Hallo zusammen!
Hier sind wieder die Märchenjungs Dawson , Drystan & Maverick
zusammen mit der tanzenden Seraphina !

Es ist nicht immer leicht, sich von den Eltern abzunabeln und als selbstständige Person wahrgenommen zu werden, die ihre eigenen Entscheidungen treffen kann. Oft versuchen Mütter und Väter aus Sorge um das Wohlergehen, den herangewachsenen Kindern weiterhin gute Ratschläge zu erteilen und sie vor Fehlern zu bewahren. Sie scheinen alles besser zu wissen und nicht selten kommt es zu heftigen Reaktionen, um die Grenzen aufzuzeigen. Ein schwieriger Prozess auf beiden Seiten, der jedoch durchgestanden werden muss, um letzten Endes ein gesundes Verhältnis zueinander haben zu können. Doch was kann geschehen, wenn Eltern klammern und der jungen Generation nicht erlauben, ihr Leben zu leben? Seht selbst…
 
Und nun Bühne frei für das 33. Märchen, das wir euch präsentieren dürfen:
ein Märchen von den Gebrüdern Grimm (KHM 133)
Die zertanzten Schuhe
Hier kommt das Trimagische Team im Dialog!
*beginnt über das ganze Gesicht zu strahlen, als er eine seiner besten Freundinnen erblickt*
Wenn das nicht die irische Elfe Seraphina Valentine aus dem Hause Ravenclaw ist!
*zwinkert*
Nun, ehemals Ravenclaw. Manchmal vermisse ich unsere Schulzeit gewaltig. Setz dich, ich freue mich sehr, dass du hier bist. Nachher müssen wir uns unbedingt noch über das Neueste austauschen, aber erstmal zum eigentlichen Grund deines Besuches. Welches Märchen hast du heute für uns dabei?
Ich freue mich auch, dich auf unserer Märchencouch begrüßen zu dürfen! Wir sind gespannt, was du uns tolles mitgebracht hast.
Und wie ich mich erst freue! Es ist mir eine Ehre, heute bei euch Gast sein zu dürfen! Aber reden wir nicht weiter drum herum und fangen direkt an. Mein mitgebrachtes Märchen trägt den vielversprechenden Titel “Die zertanzten Schuhe”. Es geht dort um einen König, der die Schuhe seiner zwölf Töchter jeden Morgen - wer hätte es gedacht - zertanzt vorfindet und das, obwohl er das Schlafzimmer der Töchter immer nachts abschließt.
Dieser Vater ist wohl ein regelrechter Kontrollfreak, was?
*rollt mit den Augen*
Jedenfalls handelt er sehr übergriffig und unvorsichtig. Ich dachte, Muggel sind immer so sehr um Feuer besorgt. Ich las da mal etwas über Brandschutzmaßnahmen. Es gibt Regeln für Nichtmagier, die sie im Falle eines Brandes befolgen und sie haben sogar eine Feuerwehr, beruflich und freiwillig, die dann für Muggel größere Feuer löscht! Ist es nicht unvorstellbar, was für eine Katastrophe das darstellt? All dies kostet ja wertvolle Zeit. Und die magische Bevölkerung verwendet einfach einen Aguamenti oder dergleichen und die Sache hat sich erledigt. Ohne den Schlüssel oder Magie kommen die Prinzessinnen doch nicht mehr rechtzeitig aus dem Zimmer heraus. Sie werden sicherlich Kerzen zur Beleuchtung verwenden und kein elektrisches Licht, oder?
*überlegt kurz*
Außerdem frage ich mich, wie riesig dieses Zimmer sein muss, wenn alle 12 Mädchen ausreichend Platz darin finden. Ihrem Stand entsprechend, dürften die dort ja nicht hausen wie im Hühnerstall.
Dieses Märchen kenne ich sogar, aber als Barbie-Film... Kleine Schwestern sind grauenvoll, sag ich euch. Der Vater scheint echt ein komischer Kauz zu sein, wobei ich ihn auch etwas verstehe, denn immerhin sind jeden Morgen ganze 12(!) Paar Schuhe hinüber. Früher waren Schuhe etwas kostbarer als heute.
Deine Gedanken zum Brandschutz sind überaus interessant, Drys! So habe ich ein Märchen noch gar nicht betrachtet und bin schockiert, auf wie viele Märchen das zutrifft.
*schmunzelt*
Stimmt, über Brandschutz wurde dieser König wohl nicht genügend aufgeklärt. Aber da die Mädchen ja jede Nacht auf mysteriöse Weise verschwinden, müssen wir uns wahrscheinlich wenig Sorgen machen, dass sie bei Feuer nicht auch einfach verschwinden würden. Genau dieses mysteriöse Verschwinden lässt ihn jedenfalls nicht los. Also verspricht er, dass derjenige, der innerhalb drei Nächte herausfindet, wo die Schwestern nachts tanzen, eine davon heiraten darf und Thronfolger wird. Wer es aber versucht und nicht schafft, dem droht die Todesstrafe.
Die magische Zahl Drei haben wir also auch wieder in diesem Märchen.
*freut sich*
Und irgendwie ist es mal wieder typisch, dass der glorreiche Held den Jackpot zieht und der Verlierer mit dem Tod bestraft wird. Dies erhöht natürlich den Druck für diejenigen, die sich an dieser Aufgabe versuchen wollen. Was mir auch nicht gefällt, ist die Tatsache, dass derjenige, der das Geheimnis um die zertanzten Schuhe lüftet, sich eine Tochter aussuchen darf. Die Mädchen werden doch wieder einmal wie das Eigentum männlicher Figuren, wie dem Vater und dem zukünftigen Ehemann, behandelt und sind fremdbestimmt. Im heiratsfähigen Alter, somit erwachsen, scheinen sie ja offensichtlich zu sein. Es kommt gefühlt äußert selten in Märchen vor, dass man von beiderseitiger Liebe erfährt. Meistens verspricht der Königsvater die Hand seiner Tochter und diese willigt dann ein. Manchmal steht sogar noch dabei, dass dies freudig geschah. Aber es hätte ja auch anders laufen können und ändert nichts am Verhalten dieser bestimmenden Väter. Das Gegenteil im Märchen sind dann die Vaterfiguren, die nichts zu sagen haben und eine machtlose Rolle im Hintergrund einnehmen. Oder fallen euch spontan Märchen ein, in denen es ein Mittelmaß beziehungsweise noch eine andere Darstellung gibt?
In so ziemlich jedem Märchen finden wir eine/n Held/in. Wie aber soll jemand rausfinden, wo die Mädchen tanzen gehen, wenn diese offensichtlich in einem Schloss wohnen? Dass jeder, der rausfinden kann, wo sie hingehen, sich dann eine Tochter aussuchen kann, klingt schon fast nach Viehhandel. Leider war das früher oft so, dass über den Köpfen der Mädchen entschieden wurde, wen sie zum Mann nehmen müssen.
Ja, das stimmt. Zum Glück ist das heute nicht mehr so! Wenn ich mir so vorstelle, einfach irgendeinen komischen Typ heiraten zu müssen, nur weil mein Vater das so will…
*schüttelt sich bei dem Gedanken*
Das Versprechen hat allerdings anscheinend gezogen. Bald darauf widmet sich nämlich ein junger Königssohn der Aufgabe. Doch er schafft es an keinem Abend, wach zu bleiben, und so wird er hingerichtet, genau wie viele andere nach ihm.
Ich verstehe nicht, weshalb eine Todesdrohung überhaupt nötig ist? Der König sollte doch um jeden Versuch froh sein, der unternommen wird, um des Rätsels Lösung auf die Spur zu kommen.
Okay, wow... Das ist heftig. Ich meine, einen Königssohn hinrichten, weil er einschlief… Mir fehlen die Worte.
Na, wenigstens wird der Königssohn gleich wie alle anderen behandelt. Die Strafe ist aber trotzdem unnötig brutal, wenn ihr mich fragt. Aber Strafe hin oder her, eines Tages kommt ein verwundeter Soldat in die Stadt, wo er von einer alten Frau gefragt wird, wohin er wolle. Er antwortet halb scherzhaft, dass er sein Glück an der Aufgabe des Königs versuchen wolle, woraufhin sie ihm rät, er solle abends nichts von dem Wein trinken, der ihm gebracht wird. Außerdem gibt sie ihm einen Umhang, der unsichtbar macht, damit er unbemerkt hinterherschleichen kann.
So ein Umhang aus Demiguise-Haaren ist schon wirklich sehr praktisch. Und was man damit alles so anstellen kann…
*grinst verschmitzt, als er sich an seine Schulzeit erinnert*
Da wäre dann auch die magische Verbindung. Der Umhang, der unsichtbar macht, und eine Art Zaubertrank! Was die Frau in dem verwundeten Soldaten sieht, dass sie ihm das alles sagt?
*grinst Drys vielsagend an*
Da hast du Recht, Drys, ein Tarnumhang ist sicherlich nicht nur für unseren Soldaten hilfreich… Am Hof schließlich wird ihm abends von der ältesten Königstochter Wein gebracht, den er nur vortäuscht zu trinken. Als er sich dann schlafend stellt, wägen sich die Schwestern in Sicherheit und fangen an, sich festlich heraus zu putzen. Als sie damit fertig sind, gibt das Bett der Ältesten auf magische Weise einen Geheimgang zum Vorschein, der zuerst zu einer Allee silberner, dann goldener und zuletzt diamantener Bäume führt.
Wenn der Wein, möglicherweise noch mit einem Schlafmittel versetzt, von den Prinzessinnen überreicht wird, dann handeln sie sehr verwerflich und machen sich der Beihilfe zum Mord schuldig. Die jungen Damen wissen doch sicherlich, dass fehlgeschlagene Versuche zur Lösung des Rätsels den Tod mit sich bringen. Sie handeln schon sehr egoistisch. Und es klingt so, als würden sie in ein Feenreich eintreten. Da bin ich jetzt aber gespannt, was sich nun offenbart! Faszinierend ist auch, dass für diese magische Schwelle ein Bett gewählt wurde. Der Sinn dieser Ruhestätte verschwindet, weil die Prinzessinnen ja nicht schlafen, und an Stelle des Platzhalters eröffnet sich dieses magische Tor in eine andere Welt. Wie ein wahr gewordener Traum.
Es klingt wahrlich magisch und sehr verlockend. Ich glaube, da könnte ich auch jede Nacht hingehen, um diese besondere Welt zu betrachten. Dass sich die Töchter aber so einfach täuschen lassen, ist schon lustig.
Schließlich kommen sie zu einem Gewässer, wo zwölf Prinzen in zwölf Booten auf die Königstöchter warten, die sie zu einem Fest in einem schönen Schloss schiffen.
Die Zahl 12 kommt im Märchen auch öfters vor.
Naja, wären da nur 3 Prinzen, würde das sicher nicht so gut laufen. Die würden sich sicher ständig streiten, wer als nächstes mit dem Prinzen tanzen darf.
Während der gesamten Zeit folgt der Soldat den Schwestern unsichtbar, jedoch schöpft die Jüngste Verdacht, als er ihr auf das Kleid tritt, einen Ast von den Bäumen abbricht und er das Boot durch sein Gewicht beschwert. Von ihren Schwestern wird sie aber beruhigt, so dass der Soldat nicht auffliegt. Jede der drei Nächte folgt er den Königstöchtern und feiert unsichtbar mit ihnen. Nach der dritten Nacht erstattet er dem König Bericht und zeigt ihm als Beweis drei Zweige und einen Becher, die er nachts mitgenommen hatte. Die Königstöchter sehen die Ausweglosigkeit ein und bestätigen dies, woraufhin schließlich der Soldat, wie vom König versprochen, die älteste Tochter heiratet und Thronerbe wird.
Wieder tritt die Zahl Drei in Erscheinung und bringt dem Soldaten den gerechten Lohn. Aber so gerecht finde ich das im Hinblick auf die Heirat wie gesagt nicht. Natürlich sucht sich der Soldat die älteste Tochter aus, um an die absolute Macht zu kommen. Der hat jedenfalls ausgesorgt, da er durch seine Kriegsverletzung vermutlich nicht wieder einsatzfähig geworden wäre.
*erinnert sich plötzlich an eine ähnliche Geschichte*
Gerade habe ich mich gefragt, wer diese geheimnisvollen Prinzen sind. In einem ähnlichen Märchen waren diese glaube ich Teufel, die jene Prinzessinnen in das Reich entführt und zum Tanzen verführt haben. Ihnen war es gar nicht möglich, den Ball auch nur eine Nacht lang auszusetzen. Sie standen unter einem magischen Bann, der sie zunehmend schwächte. Letztlich wurden sie dann erlöst, aber dieses Ende wirkt eher so, als hätte der Soldat den Mädels den Spaß verdorben.
Das habe ich mich auch schon gefragt, Drys. Und das, was du da erzählst, kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Die Prinzen sind vielleicht auch einfach eine Art Illusion, in dieser echt besonderen Welt.
Möglich wäre es, D. Sie haben jedenfalls meine Empathie in ihrem Drang nach Freiheit - bis auf die Aktion mit dem Wein und das resultierende Schicksal der Verlierer. Das ist heftig. Herrische Väter sind grauenhaft und können zu extremem Handeln führen.
Dennoch gab es dieses Mal ein gutes Ende. Wir hoffen natürlich, dass die beiden bis an ihr Lebensende glücklich sind. Damit wären wir dann bei:
Ende gut, alles gut.
*stimmt D mit Nicken zu*
Vielen Dank für dieses spannende Märchen, Phina.
Der Vorhang fällt - ‘Tschüss Märchenwelt!’
Was will uns dieses Märchen sagen? Dass es sich für junge Mädchen nicht schickt, ausgelassen zu sein und sich die Nächte um die Ohren zu schlagen? Sicherlich haben die Prinzessinnen ihr kleines Abenteuer übertrieben und waren tagsüber bestimmt zu nichts zu gebrauchen. Doch bei einem solch vermutlich strengen Vater ist es nicht verwunderlich, wenn eine junge Frau die Freiheit herbeisehnt und sich aus den ihr auferlegten Zwängen herausbewegen will. In diesem Märchen im wahrsten Sinne des Wortes - und zwar tanzend!
Am Ende wird den nächtlichen Ausflügen der jungen Damen allerdings wieder ein Riegel vorgeschoben und sie müssen in ihren Alltagstrott zurückkehren. Hätte es nicht einen Mittelweg geben können?
 
Lasst es uns gerne in einem Kommentar wissen!
 
Auch du hast Lust, als Gast auf der Märchencouch Platz zu nehmen? Schreibe uns gerne eine Eule und wir klären alles weitere mit dir ab!
 
Somit verabschiedet sich das Trimagische Team für dieses Mal und ist gespannt, welches Märchen als nächstes an der Reihe sein wird.

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