Statuswettbewerb

Liebe Zauberer und Hexen!

Wir sind bereits in der zweiten WoP-Woche und endlich ist unser neuer Schulsprecher / unsere neue Schulsprecherin da. Gleich, wenn ich hier fertig getippselt hab!
Für einen Schüler oder eine Schülerin wird das Jahr turbulent mit vielen neuen Aufgaben starten, im Fokus des Ganzen: Schulsprecher*in sein und damit unseren bisherigen Schulsprecher Nathan Shaw ablösen. Im gleichen Zuge auch ein großes Dankeschön an Nathan für das vergangene Jahr! In diesem Jahr darf folgender Schüler / folgende Schülerin den Titel "Schulsprecher*in" tragen - Herzlichen Glückwunsch:
Jason Buckley
Einsendung Jason Buckley
Schnaubend warf Nadia einen letzten Blick auf das Stück Pergament vor ihr, rollte es etwas zu eng zusammen und machte sich auf den Weg, um die langersehnte Ausschreibung für die Musterknaben und -knabinnen des Abschlussjahrgangs aufzuhängen. Noch immer wusste sie nicht, was passiert war, dass ausgerechnet ihr diese Aufgabe zuteil wurde – wobei, so ganz stimmte das nicht. Es war ihre erste Konferenz als Professorin an der Schule gewesen, bei der ihre Unaufmerksamkeit dankend als Akt der Nächstenliebe und gar Motivation aufgefasst wurde. Alle Lehrkräfte streckten die Köpfe zusammen und planten das Schuljahr: Regeländerungen, Ausflüge und andere wichtige Termine und Allerhand Sachen, die einem ein Gähnen entlockten und einen dazu brachten, sich zur denkbar ungünstigsten Zeit durch die Haare zu fahren. „Professor Dean, vielen Dank. Und herzlich Willkommen an unserer Schule, wir schätzen ihr Engagement wirklich sehr.“ Das nächste was sie wahrnahm war ihr Name hinter der Aufgabe: Stellenausschreibung Schulsprecher*in. Wundervoll. Sie hatte sich weder eingelebt, noch sonderlich mit den Regeln vertraut gemacht, die ihre neue Stelle mit sich brachte. Bei Merlins grauen Strähnen, ihre eigene Schulzeit war doch schon 17 Jahre her! Und jetzt sollte sie die „aufstrebenden Sterne der Abschlussklasse dazu bewegen, sich für die Schulgemeinschaft zu engagieren“ – zumindest waren das die Worte ihrer viel zu gut gelaunten Kollegin Ms. Russel. Engagement. Das war für sie selbst damals ein Fremdwort gewesen. Aber wie sehr hätte sie sich gewünscht, dass jemand den Posten innehatte, der sich etwas traute und nicht zu allem Ja und Merlin sagte, wenn Lehrkräfte ihre langweiligen Ideen durchboxen wollten. Jemanden, der sich für gerechte Strafen bei Zuspätkommen oder Verschlafen einsetzte und lautstark nach Burgern auf der Speisekarte verlangte – große saftige Burger, mindestens einmal die Woche. Und bekommen hatte sie Taddeus Smith, den größten Langweiler der Schule, strebsam, organisiert, zufrieden mit allem, was die Professoren taten und gnadenloser Abnicker. Es fehlte ihm der gottverdammte Schneid, die Interessen der Schülerschaft und ihren Unmut lauthals zu verkünden und für sie einzutreten. Dem Phönix sei dank, musste Nadia Smith nach ihrem Abschluss nie wieder sehen.

Mit straffen Schultern und strengem Dutt schritt die Hexe durch die Korridore, deren steinerne Wände das Hallen ihrer hohen Absätze verstärkten. Sie genoss die Blicke der Schüler:innen, die sie mit großen Augen ansahen und anfingen zu tuscheln, unwissend, welche Art von Lehrkraft sie in den kommenden Wochen erwarten würde. Streng? Humorvoll? Sie würden es schnell genug erfahren. Nadia beobachtete einige Schüler und grinste selbstgefällig, als diese ihrem Blick auswichen. Von denen schrie wirklich niemand „Führungspersönlichkeit“. Wie gerne hätte sie auf das Pergament geschrieben, dass sie jemanden will, der sich etwas traut, mal gegen den Strom schwimmt und den Lehrkräften nicht am Rockzipfel hängt. Eben kein Musterschüler. „Bitte benimm dich dort.“ Es war die mahnende Stimme ihrer Mutter, die sie davon abgehalten hatte, die Ausschreibung so deutlich zu verfassen, wie es ihr auf der Zunge lag. Statt eines wagemutigen Rebellen, der mal ordentlich auf den Tisch haut, suchte sie nun ein enthusiastisches Sprachrohr der Schülerschaft, mit ausgezeichnetem Vermittlungstalent. Der Aushang schrie auch nicht nach einem authentischen Partyplaner, sondern einem empathischen Organisationstalent, das die Wünsche seiner Mitschüler:innen mit einbezieht. Ebenso wenig wurde eine grundlegende Revolution der Regeln angepriesen, sondern ein heller, strukturierter Kopf gesucht, der mit den Regeln des Hauses vertraut ist und Verständnis dafür zeigt. Kreatives Planungstalent, statt spontaner Visionär. Das war es wohl, was die Schulleitung hören wollte.

Nadia schnalzte einmal mit der Zunge und befestigte ihren Aushang gut sichtbar an der kühlen Wand, ehe sie sich umdrehte und einen Augenblick in die neugierige Menge schaute, ehe sie schelmisch grinste und klackernd davon stiefelte, sodass die Überschrift sichtbar wurde:

Abgänger:innen hergehört – ihr strebt nach Anerkennung und wollt euch schon vor eurem Abschluss beweisen? Dann habt ihr jetzt die Chance dazu – bewerbt euch als Schülersprecher:in!

 

 
 
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