Hallo zusammen!
Hier sind wieder die Märchenjungs Dawson , Drystan & Maverick!

Manchmal hört man davon, dass jemand “spinnen” würde. Natürlich ist damit oft ein wenig schmeichelhafter Zustand des Geistes gemeint. Doch was taten Menschen, die wirklich spannen? Und zwar Fäden? Das Spinnen mit einem Spinnrad oder einer Handspindel scheint ein fast vergessenes Handwerk zu sein, da Wolle maschinell einfach schneller, ebenmäßiger und kostengünstig hergestellt werden kann. Früher musste die Wolle geschoren, per Hand von Verunreinigungen gesäubert, gekämmt und gegebenenfalls gefärbt werden, um sie dann zu einem Faden verdrehen zu können. Aus diesem konnten wiederum Kleidungsstücke und andere schöne Dinge entstehen. Doch zunehmend gibt es Menschen, die sich nach dem Motto “Do it yourself (DIY)” wieder dafür interessieren und ihr Wollgarn selbst herstellen und einfärben, um daraus Socken, Schals, Mützen und dergleichen mehr zu stricken oder zu häkeln. Früher saßen Frauen oft zu mehreren in einem Raum an ihren Spinnrädern, gingen dieser Arbeit nach und tauschten sich dabei über den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Es hatte also durchaus etwas Geselliges an sich. Ob diese Arbeit leicht von der Hand ging und ob man damit ein gutes Auskommen hatte? Das werdet ihr gleich erfahren...
 
Und nun Bühne frei für das 21. Märchen, das wir euch präsentieren dürfen:
ein Märchen der Gebrüder Grimm (KHM 14)
Die drei Spinnerinnen
Hier kommt das Trimagische Team im Dialog!
Es war ein Mädchen faul und wollte nicht spinnen. Die Mutter mochte sagen, was sie wollte, sie konnte es nicht dazu bringen. Endlich überkam die Mutter einmal Zorn und Ungeduld, dass sie ihm Schläge gab, worüber es laut zu weinen anfing.
Diese Erziehungsmethoden sind einfach inakzeptabel! Ich bin entsetzt!
Das war früher leider normal und hat für Respekt gegenüber den Eltern gesorgt. Mich würde interessieren, warum sie nicht spinnen wollte. Das muss ja einen Grund haben, dass sie sogar Schläge dafür in Kauf nimmt.
Vielleicht hatte sie auch einfach keine Lust zu. Wenn meine Mutter mir manchmal sagt, ich soll doch mein Zimmer aufräumen, schiebe ich das auch solange vor mir her, wie es geht und sie schlussendlich sauer genug wird, dass ich spurte!
Unser Mädchen hatte im Gegensatz zu mir übrigens Glück! Denn nun fuhr gerade die Königin vorbei und als sie das Weinen hörte, ließ sie anhalten, trat in das Haus und fragte die Mutter, warum sie ihre Tochter schlüge, dass man draußen auf der Straße das Schreien hörte.
 
Da schämte sich die Frau, dass sie die Faulheit ihrer Tochter offenbaren sollte und sprach:
"Ich kann sie nicht vom Spinnen abbringen, sie will immer und ewig spinnen und ich bin arm und kann den Flachs nicht herbeischaffen."
 
Da antwortete die Königin:
"Ich höre nichts lieber als spinnen und bin nicht vergnügter, als wenn die Räder schnurren. Gebt mir Eure Tochter mit ins Schloss. Ich habe Flachs genug, da soll sie spinnen, soviel sie Lust hat."
Moment mal, die Königin macht sich die Hände schmutzig? Oder findet sie es nur erheiternd, wenn sie anderen bei der Arbeit zuschauen oder zuhören kann? Im Prinzip hat sie ja nicht behauptet, sich selbst hinters Spinnrad zu setzen. Ob sie wohl zu den Menschen gehört, die sich noch mehr über andere erheben müssen?
Na ja, vielleicht ist sie ja auch nur eine sehr kümmernde Königin, die sich für ihr Land und ihre Leute sehr interessiert!
Viel verwirrender finde ich, dass sie der Königin erzählt, wie gern die Tochter spinnt und dabei tut sie das eben nicht. Ich meine, so kann man sein Kind auch los werden, aber das ist ja schon echt fies.
Aus Scham handeln Menschen oft sehr unüberlegt. Im Märchen ebenso. Bei Rumpelstilzchen behauptet der Müller doch sogar, seine Tochter könne Stroh zu Gold spinnen, nur damit er vor dem König besser dasteht.
Das stimmt und in den meisten Fällen kommen die Eltern dann auch noch gut mit diesen Schwindeleien weg. Die Mutter zum Beispiel war's von Herzen gerne zufrieden und somit nahm die Königin das Mädchen mit.
Als sie ins Schloss gekommen waren, führte sie es hinauf zu drei Kammern, die lagen von unten bis oben voll vom schönsten Flachs.
 
Da sprach sie:
"Nun spinn mir diesen Flachs und wenn du es fertig bringst, so sollst du meinen ältesten Sohn zum Gemahl haben. Bist du gleich arm, so acht ich nicht darauf, dein unverdrossener Fleiß ist Ausstattung genug."
Die Ansprüche der Königin sind in der Tat sehr erstaunlich. Sie hält eine fleißige Frau also für eine gute Partie. Aber sie könnte ihren Sohn wirklich fragen, was er davon hält. Sie drückt ihm dieses Mädchen bei Gelingen der Aufgabe einfach als Braut aufs Auge. Vielleicht will er sie gar nicht! Und was ist, wenn das Mädchen überhaupt kein Interesse an dem Königssohn hat? Anscheinend wird nicht angenommen, dass sie eine Heirat ausschlagen könnte, da sie aus einem armen Haushalt stammt und ihre Situation sich durch den Prinzen natürlich verbessern würde.
Früher war das so, dass Kinder einfach wem versprochen worden sind, egal ob sie sich liebten oder nicht. Sie mussten lernen, sich zu lieben. Dass die Königin der Tochter eine solche Partie für etwas Spinnen in Aussicht stellt, ist wirklich erstaunlich. Da ist sicher ein Haken an der Sache.
*murmelt*
Sich unter Zwang lieben lernen…
*schnaubt*
Das ist durchaus möglich! Vor allem, wenn beide Parteien sich besser kennenlernen, kam es ja oft vor, dass sie wirklich tiefgründigere Gefühle füreinander empfanden. Und mit dem Prinzen geht ja nicht nur ein unbeschwertes Leben, sondern auch Reichtum einher. Und wer würde dazu schon nein sagen? Unser faules Mädchen nämlich nicht. Dies erschrak innerlich nur, denn es konnte den Flachs nicht spinnen und wär's dreihundert Jahre alt geworden und hätte jeden Tag vom Morgen bis Abend dabeigesessen.
Als es dann allein war, fing es an zu weinen und saß so drei Tage, ohne die Hand zu rühren. Am dritten Tage kam die Königin und als sie sah, dass noch nichts gesponnen war, verwunderte sie sich. Aber das Mädchen entschuldigte sich damit, dass es vor großer Betrübnis über die Entfernung aus seiner Mutter Haus noch nicht hätte anfangen können.
 
Das ließ sich die Königin gefallen, sagte aber beim Weggehen:
"Morgen musst du mir anfangen zu arbeiten."
Das Märchen erinnert tatsächlich ein wenig an Rumpelstilzchen. Allerdings ohne Todesdrohung. Und die Königin ist relativ geduldig dafür, dass dieses Mädchen drei Tage lang gar keinen Finger gerührt hat.
Die Königin scheint eine gute Frau zu sein. Das ist ja nicht so häufig in Märchen. Ich bin ja gespannt, ob das Mädchen noch einen Finger rührt.
Und auch hier haben wir wieder die magische Zahl Drei!
*freut sich*
*freut sich da doch direkt mit, wenn er Drys so happy sieht und fährt direkt fort*
Als das Mädchen wieder allein war, wusste es sich nicht mehr zu raten und zu helfen und trat in seiner Betrübnis vor das Fenster. Da sah es drei Weiber herkommen. Davon hatte die erste einen breiten Plattfuß, die zweite hatte eine so große Unterlippe, dass sie über das Kinn herunterhing und die dritte hatte einen breiten Daumen. Die blieben vor dem Fenster stehen, schauten hinauf und fragten das Mädchen, was ihm fehlte.
 
Es klagte ihnen seine Not, da boten sie ihm ihre Hilfe an und sprachen:
"Willst du uns zur Hochzeit einladen, dich unser nicht schämen und uns deine Basen heißen, auch an deinen Tisch setzen, so wollen wir dir den Flachs wegspinnen und das in kurzer Zeit."
 
Da antwortete es:
"Von Herzen gern, kommt nur herein und fangt gleich die Arbeit an."
Das Schloss wird wohl nicht besonders bewacht, wenn da jeder auf dem Anwesen einfach herumspazieren kann. Aber möglicherweise sind diese Frauen etwas Besonderes? Vielleicht sollten wir das Wort “Base” klären.
Das ist doch recht veraltet.
*kramt mal ein Muggelwörterbuch hervor*
Base ist ein Wort aus dem Altdeutschen und bedeutet soviel wie “Schwester des Vaters” und später auch “Cousine”.
*legt das Buch wieder weg*
Die Tochter sitzt wohl nicht weit oben, dass die so leicht über das Fenster mit den drei Weibern sprechen kann.
Also haben wir hier drei merkwürdig aussehende, aber gutherzige Tanten, die einem fremden Mädchen aus ihrem Schlamassel helfen wollen? Das ist wirklich unglaublich lieb! Und schon wieder wurde die Faulheit des Mädchens mit einer Prise Glück beträufelt. Dieses ergriff natürlich sofort ihre Chance, ließ die drei seltsamen Weiber herein und machte in der ersten Kammer eine Lücke, wo sie sich hinsetzten und ihr Spinnen anhuben. Die eine zog den Faden und trat das Rad, die andere netzte den Faden, die dritte drehte ihn und schlug mit dem Finger auf den Tisch. Und sooft sie schlug, fiel eine Zahl Garn zur Erde und das war aufs feinste gesponnen.
Oh, das klingt schon sehr nach Zauberei! Und die drei Frauen erinnern mich aus mythologischer Sicht an die Parzen, Nornen oder Moiren, die den Lebensfaden spinnen. Das Leben des Mädchens haben sie ja auch quasi in der Hand, denn wenn die Aufgabe gelingt, wird sich ihre Zukunft verbessern. Wobei eigentlich nur die Schicksalsgöttin Nona den Faden spinnt. Hier sind ja gleich drei beteiligt, aber immerhin ist diese Zahl, wie wir ja wissen, einfach magisch!
Ja, deine Zahl ist wieder da!
*grinst breit*
Ich finde auch, das klingt schwer nach Magie, aber wer weiß? Vielleicht sind die drei ja wirklich begabt im Spinnen oder sehr gerissen. Was sie wohl machen würden, wenn die Tochter sie nicht zur Hochzeit einlädt?
Vielleicht verwünschen sie das Mädchen und lassen es genauso aussehen, wie sie selbst! Nur mit all den drei Merkmalen von ihnen in einem - das wär’s doch!
Vor der Königin verbarg sie die drei Spinnerinnen jedoch erstmal und zeigte ihr, sooft sie kam, die Menge des gesponnenen Garns, dass diese des Lobes kein Ende fand.
Clever ist dieses Mädchen schon. Und sie scheint lügen zu können, ohne Rot zu werden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die drei Weiber das gut finden, dass die Tochter das ganze Lob fürs Nichtstun bekommt.
Na ja, ich meine im Endeffekt wollten sie unserem Mädchen ja helfen und belohnt werden sie ja anschließend in dem Sinne ebenfalls. Zumindest, was die Einladung auf der Hochzeit dann angeht…
*räuspert sich*
Als die erste Kammer jedenfalls leer war, ging's an die zweite, endlich an die dritte und die war auch bald aufgeräumt.
 
Nun nahmen die drei Weiber Abschied und sagten zum Mädchen:
"Vergiss nicht, was du uns versprochen hast, es wird dein Glück sein."

Als das Mädchen der Königin die leeren Kammern und den großen Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit aus und der Bräutigam freute sich, dass er eine so geschickte und fleißige Frau bekäme und lobte sie gewaltig.
 
Daraufhin sprach das Mädchen:
"Ich habe drei Basen und da sie mir viel Gutes getan haben, so wollte ich sie nicht gern in meinem Glück vergessen. Erlaubt doch, dass ich sie zu der Hochzeit einlade und dass sie mit an dem Tisch sitzen."
Immerhin hält sie sich an ihr Versprechen und macht keinen Move wie die Prinzessin aus “Der Froschkönig”.
*grinst zu Drys*
*hebt eine Augenbraue*
*prustet*
Das Wort ‘Move’ aus deinem Mund zu hören ist irgendwie… Lustig.
*rollt mit den Augen*
Schön, dass die Tochter ihr Wort hält. Ich glaube nur, da kommt noch was. Das wäre sonst ein sehr kurzes Märchen.
Hmmm, da schließ ich mich an… Es muss irgendwie noch einen Wendepunkt geben, bei dem man sich denkt ‘WOAH! DAS hätte ich jetzt nicht gedacht!’. Warte… Ich lese einfach mal weiter…
*richtet sich die Brille auf der Nase*
 
Die Königin und der Bräutigam sprachen:
"Warum sollen wir das nicht erlauben?"
 
Als nun das Fest anhub, traten die drei Jungfern in wunderlicher Tracht herein und die Braut sprach:
"Seid willkommen, liebe Basen."
 
Da sagte der Bräutigam plötzlich:
"Ach, wie kommst du zu der garstigen Freundschaft?"
 
Darauf ging er zu der einen mit dem breiten Plattfuß und fragte:
"Wovon habt Ihr einen solchen breiten Fuß?"
 
Diese antwortete:
"Vom Treten, vom Treten."
 
Da ging der Bräutigam zur zweiten und sprach:
"Wovon habt Ihr nur die herunterhängende Lippe?"
 
Diese antwortete:
"Vom Lecken, vom Lecken."
 
Da fragte er die dritte:
"Wovon habt Ihr den breiten Daumen?"
 
Diese antwortetete:
"Vom Fadendrehen, vom Fadendrehen."
Rotkäppchen lässt gerade grüßen, oder? Als sie den Wolf befragt, der sich als ihre Großmutter ausgibt. Aber mach ruhig weiter, Mavi.
Ja. das erinnert sehr stark daran.
*hat in seiner Erzählung direkt innegehalten, schaut prüfend zu den Jungs und macht dann weiter, wie es ihm erlaubt wurde*
 
Da erschrak der Königssohn und sprach:
"So soll mir nun und nimmermehr meine schöne Braut ein Spinnrad anrühren."

Und somit war das Mädchen das böse Flachsspinnen los.
*lacht laut los und schüttelt den Kopf*
Die drei ‘Grazien’ sind ja echt gerissen, könnten fast schon aus Slytherin sein. Für das faule Mädchen hat sich alles wunderbar gefügt. Und nur aufgrund der Ehre am Hochzeitsfest teilnehmen zu dürfen? Ich verstehe ja die Moral dahinter immer noch nicht.
Das ging ja ziemlich glücklich aus für alle. Die drei Weiber haben einen guten Platz im Schloss. Die Tochter tut nachwievor nichts und ist mit einem Prinzen verheiratet und die Königin hat Garn bis zum Umfallen.
Und wenn sie nicht schon umgefallen sind, so spinnen sie noch heute
– oder eben nicht.
*grinst schief*
*lacht und schließt den dicken Wälzer an Märchenbuch wieder*
Ende~
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Welche Moral will uns dieses Märchen wohl vermitteln? Dass man auch sein Glück finden kann, wenn man aus der Art geschlagen ist? Oder vielmehr nicht das tut, was von einem verlangt und erwartet wird? Dieser Text ist jedenfalls herausragend und steht im starken Kontrast zu Märchen wie “Frau Holle”, in denen nur die Fleißigen belohnt werden. Das Mädchen hat in seiner Not die Hilfe von drei Frauen angenommen, die offensichtlich nicht schön sind und an denen ein auffallender Makel haftet. Im Gegensatz zum “Froschkönig”, in dem die Prinzessin den Helfenden verrät, da er grässlich ist, steht das Mädchen im heutigen Märchen zu ihrem Wort und lädt ihre scheußlich anzuschauenden Helferinnen zu ihrer Hochzeitsfeier ein. Vielleicht soll uns die Geschichte verdeutlichen, dass man sich nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen sollte? Aber womit hat das faule Mädchen diese Hilfe überhaupt verdient? Kommt das Glück wertfrei zu jedem Menschen?
 
Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!

Und keine Panik - wir sind noch ausreichend genug versorgt mit euren Märchenvorschlägen, weshalb ihr dieses Mal keine Vorschläge abzugeben braucht! Wer jedoch extra darauf gewartet hat, uns diese wieder mitzuteilen, kann uns Dreien gerne eine Eule mit der dazugehörigen Märchenidee hinterlassen!
 
Somit verabschiedet sich das Trimagische Team für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.