Alohomora
Aufgeregt blickte Molly noch ein letztes Mal ihre Karteikarten durch. Dieses Jahr wurde die Schülersprecherwahl ein wenig anders gestaltet und das hatte Mollys Planung gehörig durcheinandergeworfen. Sie war von einer langen tiefgehenden Rede ausgegangen und hatte diese in den Sommerferien bereits vorgeschrieben. Nun hatte sie die seitenlange Rede auf wenige Zeilen herunterbrechen müssen und war nur noch aufgeregter als ohnehin schon. Der Typ vor ihr verließ die Bühne und grinste ihr unter tosendem Applaus aufmunternd zu. Zitternd stellte sie sich hinter das Rednerpult und blickte in die Menge.
„Guten Abend liebe Schülerinnen und Schüler! Mein Name ist Molly Tattling und ich war nicht vorbereitet auf das hier! Meine Rede war zu lang und jetzt kann ich euch leider nur meine groben Vorstellungen für diese Schule vermitteln. Ich möchte mich besonders für Gleichheit und Toleranz unter den Schülern einsetzen.
Erreichen möchte ich das mit sogenannten „Sorgenbriefen“. Am Eingang der großen Halle werden wir einen Briefkasten aufstellen, in den anonymisierte Briefe eingeworfen werden können. Diese werden von mir und den Vertrauensschülern gelesen. In diesen Briefen könnt ihr uns schreiben, was ihr an Ungerechtigkeit und fehlender Toleranz unter den Schülern bemerkt, was uns bisher entgangen ist. Wir können dann etwas dagegen unternehmen.
Eine andere Sache, die mir am Herzen liegt um mein Ziel zu erreichen, ist die engere Zusammenarbeit mit dem Schulpersonal. Viele der ehemaligen Schulsprecher haben sich davor gescheut, eng mit den Lehrern, der Schulleitung und anderen Respektpersonen zusammenarbeiten, vermutlich aus zu viel Respekt und Angst, doch ich finde, gerade die Schulleitung und die Respektpersonen an dieser Schule können etwas entscheidendes verändern!
Das bringt mich auch zu meinem nächsten Punkt, bei dem gerade die Schulleitung entscheidend ist. Wie bereits gesagt möchte ich mich für Gleichheit unter den Schülern einsetzen und dafür ist es mir ein Anliegen, mehr auf die individuellen Interessen der Schüler einzugehen. Ich denke dabei vor allem an Multikulturalität! In vielen Fächern werden im Laufe der Jahre bereits viele verschiedene Länder und Kulturen behandelt – seien es Tierwesen, Muggelfeste oder Pflanzen – doch wir feiern kaum Feste oder üben Bräuche aus, die außerhalb von England ihren Ursprung haben. Unsere Schulgemeinschaft ist multikulturell und es ist wichtig, dass sich jeder einzelne Schüler in dieser Gemeinschaft repräsentiert fühlt. Und das geht einfach über die Praktizierung verschiedener Rituale oder Feste. Auch lässt sich am Schulessen vieles an die verschiedenen Kulturen anpassen! Bei jedem Festmahl gibt es die meisten Sachen gleich ein paar Mal. Warum also nicht ein paar davon austauschen durch Gerichte aus anderen Kulturen?
Ganz wichtig dabei ist eure Mitarbeit. Nach allem sind wir immer noch eine Gemeinschaft und wir sollten zusammenhalten. Wir können nur besser werden, wenn wir alle zusammenhalten!
Als eure Schulsprecherin blicke ich vertrauensvoll und zuversichtlich in die Zukunft unserer Schülerschaft!"
Applaus ertönte und breit grinsend verließ Molly die Bühne wieder. Wahrheit und Authentizität brachten einen immer am weitesten.