Hallo zusammen!
Hier sind wieder die Märchenjungs Dawson , Drystan & Maverick!

Essen im Märchen - das ist tatsächlich ein Thema, welches wir immer wieder finden. Hunger ist eng daran geknüpft. Durch die Bedrohung der eigenen Existenz geschehen schlimme Dinge, aber auch Maßlosigkeit und Gier gehen oft mit dem Einbinden der Nahrung ins Geschehen einher. Essen ist eine Notwendigkeit und spricht unsere Sinne an - den Geruch, den Geschmack und auch unsere Augen. Wer reichlich speisen kann, dem geht es gut. Vielleicht habt ihr schon mal den Begriff ‚Wohlstandsbauch’ gehört? Den kann sich nicht jeder leisten. Rundungen sind im Laufe der Geschichte immer wieder im Trend. Auch der Maler Peter Paul Rubens verewigte im 17. Jahrhundert dralle Damen in seinen Gemälden. Die Bezeichnungen ‚Rubensfrau‘ oder ‚Rubensfigur‘ fanden durch seine Kunst Einzug in unseren Sprachgebrauch. Manche von euch mögen bei alledem an das ‚Schlaraffenland‘ denken, wo es Verpflegung in Hülle und Fülle gibt, einfach alles, was das Herz begehrt. Zumindest, wenn man sich durch eine Mauer aus Brei schlemmen kann. Das ist die Voraussetzung, um ins Paradies des Überflusses hineinzukommen! Um Brei geht es auch in unserem heutigen Märchen, aber seht selbst, was es damit auf sich hat!
 
Und nun Bühne frei für das zwölfte Märchen, das wir euch präsentieren dürfen:
(KHM 103) in der Version der Gebrüder Grimm von 1857
Der süẞe Brei
Hier kommt das Trimagische Team im Dialog!
Ihr könnt euch garnicht vorstellen, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe! Endlich erzähle ich euch heute mein Lieblingsmärchen!
*kramt aus seiner hinteren Hosentasche ein kleines Taschenbüchlein, pflanzt sich dann in den Märchensessel und setzt sich seine Brille auf*
*schaut gespannt zu*
Hat das Märchen etwas mit Socken zu tun?
*zieht eine Augenbraue hoch*
Also entweder geht es dabei um Socken oder um etwas, das davon nicht allzu weit entfernt ist.
Ha-ha. Nein, nicht um Socken, aber um Essen! Und auch trotz der kurzen Länge des Märchens, steckt eine unheimlich große Moral dahinter. Ich bin mir sicher, dass auch vielen von euch das Märchen bekannt sein müsste und bevor ich wieder anfange, das Ganze unnötig in die Länge zu ziehen, weil ich euch gerne die Ohren absabbel, fange ich jetzt einfach mal an!
*lächelt breit vor sich hin und räuspert sich leise*
Ahja, Essen also! Essen ist immer gut!
Mehr als nur gut - Essen ist lebensnotwendig! Also Lauscher auf und Glotzböbbel losgestarrt!
*schlägt das Buch auf und grinst jetzt schon vorfreudig, ehe er beginnt zu lesen*

Vor langer Zeit lebte einmal ein junges, frommes Mädchen mit seiner Mutter allein in einem kleinen Häuschen und mussten Hunger leiden.
Ist euch schon aufgefallen, dass die Hauptfigur in Märchen oft jung oder ’die/der Jüngste’ ist? Und Mädchen werden nicht selten als fromm beschrieben. Zumindest fällt mir gerade kein Text ein, in dem stehen würde, ‘es war ein frommer Junge’. Das war wohl eine wichtige Tugend, die anscheinend vor allem Mädchen und Frauen vermittelt werden sollte, was?
Hm... da ist was dran. Mir fällt auf die Schnelle tatsächlich aber eins ein! Hans im Glück zum Beispiel!
War das tapfere Schneiderlein nicht auch ein junger Spund? Ihr lenkt mich schon wieder total ab! Jedenfalls… Da ging das Kind hinaus in den Wald, um Essen zu besorgen und begegnete dort einer alten Frau, welche sein Leid schon wusste und ihm daraufhin ein Töpfchen schenkte. Und genau zu diesem Töpfchen sollte es nur zwei ganz bestimmte Worte sagen:
 
„Töpfchen, koche“

So begann es guten, süßen Hirsenbrei zu kochen und sobald das Mädchen
 
„Töpfchen, steh“

sprach, stand es mit einem Mal still und hörte auf zu kochen.
Es handelt sich hier ganz klar um eine Hexe, die ihren Kochtopf mit einem Zauber belegt hat! Und natürlich offenbart sie sich als solche den Muggeln nicht, denn von ‘guten Hexen’ ist in Märchen ja nie die Rede.
Also Magie ist da eindeutig im Spiel. Vielleicht ist das ja auch eine Art Zaubertrankkessel. Ob dieser Topf mehr als nur süßen Hirsebrei kochen kann?
Gute Frage, nächste Frage. Mich würde eher interessieren, wie genau der aussah. Der würde sicher todschick in meiner Küche aussehen!
Das Geschenk brachte das Mädchen dann heim zur Mutter. Somit waren die beiden nun ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen rundum süßen Brei, so oft wie sie wollten.
Jeden Tag süßen, leckeren Brei naschen... Das wäre doch mal ein absoluter Traum! Wie sieht's mit euch beiden aus? Mögt ihr süße Dinge?
*sieht aufmerksam zu D und D*
Süßes mag ich sehr gerne, wobei ich die Schokofrösche mittlerweile lieber weitergebe. Meine Kartensammlung ist noch nicht vollständig, aber von dieser Schokolade habe ich schon zu viel gegessen. Mit dem Brei würde das genauso laufen. Jeden Tag das Gleiche zu essen finde ich langweilig. Da kannst du vor dem Traum noch ein ‘Alp’ davor setzen!
Also jeden Tag süßen Brei essen könnte ich nicht. Mehr als eine Mahlzeit damit würde ich nicht schaffen, ohne mir das nochmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich hoffe doch, dass der Topf noch mehr als dieses süße Zeug kochen kann. Mir tun sich auch so viele Fragen zu dem Topf auf. Woher nimmt dieser die Zutaten und woher weiß dieser Topf welche Menge benötigt wird?
Und noch mehr Fragen! Aber ich denke, dass diese uns auf ewig unbeantwortet bleiben werden…
Als das Mädchen eines Tages auf bestimmte Zeit ausgegangen war, sprach die Mutter zum Zaubertöpfchen die magischen Worte
 
„Töpfchen, koche“

und es kam dem Befehl nach und kochte. Nachdem die Mutter sich satt gegessen hatte, wollte sie, dass das Töpfchen wieder aufhören sollte, wusste jedoch die Worte dafür nicht. Also kochte es weiter und weiter, bis der Brei über den Rand hinaus stieg und mit der Zeit die Küche, das gesamte Haus und dann die Straße voll mit süßen Brei war, als wollte es die ganze Welt satt machen und kein Mensch wusste sich da zu helfen.
Puuuuh, man sollte eben mit Magie umzugehen wissen, wenn man diese verwendet. Da fällt mir ein, ob das Mädchen und die Mutter auch Hexen sind, aber nie ausgebildet wurden? Immerhin funktioniert der Zauber bei ihren Worten. Diese klebrige Masse sorgt jedenfalls ganz schön für Chaos.
*schüttelt sich*
Ein sehr interessanter Gedanke D! Da könnte natürlich was dran sein. Ihr fehlen ja nur die richtigen Worte, um das kochende Töpfchen zu stoppen.
Und was für ein Chaos! Nur noch ein einziges Haus war übrig, da kam das Kind nach Haus und sprach nur:
 
„Töpfchen, steh!"

und brachte das Zauberwerk zum Stillstand. Ein jeder, der nun in die Stadt wollte, musste sich durch den süßen Brei hindurchessen.
Igitt! Die Pampe lag doch auf dem Boden!
*verzieht angewidert das Gesicht*
*klappt das Büchlein wieder zu und setzt sich grinsend die Brille ab*
Und wenn sie nicht an Bauchweh gestorben sind, dann leben sie noch heute - Ende~
Oder… dann essen sie noch heute!
*zwinkert*
*lacht*
Ja, oder so!
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Ob allein oder in Gesellschaft, man kommt nicht um das Grundbedürfnis der Nahrungsaufnahme herum. Weil dieser Punkt so wichtig im Leben ist, wird er auch immer wieder im Märchen aufgegriffen. Hänsel und Gretel werden ausgesetzt, da es nicht genug zu essen gibt, und geraten an die Hexe mit ihrem Knusperhäuschen (Not, Kannibalismus). Rapunzels Mutter muss ihre Tochter an die Zauberin abtreten, da sie während der Schwangerschaft so große Lust auf Rapunzelsalat hatte und ihr Mann von der Nachbarin stahl (Gier). Die knubbeldicke Kartoffelkönigin wählt aus, wer sie essen darf (Aufopferung). Der Lebkuchenmann, in einer anderen Variante der Pfannkuchen, läuft vor seinem Schicksal davon, wird letztlich aber doch gegessen (Bestimmung). Die kluge Alte kocht so gut Reisbällchen, dass sie von japanischen Dämonen in ihrer Höhle festgehalten wird (Fertigkeit). Schneewittchen kann dem vergifteten Apfel der bösen Königin nicht widerstehen, diese versucht vorher sogar sich Teile der schönen Prinzessin einzuverleiben (Naivität, Narzissmus, Kannibalismus). Im Märchen ‚Die Bienenkönigin’ bringt Honig den alles entscheidenden Hinweis zur Aufhebung des Zaubers (Erlösung). Essen verbindet jedoch auch und bringt die Menschen zusammen. So wünscht sich der Froschkönig vom Teller der Königstochter zu speisen (Verbundenheit). Die Prinzessin auf der Erbse ist so übertrieben feinfühlig, dass eben jenes Gemüse sie als adlig ausweist und ihr eine Hochzeit beschert (Legitimation). Mit der goldenen Gans wird der Jüngste reich belohnt, da er seinen wenigen Proviant teilt (Großmut). Die Stein- oder auch Nagel-Suppe sorgt bei der Hauptfigur für einen vollen Magen, in dem sie andere Menschen zusammenführt und für sich kochen lässt (List).

Fallen euch weitere Märchen ein, in denen Nahrung eine mehr oder weniger große Rolle spielt? Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!

Und keine Panik - wir sind noch ausreichend genug versorgt mit euren Märchenvorschlägen, weshalb ihr dieses Mal keine Vorschläge abzugeben braucht! Wer jedoch extra darauf gewartet hat, uns diese wieder mitzuteilen, kann uns Dreien gerne eine Eule mit der dazugehörigen Märchenidee hinterlassen!
 
Somit verabschiedet sich das Trimagische Team für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.