. Nimm Platz in unserer märchenhaften Mitte.
Was hast du uns mitgebracht?
*winkt den beiden fröhlich zu und lässt sich auf die Couch fallen*
Hey, ihr beiden! Vielen Dank, dass ich da sein darf! Ohne euch würde ich wahrscheinlich bei weitem nicht so viele Märchen kennen! Deswegen möchte ich eins der wenigen erzählen, dass ich kenne! Es nennt sich Goldmarie und Pechmarie. Es war einmal vor langer Zeit eine Mutter mit einer leiblichen und einer Stieftochter. Beide hatten den Namen Marie, konnten jedoch nicht unterschiedlicher sein.
Das ist natürlich ein interessanter Zufall, aber ich glaube, der Name Marie ist früher genauso oft vorgekommen wie heute.
*nickt schmunzelnd*
Da bin ich wirklich gespannt, wie sich deine Namensvetterinnen anstellen werden.
Das stimmt! Alleine als ich auf Hogwarts war, gab es noch zwei andere mit dem Namen! Aber ganz so verschieden, wie die beiden, waren wir nicht. Im Märchen brachte die leibliche Tochter, nett ausgedrückt, nicht viel Gutes mit sich, einen Menschen mit so schlechtem Charakter habe ich noch nicht getroffen. Die Stieftochter hingegen war bescheiden, fleißig, freundlich -einfach gut. Die Arbeit, die im Haus anfiel, musste die Stieftochter alleine machen. Dazu wurde sie auch noch von den beiden beschimpft und schlecht behandelt.
Nur weil sie gutmütig und freundlich ist, wird sie zur Hausarbeit verdonnert. Die anderen, vor allem die Mutter, könnte ruhig auch mal was dazu sagen und nett zu ihrer Stieftochter sein, aber das ist wie so oft. Stiefkinder sind immer die Dummen und Ungeliebten.
Das ist leider ein Klassiker. Patchwork-Familien funktionieren im Märchen irgendwie nicht
Da habt ihr leider Recht. Aber es kommt noch besser. Eines Tages warf die Mutter ihre Stieftochter aus dem Haus. Marie würde ihnen nur das Essen wegfuttern und sonst nichts tun. Auch wenn das natürlich nicht stimmte, machte sie sich auf den Weg und verließ das Haus. Etwas Proviant bekam das Mädchen jedoch noch mit: Einen Aschekuchen und ein bisschen Wasser.
Klingt gar nicht köstlich, aber tatsächlich besteht so ein Kuchen nicht aus Asche, sondern aus Hefeteig. Er wird üblicherweise in einer hohen Kranzform aus Metall oder Keramik gebacken, die eine Öffnung in der Mitte hat. Eine andere Bezeichnung ist Gugelhupf. Der Name Aschkuchen wird in der Region zwischen Thüringen und Schlesien verwendet.
*schielt zu Dawson*
Ich weiß das auch nur, weil Jamie mir mal für einen märchenhaften Nachmittag einen gebacken hat.
Dann kannst du für uns ja auch mal einen Kuchen backen, wenn Jamie das Rezept dafür gibt.
*schaut entsetzt, weil er alles andere als ein Hausmann ist und gar nicht backen kann*
*zwinkert grinsend*
Wobei ich Gugelhupf als Rührkuchen kenne und nicht als Hefekuchen, aber es gibt da natürlich von Region zu Region Unterschiede. Da wird sie auch noch für ihre Gutmütigkeit bestraft. Das arme Kind. Ein Kuchen aus Asche klingt im ersten Moment nicht sonderlich lecker, aber so ein Gugelhupf ist doch eigentlich ganz lecker! Zumindest bekommt sie ein bisschen Proviant, wobei einfach rauswerfen echt nicht toll ist.
Das hört sich trotzdem nicht besonders lecker an. Aber Marie hätte sich auch über normale Asche nicht beschwert. Erstaunlich motiviert beschritt sie den Weg und hoffte auf freundlichere Menschen als ihre eigene Familie. Als sie Hunger bekam, setzte sie sich hin und aß ihren Aschekuchen. Marie war jedoch so freundlich, dass sie sogar das Essen mit den Vögeln und anderen Tieren um sich herum teilte. Plötzlich verwandelte sich der eklige Kuchen in eine wundervolle Torte und das Wasser in Wein.
Es ist vermutlich nicht schwer, bessere Menschen als ihre Familie zu finden. Mit etwas Freundlichkeit und einem guten Willen kann man viel erreichen. Scheint, als wäre etwas Magie im Spiel, wenn sich der Kuchen und das Wasser durch ihre gute Tat verwandelt haben.
Absolut! Hoffentlich war das ein guter Tropfen. Auch beim Wein gibt es himmelweite Unterschiede. Damals war man von heutigen Standards auch Meilen entfernt, sodass man Wein tatsächlich wie Wasser trinken konnte, ohne sofort betrunken vom Besen zu fallen. Der Alkoholgehalt soll zumindest um die 2% gelegen haben.
Das wusste ich gar nicht! Ich brauche immer viel Essen, auch für den kleinsten Schluck Wein! Deswegen fand ich es auch toll, dass Marie im Märchen eine Torte bekommen hat! Satt konnte sie nun weiter gehen. Kurz bevor die Nacht begann, erreichte Marie ein Haus mit zwei großen Toren. Eins war pechschwarz und das andere in einem schönen Goldton. Bescheiden, wie Marie war, ging sie durch das pechschwarze Tor und klopfte an die Tür. Freundlich fragte sie den Mann, ob sie für die Nacht bei ihm unterkommen könnte. Im Inneren hörte man aus einer Richtung unheimlich lautes Hundegebell und Katzen miauen.
*prustet*
Am Ende ist sie in eine Tierpension geraten. Wie soll man bei dem Lärm seine Ruhe finden?
Ich weiß nicht, was an Bellen und Miauen gruselig sein soll, aber Bescheidenheit mag ich.
*lacht leicht*
Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen! Der Mann namens Thürschemann fragte sie, ob Marie bei ihm oder bei den Hunden und Katzen schlafen wolle.
*räuspert sich*
Vielleicht geht das nun in die Richtung ‘Ein Schelm, wer Böses dabei denkt’, aber das klingt schon nach einem sehr fragwürdigen Angebot seitens dieses Herren. Wäre er ein Gentleman, könnte er dem Mädchen auch sein Bett überlassen und sich selbst einen anderen Platz zum Nächtigen suchen, tz!
Also ich an ihrer Stelle würde die Hunde vorziehen, da er nicht sonderlich nett wirkt, aber vermutlich ist Marie viel zu gutmütig.
Eigentlich kann sie ja schon froh sein, dass sie überhaupt rein durfte. Aber bescheiden entschied sie sich für die Hunde und Katzen. Doch der Mann führte sie in ein anderes Zimmer, zu einem bequemen Bett. Am nächsten Tag fragte er sie, wo sie frühstücken wolle - bei den Hunden und Katzen oder ihm? Wieder entschied sie sich für die Tiere, wurde aber auch dieses Mal zu seinem Frühstücksplatz gebracht. Als es Zeit wurde zu gehen, konnte sie entscheiden, ob sie durch das Pechtor oder das Goldtor gehen wollte. Auch ein letztes Mal entschied sie sich für die schlechtere Variante. Doch der Mann, er führte sie zu dem Goldtor und überschüttete sie mit Reichtümern.
Hier haben wir wieder die magische Zahl 3, D! Man sieht sehr schön, dass wenn jemand immer nur die bescheidenste Möglichkeit wählt, eine viel größere Belohnung erhält.
Oh ja! Puuuh, also da wäre ich ehrlich gesagt nicht auf Risiko gegangen. Wer möchte schon freiwillig mit Pech überschüttet werden? Das hat für mich nichts mit Bescheidenheit zu tun. Ich empfinde das als nicht besonders klug. Wobei… das Mädchen wusste vermutlich gar nicht, dass ihre Wahl mit einer Gabe, positiv oder negativ, verbunden ist. Ein Glück, dass ihre Entscheidungen gut für sie ausgegangen sind. Noch.
Heute würde ich so etwas auch nicht versuchen. Aber scheinbar hatte sie mehr Glück als Verstand. Froh machte sich Marie auf den Weg zurück zu ihrem Elternhaus. Die Hühner, um die sie sich immer sorgte, kamen zu ihr und gaben ihr den Namen Goldmarie. Zurück zu Hause erzählte sie die Geschichte ihrer Familie. Die Menschen im Dorf verehrten sie. So kam es, dass sie schnell einen freundlichen Mann fand.
Wundert mich nicht, wo sich das Mädchen zu einer guten Partie entwickelt hat. Bei dem neu gewonnenen Reichtum sind sicherlich ganz viele heiratswillige Männer ganz freundlich gewesen.
Dass sie freiwillig zurück zu ihrem Elternhaus geht, muss man auch nicht verstehen. Mit dem Vermögen hätte sie sich sicher was eigenes aufbauen können.
Klar, die waren alle wild darauf! Und vorher hat es niemanden interessiert. Wichtig ist jedoch eher, dass sie ein glückliches Leben lebte. Ihre Stiefschwester dagegen, die leibliche Tochter der Mutter, lebte voller Zorn und Neid, da sie sah, wie die Goldmarie leben konnte. Je länger sie es mit ansah, desto schwerer wurde es für sie, bis sie irgendwann beschloss auch wegzugehen, um mindestens genau so reich zu werden.
Das wird doch nach hinten losgehen!
Da bin ich ganz deiner Meinung, das geht sowas von schief!
Vielleicht wird es ja auch gut gehen?
*grinst verschworen*
Ihre Mutter gab auch ihr Proviant. Jedoch bekam diese Marie süßen Kuchen und Wein mit. Danach wiederholt sich die Geschichte ähnlich wie bei der Goldmarie. Doch dieses Mädchen teilte ihr Essen nicht mit den Tieren, wodurch es sich in einen Aschenkuchen verwandelte. Auch ihr Wein wurde zu Wasser. Als sie weiterging, traf auch sie auf Thürschemanns Haus. Sie verlangte, dreisterweise bei ihm unterzukommen. Der Mann gab ihr auch die Auswahl zwischen einem Bett bei ihm und einem Bett bei den Tieren. Da sie sich jedoch arroganterweise für das Bett bei ihm entschied, führte er sie zu den Tieren.
Ok, der Ton macht die Musik. Wenn man unhöflich auftritt, muss man sich nicht über entsprechenden Gegenwind wundern. Dennoch finde ich es genauso befremdlich, dass dieser Thürschemann ein bequemes Bett in Aussicht stellt und wenn man dieses Angebot annehmen will, hat man das Nachsehen. Bei diesem Menschen wäre ich nicht gerne Gast.
*schüttelt empört den Kopf*
Das war sicher eine Art Probe und da ist die andere Marie ja mehr als nur durchgefallen. Wer so vorlaut und unhöflich ist, hat es nicht anders verdient, bestraft zu werden. So jemand kann einfach nicht weit kommen mit solch einer Art.
So funktioniert das bei ihm halt nicht. Mir würde das jetzt nicht so viel ausmachen. Ähnlich war es auch beim Frühstück, denn natürlich wollte diese Marie ihren Kaffee bei ihm trinken und keine Milch bei den Katzen zu sich nehmen.
*greift sich an den Kopf*
Ja, natürlich nicht! Was ist denn das für eine Behandlung?
*schüttelt verständnislos den Kopf*
Spätestens nach dem ersten Mal hätte ihr das klar sein müssen. Natürlich führte er sie zu den Tieren. Durch die Nacht und das Frühstück bei ihnen war sie ganz zerkratzt worden und auch äußerlich entstellt. Als letztes wurde ihr auch die Auswahl zwischen dem Goldtor und dem Pechtor gewährt. Aus den ersten Fragen nichts gelernt, entschied sich Marie für das Goldtor, wodurch sie zum Pechtor geführt wurde und mit Pech vollgeschüttet wurde.
Ein Märchen des Gegenteils! Ist ja völlig verrückt.
Die lernt wohl nie aus ihren Fehlern.
Verrückt passt ganz gut! So sind doch alle Maries! Beleidigt und voller Kratzspuren, die nicht mehr heilten, kehrte Marie nun zurück und wurde von den Hühnern Pechmarie genannt. Und warum das alles? Weil sie voller Neid und Gier nach Reichtümern war.
Und wieder heißt es: Ende gut, alles gut. Zumindest für eine der Maries.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Goldmarie und Pechmarie finden wir auch im Märchen Frau Holle. Dort haftet der faulen Jungfrau das Pech ein Leben lang an. Doch was ist ‘Pech’ eigentlich? Dies ist ein Rohstoff, der aus Holz gewonnen wird. Im Wörterbuch heißt es, die zähflüssig-klebrige, braune bis schwarze Masse falle als Rückstand bei der Destillation von Erdöl und Teer an. Schon unsere Vorfahren in der Steinzeit verwendeten den klebrigen Rohstoff, um Pfeilspitzen festzukleben. Später wurde Pech auch als Dichtungsmasse, z.B. bei Bierfässern, verwendet, bis etwas Geeigneteres gefunden wurde. Im Mittelalter war der Einsatz von Pech eine beliebte Verteidigungsstrategie, denn gerne kippte man dieses Zeug von der Schutzmauer aus auf seine Angreifer, die eine Burg erobern wollten, herunter. Aufgrund dessen entstand die Redewendung ‘Pech gehabt’. Mit diesem Wort assoziiert man somit ein Unglück. Der intensive Geruch von brennendem Pech wurde allerdings im Volksglauben auch zur Abwehr von bösen Geistern verwendet. Damit räucherte man am 01. Mai, dem Abend vor der Walpurgisnacht, sein Haus und den Stall aus, um das Böse zu vertreiben. So verbindet man Pech und Schwefel mit der Hölle, wo alle Unholde herkommen oder hingehören sollen. Im heutigen Märchen trifft auch folgender Spruch zu: ‘Es ist nicht alles Gold, was glänzt.’ Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass der erste Anschein oft trügerisch ist und sich etwas als nicht so wertvoll herausstellt, wie es im ersten Moment wirkt. Zumindest brachte die goldene und somit wertvolle Tür das Gegenteil für die gierige Marie ein. Für welchen Schlafplatz und welche Tür hättet ihr euch entschieden?
 
Was meint ihr? Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!
 
Auch du hast Lust, als Gast auf der Märchencouch Platz zu nehmen? Schreibe uns gerne eine Eule und wir klären alles weitere mit dir ab!
 
Somit verabschiedet sich das Dynamische Duo für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.

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