Hänsel und Gretel sind die Kinder eines armen Holzfällers, der mit ihnen und seiner Frau im Wald lebt. Als die Not zu groß wird, überredet sie ihren Mann, die beiden Kinder im Wald auszusetzen. Obwohl es ihm schwer fällt, führt der Holzfäller die Kinder am nächsten Tag in den Wald und lässt sie unter einem Vorwand alleine zurück.
Und wieder haben wir die Figur eines Vaters, der sich fügt und nicht für seine Kinder einsteht. Ob das damit zusammenhängt, dass die Frauen in diesen Angelegenheiten den Ton angaben? Zumindest in Schottland war es doch so, dass die Frau über alle Schlüssel verfügte und auch das Sagen über Haus und Hof hatte.
Auf Grund von Hungersnot seine Kinder in den Wald auszusetzen ist jetzt aber auch nicht das Wahre… Die haben doch viel kleinere Mägen und sind viel schneller gesättigt, als so eine Frau - ganz zu schweigen vom Mann.
Also so richtig nett finde ich die Eltern ja auch nicht, aber weiter im Text. Doch Hänsel hat die Eltern belauscht und auf dem Weg in den Wald eine Spur aus kleinen weißen Steinen gelegt, anhand derer die Kinder zurückfinden. So kommt es, dass der Plan der Mutter scheitert.
Hier haben wir es übrigens mit einem Märchen zu tun, in dem das Wort ‘Mutter’ beibehalten wurde. Im Bürgertum sollte nämlich das tugendhafte Bild der treusorgenden, liebevollen Mutter aufrechterhalten werden und deshalb lesen wir in späteren Versionen oftmals von (bösen) Stiefmüttern, die ursprünglich die leiblichen Mütter waren.
Das ist mal eine höchst interessante Info!
Doch der zweite Versuch, die Kinder auszusetzen, gelingt: Dieses Mal haben Hänsel und Gretel nur eine Scheibe Brot dabei, die Hänsel zerbröckelt, um eine Spur zu legen. Die wird jedoch von Vögeln aufgepickt. Dadurch finden die Kinder nicht mehr nach Hause und verirren sich. Am dritten Tag stoßen die beiden auf ein Häuschen, das ganz aus Brot, Kuchen und Zucker hergestellt ist.
Dryyyys!
*zwinkert ihm vielsagend zu*
Und schon wieder haben wir hier die magische Zahl Drei!
*grinst zufrieden*
*zieht nur eine Augenbraue hoch und liest weiter*
Zunächst brechen sie Teile des Hauses ab, um ihren Hunger zu stillen. In diesem Haus lebt jedoch eine Hexe, die eine Menschenfresserin ist. Die Hexe ruft in einer Art von Lautmalerei:
„Knupper, knupper, kneischen, wer knuppert an meinem Häuschen?“
Die Kinder antworten:
„Der Wind, der Wind, das himmlische Kind”
und essen weiter, ohne sich beirren zu lassen.
In manchen Texten steht der Spruch der Hexe als ‘Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen’ geschrieben. Das wird wohl eine regionale Ausdrucksform sein.
Ich frag mich ja eher, was genau die Aussage der Kinder eigentlich genau bedeuten soll… ‘Das himmlische Kind’... Ob die damit wohl Christus meinen?
Möglicherweise ist das eine Andeutung auf ein nicht sichtbares Wesen.
Nun ja, der Wind ist nicht auf dem Boden, sondern eher in der Luft, im Himmel zu finden. Vermutlich wird ‘Kind’ nur des Reimes wegen verwendet.
Die Hexe lässt sich jedenfalls nicht täuschen und fängt die beiden ein. Gretel macht sie zur Dienstmagd und mästet Hänsel in einem Käfig, um ihn später aufzuessen.
Warum muss eigentlich der Junge dran glauben? Nehmen Mädchen nicht schneller zu? Zumindest beschweren die sich doch so oft über ihre Figur.
Weil Frauen einfach präziser in der Hausarbeit und nicht so faul sind!
Daher kommt die Meinung, dass Frauen in die Küche gehören oder daheim bleiben, während Männer schuften gehen.
So kann man das auch nicht sagen. Ich kenne mindestens einen sehr fleißigen und genauen Schüler, was Ordnung betrifft.
*meint natürlich nicht sich*
Aber mach weiter, D.
Hänsel wendet jedoch eine List an: Um zu überprüfen, ob der Junge schon dick genug ist, befühlt die halbblinde Hexe täglich seinen Finger. Hänsel streckt ihr dabei aber jedes Mal einen kleinen Knochen entgegen.
Ganz schön gerissen! Der Junge gefällt mir! Ich meine… Seine Intelligenz ist schon bemerkenswert. Der könnte es weit bringen, wenn sein Weg nicht im Magen der Hexe endet. Hört sich das für euch auch so falsch an?
*schüttelt den Kopf*
Ich weiß genau, was du meinst. Bestimmt wäre er ein guter Ravenclaw geworden!
Ich dachte da eher an Slytherin. Aber klar, Ravenclaw wäre auch denkbar. Die magische Gesellschaft kommt bedauerlicherweise in Muggelmärchen oft nicht gut weg.
Wo doch Magie so viel Schönes und vor allem Gutes bewirken kann...
Magie kann leider auch genauso Schlechtes bewirken. Als die Hexe erkennt, dass der Junge anscheinend nicht fett wird, verliert sie die Geduld und will ihn sofort braten. Die Hexe befiehlt Gretel, in den Ofen zu sehen, ob dieser schon heiß ist. Gretel aber behauptet, zu klein dafür zu sein, sodass die Hexe selbst nachsehen muss. Als sie den Ofen öffnet, schiebt Gretel die böse Hexe hinein und vernichtet sie. Die Kinder nehmen Schätze aus dem Hexenhaus mit und finden den Weg zurück zum Vater.
Ich würde das Geld mitnehmen und einfach zusammen mit meinem Bruder oder meiner Schwester ein neues Leben starten wollen. Vor allem, wenn mein Pa mich einfach in den Wald ausgesetzt hat… Aber was ist jetzt eigentlich mit der Stiefmutter? Die wird doch sicherlich nicht sonderlich zufrieden über die Rückkehr der Geschwister sein, oder?
Die Mutter ist während der Zwischenzeit gestorben.
Oh…
*lässt kurz etwas Stille aufkommen und japst dann*
Immerhin ein Maul weniger zu stopfen!
Nun leben sie glücklich und leiden keinen Hunger mehr.
Ein Happy End also, indem die bösen Frauen bestraft wurden.
Also wie immer eigentlich… Wie wär’s mal andersherum?
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’