Hallo zusammen!
Hier sind wieder die Märchenjungs Dawson , Drystan & Maverick!

Wir haben schon öfters darüber geschrieben, dass sich Märchen durch mündliches Erzählen auch über die Grenzen eines Landes hinaus bewegten. Dadurch geschah es leicht, dass sich neue Elemente einwebten. Durch die spätere schriftliche Fixierung wurde den Märchen eine Form gegeben und diese noch bekannter. Sicher habt ihr schon etwas über das Grimm-Märchen “Brüderchen und Schwesterchen” (KHM 11) gehört? Nun, natürlich gab und gibt es auch in anderen Ländern Märchensammler. Alexander Nikolajewitsch Afanassjew (1826 - 1871) gilt als der “russische Grimm”. Wir haben eine Variante des uns bekannten Märchens gefunden, die sich in einigen Punkten doch sehr unterscheidet. Aber seht selbst!
 
Und nun Bühne frei für das zehnte Märchen, das wir euch präsentieren dürfen:
(auch bekannt als “Aljonuschka und Iwanuschka”),
enthalten in der Sammlung Narodnye russkie skazki (1855-1863; Russische Volksmärchen)
Alenuschka & Iwanuschka
Hier kommt das Trimagische Team im Dialog!
Alenuschka und Iwanuschka werden zu Waisenkindern. Die ältere Alenuschka will sich Arbeit suchen und nimmt ihren Bruder mit. Lang ist der Weg und der Tag sehr heiß. Der Junge möchte etwas trinken, aber die Schwester rät ihm davon ab, aus der mit Wasser gefüllten Klauenspur zu trinken.
Mein erster Gedanke war, wie verzweifelt muss man sein, aus einer dreckigen Pfütze zu trinken, aber beim genaueren Überlegen frage ich mich, wie groß muss diese Klaue bitte sein, dass da eine Pfütze entsteht…
Das ist wirklich eine gute Frage… Oh! Vielleicht ist sie ja von einer Chimära! Die sind immerhin ziemlich groß und hinterlassen bestimmt auch Spuren, die nicht sonderlich klein sind.
Vergesst nicht, das ist ein Muggelmärchen. Sie warnt ihn, dass er sich sonst in ein Kälbchen verwandeln würde. Auch das Trinken aus einer Hufspur verhindert sie, aus der Überzeugung, er könnte dann ein Fohlen werden. Aus der Spur einer Ziege trinkt er allerdings und verwandelt sich sofort in ein Böckchen.
Hmmm… Also wenn der Junge bei einer Hufspur zu einem Fohlen wird und bei der zuerst genannten Klauenspur zu einem Kälbchen, dann war die erste Fährte wohl nur von einer Kuh…
*macht sich einen Zettel und schreibt mal mit*
Also irgendwie war es klar, dass der Junge irgendwann seinen Durst stillt, auch wenn es das dreckige Wasser aus einer Spur ist. Mir fällt dazu nur der Spruch ein: Wer nicht hören will, muss fühlen. Da er nicht gehört hat, springt er nun als Böckchen umher. Was mich dazu bringt zu denken, dass dieses Wasser verzaubert wurde.
Wohl eher verflucht! Und zwar ein ganz gewaltig gemeiner Fluch! Ist nur die Frage, wer den ausgesprochen hat...
Vielleicht war es einfach jemand, der gerne Streiche spielt. Ist schon irgendwie witzig.
*grinst breit und wird wieder ernst*
Alenuschka beginnt zu weinen. Ein Kaufmann wird auf sie aufmerksam und ist von ihrer Schönheit entzückt. Sie erzählt ihm, was geschehen ist. Der Wohlhabende sagt zu ihr:
 
"Heirate mich, in Gold und Silber will ich dich kleiden, und auch dein Böckchen soll bei uns bleiben."
Okaaay… Also der Typ findet sie in dem Moment, in dem sie vermutlich wie ein Zombie aussieht, wunderschön. Das ist einerseits sehr süß und andererseits echt schräg und noch schräger, sie direkt zu fragen, ob sie ihn heiraten will. Das ist einfach so bescheuert. Wenn ich jetzt zur nächstbesten Dame laufen und um ihre Hand anhalten würde, würde diese mir entweder eine scheuern oder mich in eine Irrenanstalt bringen. Wobei ich das nicht machen würde, weil ich hab ja meine Prinzessin schon längst gefunden.
*guckt etwas verunsichert auf den Boden und tippelt vorsichtig um Dawson*
… Was treibst du da?
Nichts nichts! Ich… Hab nur Angst auszurutschen!
Worauf denn bitte…?
*grinst vielsagend und winkt ab*
Hören wir lieber weiter unserem tollen Märchenerzähler zu!
Naja, wenn man verliebt ist, dann sieht die Person doch immer hinreißend aus, oder?
*hebt eine Augenbraue und blinzelt mehrmals*
*räuspert sich*
Das Mädchen überlegt lange, willigt der Heirat jedoch ein. Sie führen ein gutes Leben und das Böckchen und Alenuschka essen sogar vom gemeinsamen Teller.
*verzieht leicht das Gesicht*
Als ihr Mann eines Tages auf Reisen ist, kommt eine Hexe, die das Mädchen zum Fluss lockt. Die böse Frau hängt ihr einen Stein um den Hals und stößt sie ins Wasser. Danach nimmt sie das Aussehen von Alenuschka an und nimmt ihren Platz ein.
*schlägt sich entsetzt die Hände vor den Mund, ehe er eine enttäuschte Schnute zieht*
Warum sind die Hexen in Märchen immer so fies…? Arme Alenuschka…
*hängt immer noch bei dem Gedanken, dass sie sich den Teller mit einem Tier teilt und schüttelt sich angewidert*
Hm, also ich finde, das mit der Hexe war irgendwie vorhersehbar. Da musste ja noch was passieren, sonst würden sie ja glücklich bis an ihr Lebensende leben oder so.
Und wir kennen doch das dunkle Kapitel zur Hexenverfolgung. Alles Magische erstaunte Muggel nicht nur, sondern bereitete vielen auch große Angst. Nicht umsonst ist unsere Gesellschaft so um Geheimhaltung bemüht. Was zugleich sinnvoll und schade ist, doch zurück zum Thema…
Außer dem Böckchen erkennt niemand den Betrug. Iwanuschka nimmt nichts mehr zu sich, läuft am Fluss entlang und ruft, dass seine Schwester wieder heraufkommen soll. Die Hexe bekommt dies mit und bettelt beim Kaufmann, dass er das Böckchen schlachten soll.
Bei Merlins Willen, bitte nicht!
*hält sich die Ohren zu*
Drystaaaaaan… Ich mag das Märchen nicht meeeeehr!
Eh warte... Kann das Böckchen reden oder ist mit dem Rufen Blöken gemeint?
*grinst schief in Richtung Mavi und schüttelt den Kopf*
Jetzt warte doch ab!
*sieht zu Dawson*
Und du auch! Immer diese Ungeduld, tz!
Der Kaufmann bringt es zuerst nicht übers Herz, einer Schlachtung zuzustimmen, da er sich an das Tier sehr gewöhnt hat, gibt dann jedoch dem Drängen nach. Das Böckchen bemerkt, dass die Hexe Vorbereitungen für seinen Tod trifft. Da bittet es den Kaufmann, noch einmal am Fluss trinken zu dürfen. Dort ruft es seine Schwester erneut:
 
"Alenuschka, lieb Schwesterlein!
Steig herauf, komm heraus ans Ufer geschwind!
Hoch lodern Flammenspitzen,
Schwarze Kessel schwitzen,
Von Stahl die Messer blitzen,
Sie wollen greifen und schlachten mich!"
Ha! Ich wusste es! Das Böckchen kann reden!
Wooaaah! Das klingt ja wie ein Zauberspruch!
Ich dachte, du magst das Märchen nicht mehr?
*schmollt*
Vielleicht gibt es ja doch noch ein Happy End!
Vielleicht.
*zwinkert*
Die Schwester antwortet daraufhin:
 
"Ach, Brüderlein Iwanuschka,
Schwer ist der Stein am Halse mein,
Gräser und Winden meine Füße binden,
Auf der Brust das Gewand deckt gelber Sand!"
*runzelt etwas stutzig die Stirn*
Wie kann Alenuschka eigentlich unter Wasser-
Psch, Dawson! Mach es nicht kaputt!
Die Worte der beiden wiederholen sich noch ein zweites Mal und werden von einem Diener gehört, der von der Hexe geschickt wurde, um das Böckchen zu suchen. Sofort erzählt er dem Kaufmann von seiner Beobachtung.
Dann war der Diener der bösen Hexe also ein guter Mann?
Ich denke, es handelt sich dabei um den Diener des Kaufmanns, der seinem Arbeitgeber loyal ist.
Huh…? Aber der wurde doch von der Hexe geschickt… Oder dachte der Diener, dadurch, dass die Hexe ja wie Alenuschka aussieht, dass sie das auch ist und gehörte somit wirklich zum Kaufmann? Ich… Ich bin so verwirrt…
*hält sich den rauchenden Kopf von dem vielen Denken*
Die Hexe hat sich seiner Dienste einfach nur bedient, um den bestmöglichen Gewinn aus ihrer Täuschung herauszuholen. Sie spielt ja quasi die Hausherrin, die auch etwas zu sagen hat. Leute werden dann herbeigerufen, die Alenuschka aus dem Wasser holen, ihr den Stein entfernen, sie in frisches Quellwasser tauchen und ihr ein feines Gewand anziehen. Sie kommt wieder zu sich und ist schöner als zuvor. Aus Freude schlägt das Böckchen drei Purzelbäume und verwandelt sich in seine menschliche Gestalt zurück.
Dann war der “Gegenzauber” zum Fluch also nur pure Freude? Hätten die beiden das nur mal früher gewusst!
Könnte auch an der magischen Zahl Drei liegen.
ARGH! Stimmt! Daran hab ich jetzt null gedacht!
*lächelt breit*
Die böse Hexe wird an einen Pferdeschweif gebunden und über ein Feld geschleift, bis sie stirbt.
...
Jetzt hat dir das Ende die Sprache verschlagen, was?
*öffnet den Mund, aber schließt ihn wieder*
Das Böse muss im Märchen einfach vernichtet werden. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Ende gut, alles gut.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Hat euch das Ende ebenso die Sprache verschlagen? Oder findet ihr, die böse Hexe hat diese Strafe verdient? Früher waren Märchen eigentlich nicht in erster Linie für Kinder gedacht und daher oft grausamer als in ‘weichgespülten’ Versionen, wie wir sie heute finden. Doch auch in späteren Texten wird dem gierigen Wolf bei den sieben Geißlein der Bauch aufgeschlitzt und mit Steinen befüllt, die eitle Königin in Schneewittchen muss glühende Pantoffeln anziehen und sich zu Tode tanzen, die kinderfressende Hexe bei Hänsel und Gretel muss im Ofen verbrennen usw. In modernen Adaptionen, beispielsweise in Märchenfilmen, wird nicht nur geändert, sondern auch dazuerfunden. Natürlich liegt es zum Teil daran, dass manche Märchen vom Inhalt so kurz erzählt sind, dass daraus ohne Änderungen kein Film entstehen könnte. Es gibt jedoch einen festen Rahmen in der Handlung, der einfach bestehen bleiben muss, damit das Märchen wiedererkannt wird. Das Böse muss einfach vernichtet werden. Oder nicht? Was würde das bei euch auslösen, wenn das Böse weiter existieren dürfte?
Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!

Und keine Panik - wir sind noch ausreichend genug versorgt mit euren Märchenvorschlägen, weshalb ihr dieses Mal keine Vorschläge abzugeben braucht! Wer jedoch extra darauf gewartet hat, uns diese wieder mitzuteilen, kann uns Dreien gerne eine Eule mit der dazugehörigen Märchenidee hinterlassen!
 
Somit verabschiedet sich das Trimagische Team für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.