Der chinesische Kaiser besitzt ein prächtiges Schloss und weitläufige, wunderschöne Gartenanlagen, die überall berühmt sind. Das Schönste auf seinen Ländereien ist jedoch eine Nachtigall, die in einem Wald am Meer lebt. Jeden Menschen vermag sie mit ihrem herrlichen Gesang zu verzaubern. Reisende berichten von diesem Vogel, sodass Gelehrte und Dichter über sie schreiben.
Das erinnert mich an ein Muggel-Lied, das auch die Nachtigall heißt! Dort geht es um deren wunderschönen Gesang.
Oh stimmt! Jetzt, wo du es erwähnst… Hattest du das uns nicht sogar vorgespielt? Wie genau ging nochmal der Text? Öhh… Blablabla… Hmh hmmh… Die Sinfonie der Nachtigall - Mag sie längst vergessen sein! Ich glaube, irgendwie so…
Ja! Genau das Lied meine ich. Ich finde es wundervoll.
Aber sicher nicht Mavis Version mit ‘Blablabla… hmhmhm’. Ein Sänger wird wohl nicht aus dir.
Hey!
Jedenfalls erfährt der Kaiser erst durch Schriften von dem schön singenden Vogel und möchte die Nachtigall kennenlernen. Der ignorante Haushofmeister kann das Tier zunächst nicht finden und glaubt, es sei eine Erfindung.
Ob die Nachtigall sich überhaupt finden lässt? Vielleicht ist sie ja so ein Supervogel mit Superkräften und kann zaubern! Dann könnte sie den Kaiser bestimmt ordentlich in die Irre führen!
Ich ahne Übles und hoffe einfach, dass der Haushofmeister sie nicht finden wird!
Dann passt mal weiter auf. Das Buch, in dem sie genannt wurde, stammt nämlich vom japanischen Kaiser selbst, sodass der Kaiser von China daran festhält und androht, wenn sie nicht erscheint und vor ihm singt, so würde nach dem Abendessen der ganze Hof auf den Leib getrampelt bekommen.
Wow, das ist heftig. Andere dafür leiden lassen, nur weil der Kaiser nicht fähig ist den Gesang ausfindig zu machen.
Bei Merlins Unterhosen… Ich werde auch nie verstehen, wie man andere für seine eigene Unfähigkeit verantwortlich machen kann.
Nun ja, so ist das mit Hierarchien. Der Kopf befiehlt, die Füße laufen los. Niemand vom Hof kennt jedoch den wundersamen Vogel. Ein kleines, armes Küchenmädchen weist dem Haushofmeister schließlich den Weg. Als Lohn soll sie eine feste Anstellung in der Küche erhalten, sowie die Erlaubnis, den Kaiser beim Essen beobachten zu dürfen.
Ich mein das mit dem Job ist echt nice, aber was soll das andere bitte für eine Belohnung sein? Sabbert die den dann an, wenn der Kaiser am Essen ist oder was? Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als dem Kaiser beim Schmatzen zuzusehen. Ich persönlich werde aggressiv bei Essgeräuschen anderer.
Aber aber, Dawsi! Das erfüllt einem doch das ganze Leben, wenn man die Chance bekommt, einem so hohen Tier beim Futtern zuschauen zu können! Ich - als wundervolles, hübsches Küchenmädchen - könnte mir nichts Ehrenvolleres vorstellen und würde mich mehr als nur geehrt fühlen, der kaiserlichen Hoheit die Essensreste von den Kleidern zu fummeln, um nicht selbst hungern zu müssen.
*hust*
Das heißt, wir stecken Mavi in eine Schürze und lassen ihn die Essensreste in der Großen Halle aufsammeln. Ich finde den Gedanken schon ziemlich eklig.
Like dis?
*hust*
Nun ja, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, nicht wahr? Ach Mavi, wenn du in der Großen Halle fertig bist, dann kannst du gleich bei mir im Schlafsaal weitermachen. Da liegen ziemlich viele Krümel rum.
Huh?! Was? Warte! So haben wir nicht gewe-
Wo sind wir?
Ignorier mich nicht immer!
Ach ja!
Oah!
Der halbe Hof macht sich nun auf den Weg und zunächst wird eine Kuh, sowie ein Frosch für die Nachtigall gehalten. Der unscheinbare, graue Vogel sorgt für Irritation. Ein Tier mit schöner Stimme, sollte nach ihrer Ansicht eben auch von außen schön und nicht ‘einfach’ sein. Als der Kaiser ihren Gesang vernimmt, hat er Tränen in den Augen und möchte der Nachtigall seinen goldenen Pantoffel schenken, den sie um den Hals tragen soll. Das bescheidene Tier nimmt das Geschenk nicht an, mit der Begründung durch die Tränen genug entlohnt worden zu sein.
Woah, okay stopp. Kurze Pause… Einen goldenen Pantoffel?! Was in Merlins Namen soll ein Vogel mit… Ich meine… Nein, stopp. Also die Nachtigall hat sicher niedliche, kleine Füßchen und so, aber… Wie soll das arme kleine Ding einen vergoldeten Latschen tragen?! Wirklich helle schien der Kaiser ja jetzt nicht zu sein…
Na deswegen soll der Vogel das Ding ja auch um den Hals tragen! Wobei der Vogel in dem Latschen vermutlich auch ein Nest bauen könnte. Ob das ne gute Idee ist wenn der Kaiser da mit seinen Stinkefüßen drin war weiß ich nicht.
*prustet*
Für diese Äußerung wäre dir früher sicher die Rübe abgeschlagen worden. Ich frage mich, ob die Nachtigall entfernt mit dem Augurey verwandt ist, wegen den Tränen. Der Vogel muss jedenfalls am Hof bleiben, in einem Käfig leben und erhält zwölf Diener. Diese führen Nachti zweimal am Tag und einmal bei Nacht, mit Hilfe eines Seidenbands am Bein, nach draußen. Sie ist also eine Gefangene und erlangt ihre Freiheit erst zurück, als der Kaiser ein mechanisches Geschenk erhält, das die Nachtigall imitiert und prächtig gestaltet ist. Ein einziges Lied kann der künstliche Vogel von sich geben. Und obwohl der Gesang beider Vögel zusammen nicht harmoniert, lauschen die Menschen immer wieder gern dem gleichen Lied der Apparatur, die berechenbar, erklärbar und schöner anzuschauen ist.
Also mir würde das ja ordentlich stinken, wenn ich in den Federn der Nachtigall stecken würde… Mich zuerst gefangen nehmen und dann auch noch ersetzen - Danke für nichts! Wieso flieht das Vögelchen denn nicht einfach? Also ich hätte schon längst die Chance der Freiheit genutzt und wäre auf und davon geflogen!
Wie grausam können manche bitte sein! Den armen Vogel an einem Seidenband gassi führen? Das ist doch kein Hund! Da bringen auch die 12 Diener nichts, wenn der Vogel unglücklich in einem Käfig gefangen ist.
Keine Sorge, die wahre Nachtigall flieht, wird aber als undankbar empfunden, sogar dem Reich verwiesen. Nur die Menschen außerhalb des Hofes erkennen, dass etwas fehlt. Die künstliche Nachtigall wird vom Kaiser noch mehr verehrt und erhält sogar einen Platz neben seinem Bett. Nach einem Jahr ist das Geschenk so abgenutzt, dass es nur noch einmal im Jahr vorgeführt werden darf.
Das war ja nur eine Frage der Zeit, bis die Apparatur ihren Geist aufgibt… Ich traue diesem Muggelzeug auch noch nicht so ganz und verwende lieber meine Magie - Geht auch alles viel einfacher!
Aber… Muggelapparaturen sind toll!
Nah! Ansichtssache!
Das hat ja wohl lange gedauert, bis die Leute kapiert haben, dass das Ding nicht echt ist. Zum Glück konnte der Vogel fliehen, sonst wäre dieser noch unglücklich zugrunde gegangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses mechanische Gejammer auf Dauer einen nicht in den Wahnsinn treibt, oder ob man da einen Tinnitus von der immer gleichen Melodie bekommt.
Nach fünf Jahren erkrankt der Kaiser schwer, aber nicht am Pfeifton im Ohr. Schließlich erscheinen ihm der Tod, sowie all seine personifizierten guten, aber auch bösen Taten, die ihn quälen, sodass er nach Musik verlangt. Gerettet wird er von der wahren Nachtigall, die den Tod mit ihrem Gesang bezaubert und ihm die Attribute des Kaisers, goldener Säbel, Fahne und Krone, für je ein Lied wieder abluchst. Sie erweckt beim Tod Sehnsucht nach dessen Garten, sodass dieser geht. Von nun an wird die Nachtigall in Freiheit leben und immer abends ans Fenster des Kaisers kommen, um ihn singend zu beraten, was in seinem Reich vor sich geht. Dies bleibt ein Geheimnis zwischen ihnen.
Ich will gar nicht wissen, was man da als Vögelchen für ein großes Herz haben muss, um trotz allem, was passiert ist, dennoch so rein und dem Menschen, der einem eigentlich die Freiheit geraubt hatte, treu zu sein.
Manche Tiere sind einfach die besseren Menschen. Sie verstehen, was wahre Freundschaft ist, auch wenn wir diese manchmal nicht ganz nachempfinden können.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’