Heute geht es mal an den bitteren Ernst des Rollenspiels und die Seiten abseits von humorvollen Zufällen, Romanzen und romantischem Drama. Heute geht es umd Trauer, Hass, Verlust und all die anderen tiefsitzenden Negativ-Emotionen die tränenreiche Hintergrundgeschichten und RPs nun mal fordern. Ja richtig, fordern! Und dieser Forderung sollte man auch nachkommen.

Warum ich heute so einen ernsten Ton anschlage? Nein, keine Panik mir wurde nicht das Herz gebrochen und ich erliege auch keinem Herbsttief, ich wurde um dieses Thema per Eule gebeten. Also fangen wir an.
 
Es gibt da ein Problem, dass nicht nur der Schreiber dieser Wunschthemen-Eule und ich teilen, sondern dass viele Rollenspieler immer wieder stolpern lässt: Wie gehe ich mit so ernsten Situationen im Spiel um, wenn ich selbst damit keine Erfahrung habe oder gar nicht der Typ für so emotionale Regungen bin?

Das ist für viele echt schwierig und etwas mit dem ich mich selbst auch immer wieder aufs neue konfrontiert sehe, sowohl hier auf WoP als auch in meiner Pen and Paper Runde. Um sich diesem Thema zu nähern, wenn es einem nicht so liegt, muss man sich grundlegend erstmal damit befassen was diese Emotionen ausmacht. Was stellen Hass und Trauer mit uns an? Das sind tiefsitzende Gefühle, gegen die wir uns nicht wirklich wehren können. Ganz ähnlich wie wir nicht wirklich ändern können wenn wir nun einmal verliebt sind, lässt sich auch nur schwer daran rütteln wen wir hassen oder um wen wir trauern. Da muss man einfach durch!....Ein wenig wie beim krank sein, ehrlich gesagt.

Nun egal, ob ihr Konfrontationstherapie betreibt und solche Emotionen eurem eigenen Charakter zumutet oder ob ihr von einem anderen Spieler in eine Situation gebracht werdet in der ihr euch mit diesen Dingen auseinandersetzen müsst, hier ein paar Tipps wie ihr mit diesen Extremen umgehen solltet:
 
  1. Kenne deine Mitspieler! Das ist wichtig. Wenn ihr solche hoch-dramatischen Emotions-Plays startet vergewissert euch vorher, dass euer Mitspieler weiß was auf ihn zukommt. Gerade wenn man nicht so für ultra emotionale Plays gemacht ist braucht man eine kleine Anlaufzeit und eine Warnung. Andersherum, wenn ihr eiskalt in ein solches Play geworfen werdet, meldet euch ruhig bei eurem Play-Buddy OOG und lasst euch mit ein wenig Metawissen versorgen.
  2. Trauer & Leid sollten mit bedacht verwendet werden. Ja, kein Leben kommt ohne diese Momente wirklich aus, nicht einmal das eines Rollenspiel-Charakters, aber seid bitte sparsam mit diesen starken emotionen. Zu viel davon macht es schwieriger sie auszuspielen, weil ihr immer versuchen werdet es noch ein wenig dramatischer zu gestalten als zuvor und es vergrault euch die Mitspieler.
  3. Nehmt Rücksicht auf Andere. Wenn ihr merkt, dass eure Mitspieler absolut keinen Zugang zu der Situation finden und damit überfordert sind, zwingt sie nicht zu Reaktionen, die sie nicht leisten können. Dann lenkt doch bitte einfach ein un erleichtert ihnen das ganz mit ein wenig Auflockerung.
  4. Lasst euch die Zeit die ihr braucht, um die Situation angemessena auszuspielen. Wenn ihr merkt eure Mitspieler braucht etwas mehr Anlaufszeit um sich in das emotionale Gefüge einzufinden, dann lasst ihm eben 3-4 mehr Posts bis er wirklich angekommen ist. Andersherum, wenn ihr merkt euch liegen diese ernsten Dinge nicht, aber euer Mitspieler blüht darin auf, dann beisst mal die Zähne zusammen und lasst ihn das so ausspielen, wie er es nun mal braucht. Würgt die Situation nicht zu euren Gunsten ab.
  5. Und bei Merlin's Hinterteil seid hier bitte sauber mit eurer emotionalen Abtrennung zwischen euch und eurem Charaker. Nur weil euer Mitspieler eventuell nicht so emotional auf eure tragische Situation reagieren kann wie ihr das gern hättet (sei es nun aus persönlichen Gründen, oder weil der Charakter nun mal so ist) dann seid nicht gleich OOG eingeschnappt. Gerade hier ist das meist nicht böswillig, sondern die Möglichkeiten eines Jeden einfach begrenzt.


Alles schön und gut so viel zu den Verhaltensregeln solcher Plays, doch wie geht ihr nun selbst damit um, wenn ihr euch in diesen Gefühls-Gefilden bewegen müsst und nicht so rchtig wisst wie? Auch dafür ein paar Tipps:

  1. Nur weil euer Charakter trauert, müsst ihr nicht auch in Tränen ausbrechen! Das klingt wie eine sehr banale Info ist aber ziemlich wichtig. Typischerweise spielen wir Situationen aus indem wir uns in die Situation unseres Charakters versetzen und überlegen wie dieser reagieren würde. Wenn ihr aber nun mal keinen Zugang zu solch starken Emotionen habt, dann müsst ihr distanzierter an die Sache herangehen. Da sprech ich aus Erfahrung, denn ich bin so jemand. Dann hört mal auf euren Charakter als euer alter ego zu sehen und betrachtet ihn eher wie eine Romanfigur die irgendwer anders erfunden hat. Und dann überlegt euch wie eine angemessene Reaktion aussehen würde.
  2. Findet eure eigene Form. Hass ist nicht bei jedem gleich genauso wie wir nicht alle auf die selbe Art trauern. Wenn euch Tränen nicht so liegen, lasst euren Charakter anders trauern, indem er beispielsweise sehr still wird, leicht reizbar, oder anhänglicher als üblich. Findet einen Wegd der für euch leichter zu bestreiten ist. Das selbe gilt für Hass.
  3. Wenn euch schwer fällt die passenden Worte für solche Situationen zu finden, dann lasst das mit dem Sprechen einfach und verlasst euch rienweg auf Körpersprache und der Beschreibung wie ihr die Situation wahrnehmt. Das kann manchmal emotionaler sein als jedes gesprochene Wort.
  4. Geht es um schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit? Dann denkt euch vorher bestimmte Dinge aus die diese emotionalen Tiefschläge triggern und behaltet im Kopf das ihr nicht zwangsläufig mit der Emotion reagiren müsst, die angemessen wäre. Wie viele Leute werden lieber Sauer oder überspitzt fröhlich wenn ihnen etwas zu schaffen macht?
  5. Wenn euch das alles nicht hilft, dann (und das ist auch meine Lösung mit Tinka) spielt einen Charakter der sich dementsprechend verhält. Beispiel: Tinkas Reaktion auf alles negative ist es sauer zu werden oder sicht recht über-entschlossen in ein Ziel zu verbeissen. Allgemein ist Empathie nicht ihr Ding und das macht für mich vieles leichter, weil sie einfach absolut blind für viele emotionale Einschläge ist und auch ihre eigenen Probleme nicht so recht verstehen mag. Dadurch kann sie die gut wegignorieren bis jemand darauf besteht über etwas zu sprechen. ABER solltet ihr euch für diesen Weg entscheiden, ist es wichtig zu erwähnen das ihr als Spieler deshalb nicht genauso ignorant sein könnt wie euer Charakter, denn das wäre respektlos euren Mitspielern gegenüber. Deshalb weise ich in Tinkas unausgesprochenen Gedanken oder ihren unbewussten Handlungen immer wieder darauf hin, das sie durchaus von etwas aufgefressen wird, auch wenn sie selbst es vielleicht nicht versteht oder richtig reagiert. Das ist deshalb wichtig, weil ihr sonst die Ernsthaftigkeit der Situation unterschlagt. Also nicht vergessen!


Also am wichtigsten ist, dass ihr solche ernsten Situationen entsprechend würdigt, auch wenn ihr sie nicht so glanzvoll ausspielen könnt wie manch andere Dinge. Es ist einfach komisch wenn eure lieblings Eule von eurem Erzfeind abgefackelt wird und ihr euch einfach umdreht und geht. Ihr müsst nicht zwingend heulen, aber reagiert irgendwie! Einfach irgendwie drauf eingehen auch wenn es nicht perfekt ist!

So da hab ich heute mal nicht nur einen Wunsch erfüllt sondern mir gleich selbst noch etwas beigebracht und euch hoffentlich auch. Ich hoffe wirklich das hilft euch irgendwie und ich schmeiße hier nicht sinnlos Stunden meines Daseins weg mit Rescherche, Schreiben und Gestalten....das wäre dann mal ein Grund für negative Emotionen! Aber ihr kommentiert ja immer so nett, da wird das schon alles seinen Sinn haben.
 
Wie ist mein Char nun emotional wenn ich es nicht bin?
  • Nehmt Rücksicht aufeinander und wie leicht/schwer euch so etwas fällt
  • Lasst euch die angemessene Zeit
  • Findet wege eure Emotionen anders auszudrücken, um es euch zu erleichtern
  • Reagiert zumindest irgendwie, statt es einfach wegzuignorieren.
  • Schweigen ist manchmal der richtige Weg
 
So das waren genug Tränen für einen beitrag. Wehe da heult jemand in den Kommentaren - ich habs ja gerade schon erklärt: Ich kann auch nicht so gut mit Emotionen! Bis nächste Woche!
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