Magst du uns etwas über dich erzählen, der Person hinter Widogast Quest?

Immer komisch über sich selbst zu reden oder zu schreiben, wer macht das schon gerne, aber ich versuche es trotzdem einmal. Also ich bin Neele, ich bin 27 Jahre jung und ich arbeite in einem fachwissenschaftlichen Verlag im Fachbereich Geschichte (hihi ^^). In meiner Freizeit bin ich eine leidenschaftliche Büchersammlerin und Leserin, momentan erweitere ich meine Sammellust auf einige besonders schöne Erstausgaben, die ich hüte, wie Schätze.

Ich habe einige eher großmütterliche Hobbies würde ich sagen, ich stricke sehr gerne, backe, mache Marmeladen (mein neuster Hit: Pflaume Kardamom), wildere und trockne gerne Kräuter, im Keller habe ich eine Töpferscheibe stehen und wenn ich Zeit habe versuche ich mich am Schneidern und das mache ich wirklich weitaus lieber, als shoppen zu gehen oder ähnliches, also sagen wir so ich bin wahrscheinlich relativ langweilig, aber dafür sehr gemütlich drauf. Ich lebe jetzt bereits seit fünf Jahren mit meinem Freund zusammen, wir haben uns damals im Studium noch kennengelernt und er ist wahrscheinlich der einzige Grund warum ich auch die darauffolgende Ausbildung geschafft habe, ohne wahnsinnig zu werden. Wir haben einen Kater namens Scrubber (den Namen haben wir nicht ausgesucht, aber er passt erstaunlich gut :D) und er ist der unangetastete König der Wohnung.

Gibt es Parallelen zwischen dir und Widogast Quest?

Ich würde sagen, dass es bestimmt Punkte gibt, wo wir uns überschneiden, wir sind beide sehr ordnungsliebend, kauzig, interessieren uns brennend für Geschichte und im Umgang mit meinen kleinen Neffen und Nichten bin ich angeblich sogar streng, was ich ja für ein Gerücht halte, aber mein Bruder behauptet das felsenfest. Ich würde dennoch meinen, dass ich viel weicher, sanfter und nachgiebiger bin als Widogast. Mit der Autorität halte ich es eher so ein bisschen wie Pippi Langstrumpf: Man muss sie hinterfragen, um sie zu begreifen, daher bin ich auch wahrscheinlich weitaus weniger konservativ als der alte Mann, den ich hier verkörpere.

Für Widogast wären zum Beispiel unnötige Diskussionen mit Minderjährigen ab einem gewissen Punkt sehr lästig, wenn er diese nicht irgendwie zweckmäßig instrumentalisieren kann, ich dagegen finde diskutieren um der Diskussion selbst zum Beispiel schon total sinnvoll bei Kindern, einfach um sich im kritischen Denken zu schulen. Widogast ist halt in vielen Aspekten seiner Persönlichkeit noch sehr alte Schule, er ist traditioneller, etwas steif (gut, das kann ich vielleicht auch manchmal sein) aber auch sehr weise und herausfordernd und das ist ja gerade das spannende. Ich hatte den Wunsch einen Charakter zu verkörpern, der eigentlich sogar bis zu einem bestimmten Punkt ganz aus meiner Komfortzone fällt und der mich als Schreiberin fordert. Er ist ja nicht wirklich der sympathischste oder sogar empathischste Zeitgenosse und ich habe auch schon mit meinem ersten Charakter festgestellt, dass die komplizierten Charaktere einfach mehr Spaß machen, gerade weil sie so unvorhersehbar sind.

Wie kamst du zu deinem Job? Wolltest du schon immer Professor für Geschichte der Zauberei sein? Was gefällt dir so sehr daran?

Das ist eine lustige Geschichte, also ich hatte bereits in meiner Bewerbung geschrieben, dass es für mich an dieser Schule eigentlich nur ein Fach gab, wo ich mir zu hundert Prozent sicher war in diesem arbeiten zu wollen und das war Geschichte der Zauberei! Nichts, gar nichts anderes kam in Frage und ich habe mir persönlich geschworen, dass sobald eine Stelle in diesem Kontext ausgeschrieben wird, ich versuchen werde mich zu bewerben. Nur hatte ich eher mit so etwas wie einer Hilfslehrerstelle gerechnet, nicht unbedingt direkt mit einer Professur und dann platzte die Bombe und ich saß vollkommen überfordert vor dem PC und haderte mit mir selbst, ob ich es nicht einfach versuchen soll. Das ging eine ganze Weile so, bis mein Freund mich dazu nötigte mich einfach zu bewerben, getreu dem Motto: “Mehr als nein sagen kann eh niemand und nun hör auf zu heulen und mach einfach!”, das war schon ganz witzig.

Ich würde sagen es war vielleicht nicht unbedingt mein Endziel eine Professorenstelle zu ergattern, das ist mir ehrlich gesagt vorerst überhaupt nicht in den Sinn gekommen, auch weil ich ja erst seit Februar dieses Jahres auf der Seite bin, aber dass wenn ich Mal einen Job übernehmen sollte, dieser dann mit Geschichte der Zauberei zu tun hat, das stand vollkommen außer Frage. Schon in den Büchern fand ich das Fach so unglaublich faszinierend und in den vergangenen Jahren ist ja so viel mehr in dem Bereich herausgekommen was die gesamte Welt so viel runder macht. Ich finde gerade ausgeklügelte und komplexe Hintergründe sind das zentrale Element von World Building und das schafft im Harry Potter Bereich wohl nichts so gut wie die Zaubereigeschichte selbst. Ich glaube auch, dass wir da in einer Richtung sind, die auch immer weiterentwickelt wird und der immer wieder mehr Aufmerksamkeit und Informationen zugefüttert werden und gerade dieser Komplexität und Wandelbarkeit finde ich einfach großartig.

Wenn du einen Eisbecher erfinden könntest, aus welchen Eissorten und Extras würde er bestehen?

Da ich gerade in Weihnachtsstimmung bin, wäre es wohl ein Eisbecher mit dunklem Schokoladensorbet, Orangen-Basilikumeis und Granatapfelkernen als Zusatz. Zur Garnitur gibts dann natürlich eine schöne Waffel aus Spekulatius und serviert wird das Ganze in einem tannengrünen Becher mit kleinen Schneemännern darauf.

Welche Schullektüre hat dir am besten gefallen?

Den Sandmann von E.T.A. Hoffmann habe ich damals absolut verschlungen, ich glaube von allen Büchern meiner Schulzeit war das mein absoluter Favorit, neben den beiden Fausts vielleicht. Das erste Buch jedoch wo ich wirklich festgestellt habe, dass auch Schullektüre wundervoll sein kann, war Krabat - das war glaube ich irgendwann in der fünften Klasse und auch meine erste eins in Deutsch!

Welche geschichtliche Person bewunderst du am meisten und wofür?

Ich glaube, wenn ich Mal in der Zeit zurückreisen könnte, würde ich mich als Erstes gerne still und heimlich in eine Tolkien-Vorlesung reinsetzen. Ich bewundere den Mann einfach, ich persönlich liebe seine Bücher und sein Vermögen für Sprache, was ich aber wirklich bewundernswert finde ist, neben der Tatsache, dass er mehr oder weniger der Urvater der modernen Fantasyliteratur für mich ist, sein unfassbares Wissen für historische Sprachen. Ich meine der Mann war eine absolute Koryphäe auf seinem Gebiet und das zieht sich wie ein roter Faden durch seine Werke. Dieses ständige Zusammenspiel zwischen Geschichte und Sprachwissenschaft im weitesten Sinne. Allein die Herr der Ringe Bücher basierten ja schließlich auf Basis dessen, dass er einfach Interesse daran hatte eine Sprache selbst zu erfinden und das auf eine geradezu spielerische Art und Weise umzusetzen. Ich glaube ihm einmal zu begegnen, eine Vorlesung über das Altenglische oder Altnordische von ihm zu hören und sich anschließend bei einem Bierchen in seinem “Viking Club” über Beowulf, die Lieder Edda und so viele andere großartige Werke dieser Zeit zu unterhalten wäre ein unglaubliches Privileg.

Welches Essen magst du so gar nicht?

Also eigentlich bin ich eine ziemlich unkomplizierte Person was Essen angeht, was ich aber tatsächlich nicht abkann sind zum einen Lakritz und zum anderen Zimt. Das sind so meine beiden Todfeinde, ansonsten bin ich wirklich für alles zu haben und da auch sehr experimentierfreudig was Essen an sich angeht.

Was war deine letzte Eule auf WoP? (DGH-Anfrage zählt nicht ;))

Da ich mich gerade in einer Ausschreibungsphase befinde, ist die Antwort waaaahrscheinlich selbstredend ^^ es war eine Bewerbung als Hilfslehrer für das Fach Geschichte der Zauberei ;)

Was hast du letzte Nacht um Mitternacht getan?

Eine TerraX Doku über die Geschichte der Homosexualität gesehen! War wirklich ziemlich interessant, auch wenn es vom Überblick her natürlich nur sehr grob und oberflächlich war. Die kann ich nur jedem empfehlen, der sich da ein bisschen für interessiert, auf YouTube ist sie großflächig zugänglich.

Möchtest du der Community etwas mit auf den Weg geben?

Ich würde mich super gerne für das warme und herzliche willkommen bedanken. Ich weiß, dass viele User hier bereits eingespielte Teams sind und es gibt so viele alte Hasen, es ist einfach immer wieder beeindruckend, wenn man erfährt, das Leute zum Teil schon seit dem ersten Tag der Entstehung dieser wundervollen Plattform mit dabei sind - und doch muss ich sagen, dass ich mich trotz anfänglicher Unsicherheiten, als so neue Person in einen Lehrerposten eingestellt zu werden, keinen Moment unwohl oder sogar fehl am Platz gefühlt habe, bisher.

Ich fände es wundervoll, wenn diese Chance, die man mir mit der Lehrerposition als Neuling gegeben hat, auch anderen Usern entgegenbringt. Es gibt so viele Leutchen die sich hier einfach arglos ins Abenteuer stürzen und es manchmal schwierig finden in diese festen Strukturen und Abläufe die zum Teil unter vielen Usern vorherrschen mit reinzukommen, meine Bitte ist einfach: Seid offen, seid geduldig und traut euch ruhig ein bisschen etwas Neues auszuprobieren. Wir haben hier die einmalige Möglichkeit so viele großartige Menschen auf einem Haufen vorzufinden und neue Bekanntschaften zu knüpfen, dass es einfach nur schade wäre, wenn man mit Scheuklappen durch die Welt laufen würde und sich selbst so viele tolle Möglichkeiten verbaut. Ich jedenfalls kann nur aus Erfahrung sprechen wie glücklich und dankbar ich mich schätze, dass man mir Unvoreingenommenheit und Offenheit geschenkt hat und ich denke vielen anderen könnte es ganz genauso gehen. Ansonsten ganz lieben Dank für das schöne Interview.