Hey, D! Heute feiern wir ein Jubiläum! Wir haben das 50. Märchen erreicht! Daran sieht man, wie alt man geworden ist.
*grinst schief*
Begrüßen wir unseren heutigen Ehrengast Nolan Maywood, einst im Hause Hufflepuff. Schön, dass du heute bei uns bist.
Hallöchen, D! Kommt mir vor wie gestern, als wir in ein Team gesteckt wurden und ich bin sehr froh, dass wir heute unsere 50. Ausgabe präsentieren dürfen.
*grinst sein Zahnpastalächeln und ist mächtig stolz*
Herzlich willkommen, Nolan und vielen Dank, dass du unser Ehrengast bist, denn ohne dich würden wir hier heute nicht stehen!
Oder vielmehr auf der Märchencouch sitzen.
*zwinkert*
Was hast du uns heute Schönes mitgebracht?
Passend zum heutigen Märchen: Moin! Ich habe euch das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ mitgebracht. Darin geht es um einen Fischer, der mit seiner Frau Ilsebill in einer kleinen Fischerhütte lebt. Die beiden führen ein einfaches Leben – selbst ein kleiner See ist in der Nähe der Hütte. Ein See, den der Fischer oft besucht, um für sich und seine Frau zu angeln.
Klingt sehr idyllisch. Wäre auch was für dich, D, oder? Du bist doch so ein Naturbursche.
*stupst ihn mit dem Ellbogen in die Seite*
*grinst breit*
Wie recht du hast, D. Der Ort klingt wundervoll!
Klingt auch sehr schön, doch das wird sich leider ändern! Jeden Tag ging der Fischer an diesen See, doch an einem Tag fing er einen Butt. Erstmal nichts besonderes. Doch diesmal war es kein normaler Butt, den er wahrscheinlich schon so einige Male fing. Es war ein sprechender Butt, der zugleich auch noch ein verwunschener Prinz sein sollte. Auf Bitte des Butts warf der Fischer den Butt wieder ins Wasser, um ihn am Leben zu lassen. Schmecken würde er eh nicht.
Oha. Klingt ja wie ein Animagus, der sich nicht mehr zurückverwandeln kann. Da gäbe es schon weitaus bessere Tierformen als einen Fisch. Wie sieht ein Butt eigentlich aus?
Klingt sehr nach einem verzauberten Fisch, aber wollen wir mal aufklären, was ein Butt ist!
*kramt kurz nach einem Lexikon für Fische*
Den Fisch kennen sicher viele vom Aussehen her und unter dem Namen Steinbutt oder Heilbutt. Das ist dieser super fancy platte Fisch, dessen Augen mit der Zeit auf die linke Seite des Körpers wandern. Ja, genau die Larven dieser Sorte haben zu Anfang auf beiden Seiten je ein Auge, wie man es kennt, und mit dem Fortschreiten der Entwicklung verschieben sich beide Augen auf die linke Körperseite. Noch ein Fakt dazu. Steinbutte haben keine Schuppen!
Verschobene Augen - ein weiterer Grund, nicht zu angeln. Doch als wahrer Fischer, hat man schon so einige komische Fische gesehen. Als der Fischer unseres Märchens seiner Frau von dem Vorfall erzählte, war sie enttäuscht. Von einem verwunschenen Prinz hätte man sich etwas wünschen können, z. B. ein eigenes Häuschen.Eine Verbesserung zur bisherigen Hütte, für die Frau zumindest. Ilsebill ließ von dem Wunsch nicht los, sodass der Fischer sich erneut auf den Weg zum See machen musste. Der See, der einst klar und blau war, verfärbte sich mittlerweile grün und gelb. Der Fischer rief den Butt an:
"Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
meine Frau, die Ilsebill,
will nicht so, wie ich wohl will."
Er bat den Butt, die Fischerhütte gegen ein eigenes Häuschen einzutauschen. Der Butt erfüllte den Wunsch und als der Fischer wieder nach Hause kam, saß seine Frau bereits im gewünschten Häuschen.
Ich kenne mich mit Gewässern nicht sonderlich gut aus, aber da ist etwas überhaupt nicht im Gleichgewicht. Man könnte natürlich anmerken, dass die Frau des Fischers ganz und gar nicht selbstlos handelte, wie ihr Mann dies tat, aber weshalb sollte sie auch? Eine Hand wäscht die andere… oder die andere Flosse in diesem Fall. Man sollte Chancen nutzen und wann trifft man schon auf einen Fisch, der Wünsche erfüllen kann?
Verfärbungen im Wasser sind meist kein gutes Zeichen. Schon gar nicht, wenn das Wasser gelb wird… Aber irgendeinen Haken muss es ja geben, wenn man sich von dem Fisch sogar Wünsche erfüllen lassen kann. Immerhin wissen wir, dass nicht Nichts aus Nichts gezaubert werden kann.
Zumindest waren beide im guten Glauben und haben es erstmal nicht hinterfragt. Hätte ich einen sprechenden Fisch gesehen, wäre ich ganz langsam wieder rückwärts weggelaufen. Aber unser Märchen-Pärchen (das reimt sich) war wohl mehr vom Wunsch geblendet. Für die kommenden Tage war Ilsebill ganz zufrieden mit dem Häuschen, doch bald verlangte es ihr nach mehr, sodass sie ihren Mann bat, den Butt erneut aufzusuchen. Das Häuschen war ihr zu klein und sie würde lieber in einem prächtigen Schloss wohnen. Ein Wunsch, den der Fischer nicht ganz verstand, weil es doch bereits schön genug war. Doch auch diesmal ging er auf Wunsch seiner Frau erneut zum See, um dem Butt einen Besuch abzustatten. Das Wasser wirkte schlimmer als beim letzten Besuch, es verfärbte sich mittlerweile violett und dunkelblau, grau und dick.
*verzieht angewidert das Gesicht*
Also baden würde ich darin ganz gewiss nicht mehr. Natürlich ist es schön, in einem riesigen Haus zu wohnen, aber da sollte sich der Mann gleich noch einen Hauselfen dazu wünschen, wenn er niemanden hat, der für ihn den Zauberstab schwingt und für Ordnung sorgt. Irgendwie glaube ich nicht, dass die Frau des Fischers sich zuständig fühlt.
*rollt mit den Augen*
Es war doch klar, dass die Frau des Fischers nach immer mehr verlangt, wenn sie schon das Häuschen bekommen hat und ich fürchte, dass es noch einen fetten Haken an der Sache gibt.
Einen Angelhaken? Mal sehen.
*grinst schief*
Die Frau des Fischers dachte nur noch an ihre möglichen Wünsche, ehe sie den Haken sieht, hätte schon so einiges passieren müssen. Angekommen am See bat der Fischer um den nächsten Wunsch, den der Butt dann auch, ohne zu zögern, erfüllte. Der Fischer kam zurück nach Haus und seine Frau stand vor einem steinernen Palast. Doch auch dieser war nach einiger Zeit nicht mehr genug. Ilsebill wollte nicht mehr nur in einem Schloss hausen, sie wollte herrschen und Königin sein. Der Fischer, mittlerweile ganz bedrückt, machte sich also erneut auf den Weg zum See. Ein See, der mittlerweile ganz schwarzgrau war und faulig roch. Nach kurzer Bitte erfüllte der Butt auch den neuen Wunsch. Der Fischer ging zurück zu seiner Frau und fand diese in einem Palast auf einem hohen Thron wieder. Mit Schildwachen, Soldaten und allem Drum und Dran. Ilsebill stand nun ganz oben, doch für sie ging es noch viel höher. Denn sie bat ihren Mann um einen weiteren Wunsch beim Butt. Warum Königin sein, wenn man auch Kaiserin sein kann?
Puuuh, diese Frau ist wirklich extrem gierig. Ihr maßloses Verhalten wird sich früher oder später rächen. Erst recht im Märchen. Und als Königin oder Kaiserin hat sie eine Menge zu tun, wenn sie sich auf dem Thron halten will. Das ist kein Amt, bei dem man ein ruhiges Leben genießen und Däumchen drehen kann.
Die Frau hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank und hat den Fischer wohl ziemlich gut im Griff, wenn er das einfach so für sie macht. Ich meine, er könnte sich einfach alles wünschen, aber nein, man nimmt so einen unverschämten Wunsch, der das Maß aller Dinge sprengt. Der arme Fisch, der in dieser ekligen Brühe schwimmen muss und für solch falsche Wünsche ausgenutzt wird.
Nicht nur ihr, sondern auch der Fischer empfand diesen Wunsch als unverschämt. Doch von seiner Frau gedrängt, machte er sich erneut auf den Weg. Ein schwarzer schäumender See, überhaupt nicht mehr mit dem See vom Anfang der Geschichte zu vergleichen. Er bat den Butt um einen weiteren Wunsch und der Butt erfüllte diesen erneut.
Als sich der Fischer wieder auf den Weg zu seiner Frau machte, erkannte er schon, dass der Palast erneut gewachsen war. Polierter Marmor mit Figuren aus Alabaster und goldenen Zierarten. Die Frau gekrönt mit goldener Krone und Zepter. Alle schienen glücklich zu sein, auch der Fischer hoffte, dass seine Frau nun endlich zufrieden war. Doch nach weiteren Überlegungen Ilsebills, was sie denn noch so alles haben könnte, hatte sie einen erneuten Wunsch. Sie wollte Papst sein. Und so brachte sie diesen Wunsch an ihren Mann weiter, welcher erneut zum Butt gehen sollte. Und damit kam es noch lange nicht zum Ende.
Oh, das ist ein Amt, welches die Muggel offiziell eigentlich nur mit Männern besetzen, nicht wahr? Wobei es im Verborgenen wohl schon Päpstinnen gegeben haben soll. Und ich schätze, man müsste dafür ledig bleiben. Wo wird bei alledem dann der Platz des Fischers sein? Außer weiterhin den Laufburschen zu spielen. Während seine Frau immer weiter aufsteigt, bleibt alles an ihm hängen. Doch auch als Papst oder Päpstin müssen viele Entscheidungen getroffen werden und Ilsebill möchte immer nur haben und nichts geben. Wann wird sie wohl fallen?
Der arme Fischer wird wohl nur der dumme Laufbursche sein und nicht ein Kaiser oder Ähnliches. Ich verstehe nicht, warum der Fischer das überhaupt zugelassen hat. Der See schreit doch förmlich nach “Tut es nicht!”, wenn er schon stinkt und schäumt. Diese Frau wird nie genug bekommen, so wie sie drauf ist.
Mittlerweile war der Fischer nur noch die Marionette Ilsebills. Ilsebill forderte und der Fischer rannte. Er war bereits erfüllt mit flauen Magen und schlotternden Knien, doch machte sich erneut auf den Weg zum See. Ein schweres Gewitter zog auf, die Blätter wehten von den Bäumen. Der Fischer brachte dem Butt seinen Wunsch entgegen und dieser erfüllte den Wunsch.
Er ging zurück zu seiner Frau und sah diese in einer großen Kirche, erleuchtet von tausenden Lichtern und gekrönt mit drei goldenen Kronen.
Seine Frau war nun Papst. Doch nach einer weiteren Nacht entgegnete Ilsebill direkt nach dem Aufstehen ihrem Mann einen neuen Wunsch. Sie wollte den Mond und die Sonne aufgehen lassen, sie wollte Gott sein. Der Fischer bat sie darum, den Wunsch nicht äußern zu müssen, doch er konnte nicht anders, auch wenn er so sehr wollte.
Jetzt sind der Fischersfrau wirklich alle Droobles aus der Tüte gesprungen! Da kann sie sich ja gleich die Heiligtümer des Todes wünschen. Liebe schön und gut, aber dass der Fischer seiner Frau bereits von Anfang an nicht auf Augenhöhe begegnet, ist schon arg. Er merkt doch mittlerweile, dass er ihr damit keinen Gefallen tut, wenn er ihr nicht einmal ordentlich die Meinung sagt und sich weigert, ihre Wünsche zu überbringen.
Ich bin entsetzt. Mir fehlen die Worte... diese Frau hat mächtig einen an der Klatsche. Wie kann man nur so dermaßen unverschämt sein? Wäre ich der Fischer, würde ich ihr den Rücken kehren und das Weite suchen. Das kann sie sich einfach nicht wünschen und schon gar nicht erst erfüllt bekommen. Zumal ich mich da auch so langsam frage: Wie mächtig ist dieser Fisch bitte?
Der Fisch ist zumindest so mächtig, dass er nicht einfach aufhört pltzölich WÜnsche zu erfüllen, sondern das ganze mit einem ganz besonderen Twist beendet. Der Fischer machte sich erneut auf den Weg zum Butt. Ein Sturm zog auf, Häuser und Bäume wehten weg, Berge bebten und der Himmel war pechschwarz. Es ähnelte einem Untergang. Der Fischer schrie seinen letzten Wunsch, damit der Butt ihn in diesem Sturm verstand. Und der Butt verstand den Wunsch. Und der Butt zauberte erneut. Doch hier startet der Wendepunkt. Der Fischer ging zurück und seine Frau saß wieder in der Fischerhütte. Eine Fischerhütte, in welcher die beiden noch heute sitzen.
Aha! Da ist dem Butt wohl der nicht vorhandene Kragen geplatzt!
*grinst breit*
Aber im Vergleich zu sonstigen Märchen, ist dieses ja noch recht gut ausgegangen. Und das, obwohl der Ort, wo der Verzauberte lebte, zum Schluss alles andere als einladend war. Man sollte eben schon seine Grenzen kennen, bevor alles ins Gegenteil umschlägt. Doch was ist aus dem verwunschenen Prinzen mit magischen Kräften geworden?
Das ist mal eine unerwartete, aber sehr schöne Wendung! So wie alles begann, endet unser heutiges Märchen. Damit heißt es wohl: Ende gut, alles gut!
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’