Hallo ihr Märchen-Fans! Und wieder ist unsere Couch gut besetzt.
Diesmal dürfen wir Sascha Snow hier begrüßen, ehemals im Haus Ravenclaw. Schön, dass du hier bist und herzlich willkommen.
Hallo ihr zwei. Vielen Dank, dass ich heute euer Gast sein darf. Ich habe ein bekanntes Märchen der Muggel mitgebracht und ich freue mich, mit euch darüber zu diskutieren.
*schlägt sein großes Märchenbuch auf und räuspert sich*
Es war einmal ein junger Bursche namens Hans, der seinem Meister sieben Jahre lang treu gedient und ein Handwerk gelernt hatte. Als Lohn dafür bekam er einen Klumpen Gold, so groß wie sein Kopf.
Sieben Jahre, eine magische Zahl! Was Hans wohl gelernt hat, dass er dafür so lange in die Lehre gehen musste? Und woher hatte sein Meister einen Klumpen Gold, den er ihm als Lohn geben konnte? Im ersten Moment klingt das nach einer ordentlichen Bezahlung, aber ob die Entlohnung für all die Jahre angemessen ist?
Ich könnte mir vorstellen, dass allein die Kunst des Schmiedens so lange dauert. Aber ja, wer weiß schon, was er da so lange gelernt hat. Die Bezahlung ist so eine Sache. Es heißt, der Klumpen war so groß wie sein Kopf und da fragt man sich echt, woher der Meister das wohl hat.
Ich frage mich, warum der Handwerker noch arbeitet, wenn er doch so viel Gold hat? Der hat doch für sein ganzes Leben ausgesorgt. Vielleicht macht ihm seine Arbeit einfach so viel Spaß. Nun jedenfalls hat Hans einen sehr guten Lohn erhalten. Hoffentlich bringt er ihn sicher nach Hause und fällt nicht unter die Räuber.
*schaut in sein Buch und liest weiter*
Hans machte sich mit dem Gold auf den Heimweg. Doch der Klumpen ließ sich schwer tragen und als ihm ein Reiter auf einem schnellen Pferd begegnete, tauschte Hans sein Gold gegen das Ross ein.
Wenn Hans dafür ein edles Rennpferd erwerben konnte, scheint mir der Handel nicht allzu schlecht zu sein.
Klar ist das Ding schwer, aber ich glaube fast nicht, dass das Pferd so viel wie das Stück Gold wert ist.
So ein großer Klumpen für ein Pferd? Ich kenne mich zwar nicht aus, doch das scheint mir ein schlechter Tausch. Ob Hans betrogen wurde?
Glücklich ritt Hans weiter. Er kam gut voran, doch als er schneller reiten wollte, verlor er die Kontrolle über sein Tier und das Pferd ging mit ihm durch und warf Hans ab. Ein Bauer konnte das Pferd einfangen. Hans war so zornig, dass er sein Pferd mit Freuden gegen die Kuh des Bauern eintauschte.
*verzieht das Gesicht*
Hm… Also dieser Tausch war überhaupt nicht clever. Soweit sollte man sich doch unter Kontrolle haben, um nicht den Verstand über seinen Zorn zu verlieren, auch wenn das manchmal schwer fallen mag. Du kennst dich doch mit Pferden aus, oder D?
Ja, in der Tat kenne ich mich da ein wenig aus, da wir einen Hof haben. Dass das Tier irgendwann nicht mehr schneller laufen mag und ihn dementsprechend auch abwirft, kann ich nachvollziehen. Aber dass er es dann aus Zorn gegen eine Kuh tauscht, verstehe ich kein bisschen. Sicher kann man auch auf einer Kuh reiten, aber die wirft einen doch noch schneller ab.
Ist der bescheuert?
*schüttelt ungläubig den Kopf*
Ein Pferd ist doch sehr viel mehr wert als eine Kuh. Und selbst wenn man nicht gut reiten kann, dann führt man das Pferd eben.
*schüttelt immer noch mit dem Kopf*
Hans kann man scheinbar schnell übers Ohr hauen.
Mit der Kuh machte sich Hans wieder auf den Weg. Als er Durst bekam, wollte er seine Kuh melken. Doch er stellte sich so ungeschickt an, dass die Kuh ihm einen Tritt verpasste, dass er ohnmächtig wurde. Ein Metzger mit einem Schwein auf dem Karren fand Hans und half ihm auf. Hans klagte ihm sein Leid und der Metzger sah sofort, dass die Kuh schon alt war und keine Milch mehr gab. Er bot Hans an, ihm für die Kuh sein Schwein zu geben. Hans willigte ein.
Na, dieser Hans scheint wirklich keine Ahnung von Tieren zu haben. Umso mehr frage ich mich, welches Handwerk er erlernt hat, wenn er sich nicht allzu geschickt anstellt. Und so viel sollte man doch von Preisen verstehen, damit kein Verlustgeschäft getätigt wird. Ich würde mir jedenfalls die nötigen Informationen einholen, wenn ich in einem Bereich nicht erfahren genug bin. Ansonsten willige ich gar nicht erst in den Handel ein. Tz, lässt der sich eine alte Kuh andrehen und dann ein Schwein. Sein hart erarbeiteter Lohn schwindet ja mehr und mehr.
Ich frage mich auch immer mehr, was der gute Hans bitte gelernt hat, wenn er nicht mal erkennt, dass die Kuh alt ist und keine Milch mehr gibt. Ob der Tausch gegen ein Schwein so gut ist? Ich meine, so vom Verhältnis her ist das nicht so gut.
*blättert zurück und liest noch Mal den Titel*
Wieso heißt das Märchen Hans im Glück? Wo ist denn hier das Glück? Er tauscht immer zu seinem Nachteil und checkt es nicht. Ich bin gespannt, wo das endet.
Mit dem Schwein auf dem Karren zog Hans weiter. Da begegnete ihm ein junger Bursche mit einer Gans auf dem Arm. Eine Weile wanderten sie gemeinsam weiter und verglichen die Vorteile ihrer Tiere. Der junge Bursche aber erzählte, dass das Schwein auf Hans Karren wahrscheinlich gestohlen wurde. Hans wurde Angst und Bange und er bat den Burschen, ihm zu helfen. Der Junge willigte ein, Hans das Schwein gegen die Gans zu tauschen. Der Handel war schnell gemacht und der Bursche zog mit dem Schwein von dannen.
Unglaublich wie blauäugig dieser Hans ist! Aus welchem Grund sollte der Typ mit der Gans ein Risiko eingehen und eine Strafe auf sich nehmen, wenn das Tier wirklich gestohlen worden wäre? Da geschieht es ihm ja schon ganz recht, hereingelegt zu werden. Der schnellste Besen im Ständer ist er definitiv nicht, seine Denkleistung betreffend.
Es wird immer und immer weniger was er da hat. Wer soll bitte prüfen können, ob das Schwein gestohlen ist? Und selbst wenn, woher soll ausgerechnet der Bursche das wissen? Da ist doch was sehr faul an der Sache!
*kann nur noch fassungslos den Kopf schütteln*
Hans wanderte weiter gen Heimat, nun mit einer fetten Gans unter dem Arm. Im letzten Dorf sah er am Wegesrand einen Scherenschleifer, der fröhlich seinen Schleifstein drehte und ein Liedchen pfiff. Hans blieb stehen und sah ihm zu. Der Scherenschleifer berichtete, dass er stets Arbeit fand und sein Werkzeug immer mitnehmen konnte. Hans bewunderte ihn, dass er immer Geld in den Taschen hatte.
Der Scherenschleifer lachte und erklärte ihm, dass Hans dazu nur einen Wetzstein brauchte. Und zufällig hatte er einen Stein da. Er war zwar etwas schadhaft, doch der Scherenschleifer wollte dafür nur Hans seine Gans zum Tausch haben. Hans willigte sofort ein.
*lacht ungläubig auf*
Er begreift es einfach nicht. Mich fasziniert ja, dass Muggel einen solchen Beruf ausüben konnten. Und ehrlich gesagt klingt das nicht gerade sehr erfüllend. Für Hans könnte es natürlich gut sein. Wobei ein abgenutzter Wetzstein auch nicht verlockend klingt. Doch Hans scheint nur seinen zukünftigen Verdienst vor Augen zu haben. Was, bei Merlin, hat dieser Kerl nur gelernt, dass es verlockender ist, Scheren zu schleifen, als dem nachzugehen, was er kann? Beim Schleifen muss man sicherlich auch einiges beachten. Wenn das so leicht wäre und das Einkommen gut wäre, dann gäbe es Scherenschleifer bestimmt an jeder Ecke.
Von einem Klumpen Gold zu einem ollen Stein… Ich kann es auch kaum fassen, wie doof der Hans sein muss, um sich so dermaßen abziehen zu lassen. Funfact: im Schwäbischen ist 'Scheraschleifer' ein Schimpfwort und bedeutet so viel wie Taugenichts.
*prustet und hält den rechten Daumen zustimmend nach oben*
*lacht laut*
Na das passt. Hans scheint ein großer Taugenichts zu sein. Der hat ja absolut gar keine Ahnung. Selbst wenn er etwas herstellt, was er bei seinem Meister gelernt hat, würde er es wahrscheinlich für ein Apfel und Ei hergeben, wenn ihm jemand sagt, das ist es wert.
Gegen was niedrigeres kann er denn jetzt noch seinen Stein tauschen?
Mit dem Stein auf der Schulter ging er seines Weges. Als er durstig wurde, machte Hans Rast an einem Brunnen. Vorsichtig legte er den Wetzstein auf den Rand und beugte sich vor, um zu trinken.
Oh nein… Ich ahne Schlimmes! Dieser Kerl ist doch so ungeschickt!
Der Klumpen Gold war zu schwer, aber der Stein geht, is’ klar ne…
*nickt grinsend und liest weiter*
Dabei stieß er gegen den Stein und mit einem PLATSCH landete dieser im Brunnen.
Es musste einfach so kommen.
*lacht laut*
Das war so vorhersehbar.
Geschieht ihm Recht. Nun hat er gar nichts mehr. Na, was macht er jetzt? Ist er traurig?
Einen Moment stand Hans überrascht da, dann lachte er. Jetzt musste er nichts schleppen, war all seiner Last befreit.
Fröhlich pfeifend lief er nach Hause zu seiner Mutter.
Moment mal, er FREUT sich über seinen Verlust?
*versteht die Welt nicht mehr*
So ein einfältiger Mensch! Aber immerhin ist er positiv eingestellt. Vielleicht auch, weil er seinen schwindenden Besitz zu keiner Zeit begreifen konnte. Doch was will uns das Märchen vermitteln? Je weniger man besitzt, desto zufriedener ist man? Dummheit macht glücklich?
*hebt eine Augenbraue*
So ein Schwachkopf. Er hat NICHTS mehr und freut sich?!?!? Wie erklärt er das seiner Mutter? "Ich hatte einen Klumpen Gold, hab ihn getauscht und nun habe ich gar nichts." Wie kann man darüber glücklich sein? Apropos, warum heißt das Märchen Hans im Glück? Der hat doch nie wirklich Glück.
Vermutlich, weil er trotz der vielen schlechten Tauschgeschäfte am Ende glücklich ist. Für Hans heißt es jedenfalls: Ende gut, alles gut.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’